Die Unterhändler des EU-Umweltministerrats und des EU-Parlaments verhandeln über eine verschärfte Neuauflage der EU-Verordnung über fluorierte Treibhausgase (F-Gase). Diese werden insbesondere als Kältemittel in Wärmepumpen eingesetzt. F-Gase besitzen eine starke Treibhausgaswirkung, die erheblich größer sein kann als die von Kohlendioxid (CO2). Damit tragen sie erheblich zum Klimawandel bei. Der europäische Verband der Wärmepumpenhersteller (EHPA) und der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) befürchten, dass durch die Verschärfung der Regeln Wärmepumpen deutlich teurer werden und die Produktion der Geräte ins Stocken gerät.

Die Verbände sehen zudem einen Widerspruch zu den von der EU gesteckten Klimazielen. Denn die elektrisch betriebenen Wärmepumpen sollen baldmöglich Heizungsanlagen ersetzen, die heute noch mit Erdgas oder Öl betrieben werden. Sie fordern deshalb längere Fristen zur Umstellung der Geräte auf natürliche Kältemittel. Das EU-Parlament kommt ihnen hierbei aber nicht so entgegen wie der EU-Umweltministerrat, in dem Deutschland durch Steffi Lemke (Grüne) vertreten ist. Erwartet wird eine Einigung zwischen beiden EU-Institutionen erst im Laufe des Jahres.

F-Gase klimaschädlicher als CO2

Die EU-Kommission hatte im April 2022 einen Verordnungsvorschlag vorgelegt. Dieser enthält Vorschriften für die Emissionsbegrenzung von F-Gasen. Überdies sollen die in Verkehr gebrachten „teilfluorierten“ Kohlenwasserstoffe (HFKW), die insbesondere in Wärmepumpen eingesetzt werden, noch weiter begrenzt werden.

Ohne Kältemittel geht es nicht
Eine Wärmepumpe funktioniert im Prinzip ähnlich wie ein Kühlschrank. Während der Kühlschrank seinem Innenraum die Wärme entzieht und nach draußen abgibt, entzieht die Wärmepumpe dem Außenbereich die Wärme und gibt sie als Heizenergie an das Haus ab. Grafik: BWP
Ohne Kältemittel geht es nicht
Eine Wärmepumpe funktioniert im Prinzip ähnlich wie ein Kühlschrank. Während der Kühlschrank seinem Innenraum die Wärme entzieht und nach draußen abgibt, entzieht die Wärmepumpe dem Außenbereich die Wärme und gibt sie als Heizenergie an das Haus ab. Grafik: BWP

Die EU-Umweltministerinnen und -minister sind hingegen dafür, im Vergleich zum Kommissionsvorschlag eine Reihe von Verboten aufzuschieben – hauptsächlich für Wärmepumpen. So solle der Vorschlag besser an die im Rahmen von Repower EU festgelegten Ziele angepasst werden. Das EU-Parlament fordert hingegen einen steileren schrittweisen Abbau von HFKW auf dem EU-Markt ab 2039 mit einem vollständigen Ausstieg aus der Produktion und dem Verbrauch bis 2050.

Natürliche Alternativen verfügbar

Der für das Dossier zuständige grüne Abgeordnete vom Umweltausschuss des EU-Parlaments (ENVI), Bas Eickhout, rechtfertigte die gegenüber dem Kommissionsentwurf gemachten Verschärfungen: In den meisten Fällen seien natürliche Alternativen zu F-Gasen leicht verfügbar. „Aus diesem Grund haben wir uns für eine ehrgeizige Position zum vollständigen Ausstieg aus F-Gasen bis 2050 und in den meisten Sektoren bereits bis zum Ende dieses Jahrzehnts ausgesprochen“, sagte er. „Wir geben dem Markt Klarheit und ein Signal, in Alternativen zu investieren.“

In Kooperation mit dem Branchendienst energate.

Hauswärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln wie etwa Propan (R290) haben zurzeit einen Anteil von circa fünf Prozent am europäischen Markt, auf dem im vergangenen Jahr rund drei Millionen Wärmepumpen abgesetzt wurden. Im Gegensatz zu Hauswärmepumpen sind in vielen Großwärmepumpen schon jetzt nicht-halogenierte Kältemittel im Einsatz. So werden sowohl Kohlendioxid (R744), Propan (R290), Ammoniak (R717) als auch Ammoniak/Dimethylether (R723) verwendet. Im mittleren bis großen Leistungsbereich sind häufig Wärmepumpen mit Ammoniak als Kältemittel im Einsatz.

Laut Angaben der EU-Kommission entfallen auf EU-Ebene derzeit 2,5 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen auf F-Gase. Sie haben bis zu mehrere hunderttausendmal stärkere Auswirkungen auf die Erderwärmung als CO2. Auf teilfluorierte Kohlenwasserstoffe (HFKW) entfallen rund 90 Prozent der F-Gas-Emissionen. Mit der Überarbeitung der F-Gas-Verordnung sollen bis 2050 weitere Emissionen in Höhe von 310 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent eingespart werden. Dies entspricht dem Gesamttreibhausgasausstoß Spaniens im Jahr 2019.

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