Nun ist es amtlich: Der Volkswagen-Konzern bleibt Generalsponsor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Der auslaufende Vertrag wird verlängert, wurde am Mittwoch auf großer Bühne in der Berliner VW-Niederlassung „Drive“ bekannt gegeben. „Wir haben mit dem DFB eine wertvolle Partnerschaft, unterstützen den Fußball in der Spitze und in der Breite: im Nachwuchs, bei den Frauen und bei den Männern“, kommentierte anschließend Konzernchef Oliver Blume.
Und natürlich zeigte sich Holger Blask, der anwesende Vorsitzende der Geschäftsführung der DFB GmbH besonders zufrieden mit der neuen Regelung, die allerdings diesmal nur für vier, statt wie bisher für fünf Jahre gelten soll. „Der DFB und VW, das sind zwei starke deutsche Traditionsmarken mit internationaler Strahlkraft.“ Außerdem, so lobte Blask, verlängere Volkswagen ja nicht nur mit dem DFB, sondern auch die Verträge mit sämtlichen 12 Landesverbänden.
Über die finanziellen Konditionen wollte Blask in Berlin aber nichts verraten, obwohl die Fortsetzung dieses Deals mit VW für den DFB so kurz vor der Heim-WM ein wichtiger wirtschaftlicher Erfolg ist, der wohl nach ersten Schätzungen einen höheren zweistelligen Millionenbetrag in die Kassen des Fußballs-Bundes spülen dürfte. Bisher wurden vom VW-Konzern angeblich 25 bis 30 Millionen Euro überwiesen. Zur Erinnerung: Die Volkswagen AG hatte 2019 den langjährigen DFB-Partner Mercedes abgelöst. Mit einer deutlichen Steigerung der finanziellen Unterstützung, wie der DFB damals freudig verlauten ließ.
„Lücken“ für weitere Partnerschaften
Wobei VW jetzt wohl nicht der einzige Bewerber für den DFB-Deal war. Offenbar waren auch andere Autohersteller im Spiel, ist hinter den Kulissen zu hören. Was Blask aber partout nicht bestätigen wollte. „Wir haben mit vielen Interessenten gesprochen“, ließ er sich gegenüber EDISON lediglich entlocken. Auch international sei sondiert worden. „Der DFB hat definitiv kein besseres Angebot liegen gelassen“, betonte er nachdrücklich. Ganz nebenbei ließ er dann aber durchblicken, dass es da noch „ein paar Lücken für weitere Partnerschaften“ gäbe.
Auf alle Fälle folgte die Show in Berlin – auch DFB-Sportdirektor Rudi Völler und Frauenfußball-Star Alexandra Popp waren auf der Bühne – jetzt exakt und medienwirksam auf die scheibchenweise Bekanntgabe des deutschen EM-Aufgebots. Bis zuletzt war über die diversen Details und übers Geld verhandelt worden. Immerhin setzt die DFB-Führung um Präsident Bernd Neuendorf damit nun die jüngsten positiven Ergebnisse fort. Neben Nike gab es schließlich auch lukrative und werbewirksame Abschlüsse mit der einflussreichen Social-Media-Plattform TikTok („Entertainment-Partner“) und dem großen Finanzdienstleister Klarna (Partnerschaft „mit Werberechten“).
Bei der EM ist VW nur die zweite Wahl
Was den Auftritt bei der anstehenden Heim-EM betrifft, so ist das DFB-Abkommen für die Wolfsburger eigentlich nur die zweite Wahl. Denn offizieller Partner des UEFA ist hier diesmal nicht der VW-Konzern, sondern der chinesische Autoriese BYD, der während der Spiele nun seine neuesten Elektroautos überall in den Stadien werbeträchtig präsentieren darf. Und nebenbei für die Offiziellen sämtliche wichtigen EM-Transporte übernehmen kann. Passt exakt zu den angesagten Expansionsplänen der Chinesen, die 2023 bei uns gerade rund 4000 E-Autos verkaufen konnten. Richtig, bisher war diese Super-Marke aus dem Reich der Mitte hierzulande nur Insidern bekannt. Genau das könnte sich im Zuge ihres EM-Auftritts vielleicht hübsch ändern.
„Wir werden Tausenden von Fußballfans das Engagement unserer Marke für umweltfreundliche und intelligentere Mobilitätslösungen näher bringen“, trommelt schon mal die Marketingabteilung der Chinesen. Zum Beispiel mit Werbespots in den Spielpausen und diversen Live-Events bei den Händlern.
BYD will EURO 2024 mit E-Autos grüner machen
Überhaupt, so heißt es bei BYD, passe diese Partnerschaft perfekt zu den Bemühungen der UEFA, die „EURO 2024″ grüner und umweltfreundlicher auszurichten. Alles klar, aber letztendlich geht es für BYD, ein weltweit rasanter Player in allen Karosserie-Klassen der Elektromobilität, um die Eroberung des wichtigen deutschen Automobilmarktes.
Tatsächlich hätte dieser Auftritt in den Stadien, wie bei der EM 2021, auch bestens zu VW gepasst. Damals waren es die Wolfsburger, die mit ihren vollelektrischen ID-Modellen kräftig warben. Und jetzt hatte man aus Kostengründen auf eine Verlängerung der UEFA-Partnerschaft verzichtet, um das milliardenschwere Sparprogramm des Konzern nicht zu gefährden.
Doch VW-Markenchef Thomas Schäfer sieht diese Konstellation sogar positiv: „Wir haben da gar nicht mitgeboten, für uns war klar, dass wir bei ähnlichen Kosten den DFB bevorzugen.“ Der DFB mit seinem großen Volkssport Fußball passe einfach besser zu einer bodenständigen Marke wie Volkswagen. Und nach der Europameisterschaft, frohlockt Schäfer, sei für BYD schließlich der Spaß vorbei, während VW hier langfristig im Boot bleibe. Trotzdem schade für die Wolfsburger, zumal es mit den Chancen der deutschen Nationalmannschaft, die Vorrunde zu überstehen, derzeit gar nicht so übel aussieht.