Die vier Ringe des Firmenemblems stehen für Audi und Horch, DKW und Wanderer – und die Auto-Union, die 1932 in einer schweren Wirtschaftskrise durch den Zusammenschluss von vier sächsischen Automobilwerken zu einer Produktionsgemeinschaft hervorging. Aber wer weiß so etwas schon noch? Horch, DKW und Wanderer sind längst Geschichte. Selbst in Deutschland gibt es nur noch wenige Menschen, die mit den Namen etwas anfangen und das Audi-Logo erklären können. In China können die überwiegend jungen Autokäufer schon gar nichts mehr damit anfangen.

Insofern ist es eigentlich folgerichtig, dass Audi auf dem weltgrößten Automarkt die vier Ringe ablegt: Das in Shanghai präsentierte Showcar Audi E concept trägt sie weder auf der Fronthaube, noch auf der Heckklappe oder dem Lenkrad. Statt dessen prangt dort in Versalien nur noch der Firmenname: AUDI. Das ist übrigens die latinisierte Form des Wortes Horch, die nach dem Rauswurf von Firmengründer August Horch aus dem eigenen Unternehmen für den Neustart gewählt wurde.

Aufgehorcht 
Das AUDI e-concept gibt einen Ausblick auf das erste Serienauto der chinesischen Schwestermarke, das im kommenden Jahr auf den weltgrößten Automarkt kommt. Mit 800-Volt-Architektur und einem Allradantrieb mit 470 kW Leistung. Fotos: Audi Deutschland
Aufgehorcht
Das AUDI e-concept gibt einen Ausblick auf das erste Serienauto der chinesischen Schwestermarke, das im kommenden Jahr auf den weltgrößten Automarkt kommt. Mit 800-Volt-Architektur und einem Allradantrieb mit 470 kW Leistung. Fotos: Audi Deutschland

Ähnliches schwebt nun offenbar Audi in China vor, nachdem die Marke mit den vier Ringen dort unter die Räder zu kommen droht. Im ersten Halbjahr wurden im Reich der Mitte nur noch rund 833.000 Autos abgesetzt, 8,2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Noch schlimmer aber: Der Betriebsgewinn brach um 42 Prozent ein.

Gemeinsame Plattform mit SAIC

Audi hat sich deshalb entschlossen, eine Schwestermarke zu gründen. Die zwar AUDI heißt, aber ohne die vier Ringe auskommen muss. Und die ihre Autos beim chinesischen Partner SAIC produzieren und von chinesischen Designern exklusiv für chinesische Kunden gestalten lässt. Erste Serienmodelle sollen im Sommer kommenden Jahres auf den Markt kommen, allesamt mit Elektroantrieb und in der Mittel- und Oberklasse positioniert.

China-style 
Luftig wie geräumig ist der Innenraum des von Chinesen gestalteten Showcars. Der riesige Monitor, der sich über die gesamte Fahrzeugbreite erstreckt, soll den Insassen zur Unterhaltung der Insassen in den häufigen Staus in den Großstädten dienen.
China-style
Luftig wie geräumig ist der Innenraum des von Chinesen gestalteten Showcars. Der riesige Monitor, der sich über die gesamte Fahrzeugbreite erstreckt, soll den Insassen zur Unterhaltung der Insassen in den häufigen Staus in den Großstädten dienen.

Das 4,87 Meter lange und knapp zwei Meter breite AUDI e concept soll insofern einen Vorgeschmack auf die Stiefschwester des Audi A6 e-tron geben, die ebenfalls im Sommer kommenden Jahres startet. Der Chinese verfügt über einen 570 kW starken Allradantrieb und einen 100 kWh großen Akku, der für mehr als 700 Kilometer gut sein soll. Eine 800-Volt-Architektur sorgt für eine hohe Ladeleistung, so dass zehn Minuten am Schnelllader (europäischen Zuschnitts, in China sind die Ladeleistungen in der Regel deutlich geringer) genügen sollen, um Energie für 370 Kilometer zu tanken.

Vorsprung durch chinesische Technik

Der Innenraum des Sportback ist nach dem Geschmack fernöstlicher Kunden gestaltet. Er wartet mit hellen Hölzern und einem sich über die gesamte Fahrzeugbreite ziehenden 4-K-Touchdisplay auf. Die Außenspiegel sind selbstverständlich digital und spielen ihre Bilder auf diese hochauflösende Kinoleinwand. Audi-Chef Gerno Döllner verspricht sich viel von der Partnerschaft mit dem staatlichen Automobilkonzern, dem unter anderem schon die britische Traditionsmarke MG gehört.

„Die gemeinsame Plattform“, sagte Döllner bei der Vorstellung von Auto und Joint-Venture, „kombiniert die Stärken von Audi mit der Innovationsgeschwindigkeit von SAIC.“ Durch die Kooperation verkürze sich unter anderem die Entwicklungszeit bis zur Markteinführung um 30 Prozent. Soll wohl heißen: Nur so lässt sich in China noch ein Vorsprung durch Technik gewinnen.

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