Stromverbräuche um die 20 kWh/100 km
Richtig spannend wird es dann wie immer auf der Teststrecke bei den Verbrauchswerten, die auch in diesem Fall trotz relativ braver Fahrweise, allerdings nicht so zellfreundlichen Außentemperaturen von 15,5 Grad Celsius und den montierten 21-Zoll-Rädern erwartungsgemäß über den Werksangaben liegen. Auf der Autobahn waren wir bei Tempi zwischen 90 und 120 km/h (ja, diese spanischen Speedlimits und die vielen Blitzer) mit Werten zwischen 22 und 24 kWh unterwegs, auf ziemlich kurvigen, bergigen Landstraßen ließ sich der Verbrauch problemlos bis auf 18,1 kWh drücken.
Dabei summierten sich an zwei Tagen über 250 Test-Kilometer, und wir sind meist im sparsamen Effiency plus-Modus gefahren, nur kurze Zeit im scharfen Dynamik-Modus. Länger mal im lockenden Balance-Modus, der laut Produktmanager Christian Steinhorst hier „das Beste aus allen Welten“ vereinen soll. Tatsächlich bringt Balance eine harmonische Mischung aus Sport, Sparen und Komfort — mehr als genau diese Einstellung würden wir hier eigentlich gar nicht brauchen.
Einstiegspreis von 74.700 Euro – erst einmal
Die reale Reichweite des Stromers? Hängt in beiden Modellen schwer vom Fahrstil ab. Sie dürfte irgendwo zwischen 400 und 450 Kilometern liegen. Nicht schlecht, aber das können diverse Wettbewerber auch China oder ein Tesla auch. Ganz abgesehen davon, dass die beiden aktuell verfügbaren Q6 e-tron-Modelle preislich das Niveau eines Durchschnittverdieners weit übersteigen. Der Einstieg beginnt bei 74.700 Euro. Das S-Modell liegt mit 93.800 Euro noch einmal heftig höher, und speziell die verfügbaren Technologie-Pakete, die das Auto mit den erwähnten schönen Extras erst zum Highlight machen, schlagen richtig zu.
Und fürs gut ausgestattete „Edition one blue“-S-Modell, das Audi neben dem „one grey“ zum Verkaufsstart offeriert, müssten wir 104.800 Euro locker machen. Nur mal zur Erinnerung: Wir reden hier über einen Mittelklasse-SUV. Und dass die Garantien mager bei den Audi-üblichen zwei Jahren liegen, dürfte in diesem Zusammenhang auch nicht besonders motivierend wirken.
Sportback folgt 2025
Schlauerweise legt Audi nun sicherheitshalber den Q6 e-tron performance nach, dessen Auslieferung fürs dritte Quartal dieses Jahres geplant ist. Wobei der Namenszusatz „Performance“ hier irritiert, denn dieses Modell hat als Hecktriebler keinen Allradantrieb und mit seinen maximal 240 kW (326 PS) auch weniger Leistung. Aber mit 641 Kilometern (nach WLTP-Norm) mehr Reichweite und, das ist der Ansatz, mit 68.800 Euro einen deutlich niedrigeren Einstiegspreis. Richtig, auch der ist natürlich relativ, zumal sich auch hier die begehrenswerten Extras addieren. Wenigstens ist die Wärmepumpe inklusive, die nun sogar die Umgebungsluft nutzt.
Interessante Sache: Noch in diesem Herbst will Audi eine coupehafte Sportback-Version des Allradlers Q6 e-tron vorstellen, die dann mit einem Aufpreis von mindestens 2000 Euro bereits im Frühjahr nächsten Jahres zu den deutschen Händlern kommt. Und unterhalb des avisierten ersten Performance-Einstiegsmodells will Audi noch 2025 unbedingt eine noch preisgünstigere Version des Q6 e-tron offerieren, die mit 10 statt 12 Batteriemodulen auskommt, was die elektrische Kapazität des Hecktrieblers auf 83 kWh reduziert. Reichweite: um die 500 Kilometer.
Einstiegs-Stromer erst 2027
Richtige Preisnachlässe – Stichwort China-Konkurrenz – scheuen sie indes bei Audi wie der Teufel das Weihwasser. „Als Premiumhersteller beteiligen wir uns nicht an kurzfristigen Preismaßnahmen“, postuliert Döllner. Premium hieße schließlich Wertstabilität. Andererseits ist der Druck in der E-Branche so groß, dass die Ingolstädter nun definitiv ein Elektromodell unterhalb des Q4 e-tron (ab 52.950 Euro) planen. Wir rechnen mit einem Hochsitzer im Format eines Audi Q3 und einem Einstiegspreis unterhalb von 40.000 Euro. Dieser Einstiegsstromer, der aktuell mit Hochdruck entwickelt wird, soll aber erst 2027 auf den Markt kommen. Und dann für Audi die dringend benötigten E-Käufer einfangen.
Denn in der E-Branche läuft das Preis-Roulette gerade wie verrückt. So hatte Tesla noch für den Juni mal schnell eine Preissenkung von 6000 Euro für das geräumige Model Y verkündet. Offiziell lief das unter Umweltprämie, aber eigentlich waren diese Stromer bereits produzierte Lagerwagen aus Grünheide. Und damit verbilligte sich die vorkonfigurierte Basisversion dieses SUV (455 Kilometer Reichweite) – natürlich auch ein Rivale des tollen Audi Q6 e-tron – mit Hinterradantrieb für ein paar Wochen auf schlanke 38.990 Euro.