Am guten Willen mangelt es den Deutschen nicht. Jeder Fünfte würde gerne zum Schutz von Umwelt und Klima seltener das Auto nutzen und auch generell weniger verreisen. Aber Mobilitätsmuster ändern sich nur langsam, wenn sie nicht von der Politik mit der Brechstange erzwungen werden. Daran hat auch der „Crashkurs“ in der Corona-Pandemie nichts geändert.

Das zeigte sich auch wieder bei einer großen repräsentativen Umfrage, die das Institut für Demoskopie in Allensbach im Auftrag der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) durchführte. Nach dem insgesamt vierten „acatech Mobilitätsmonitor“ setzen sich derzeit sehr viele Menschen mit ihren Möglichkeiten auseinander, ihr Mobilitätsverhalten zu verändern. So bekundeten bei der Befragung 30 Prozent, künftig verstärkt das Fahrrad nutzen zu wollen.

Für 61 Prozent der Stadtbewohner ist Auto alternativlos

„Dennoch bleibt das Auto für viele Menschen unverzichtbar, vor allem in kleineren Städten und auf dem Land“, fasste die Leiterin des Allensbach-Instituts, Renate Köcher, ein zentrales Ergebnis der Befragung. Selbst in den Großstädten wollen 61 Prozent der Menschen nicht auf einen Privatwagen verzichten. Auf dem Land betrug der Anteil sogar 83 Prozent.

Corona als Katalysator 
Viele Deutsche haben während der Pandemie ihr Mobilitätsverhalten geändert - freiwillig und gezwungenermaßen. Trotzdem hängen weiterhin viele an ihrem eigenen Auto. Grafik: Acatech
Corona als Katalysator
Viele Deutsche haben während der Pandemie ihr Mobilitätsverhalten geändert – freiwillig und gezwungenermaßen. Trotzdem hängen weiterhin viele an ihrem eigenen Auto. Grafik: Acatech

Die Gründe dafür sind vielschichtig. 23 Prozent der Auto-Nutzer sehen den Öffentlichen Personen-Nahverkehr nicht als ernsthafte Alternative – weil er zu unregelmäßig verkehrt, oft unpünktlich und nach Ansicht von 52 Prozent der Befragten derzeit auch zu teuer ist. Das geplante 49-Euro-Ticket wurde deshalb von zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten als positiv bewertet. Ob es aber auch in größerem Umfang zu einer Veränderung des Mobilitätsverhaltens führt, bleibt abzuwarten.

„Die Umfrage zeigt deutlich“, so achatech-Präsident Jan Wörner, „dass sehr viele Menschen einen klimaschonenden Verkehr wollen, aber alltagstaugliche Lösungen brauchen, die zu ihren persönlichen, individuell wie regional sehr unterschiedlichen Bedürfnissen passen.“ Es reiche nicht, die Menschen für gewollte und vorgefertigte Lösungen gewinnen zu wollen. Die Politik müsse stärker auf die Bedürfnisse und Interessen der Bürger eingehen.

Weiter große Skepsis gegenüber E-Autos

Erwartungen und Wünsche klaffen aber auch bei der Antriebswende deutlich auseinander, dem Umstieg vom einem Auto mit Verbrennungskraftmaschine zu einem E-Auto. Eine Mehrheit glaubt zwar, dass sich in den kommenden zehn Jahren der Elektroantrieb durchsetzt. Aber nur 22 Prozent der Befragten halten das für wünschenswert – zu groß ist immer noch die Skepsis gegenüber den Stromern. Neben den hohen Anschaffungskosten (71 Prozent) bemängelten viele der Befragten (61 Prozent) einen Mangel an öffentlichen Lademöglichkeiten. Und 61 Prozent schrecken die inzwischen recht hohen Strompreise ab. 60 Prozent bezweifelten außerdem, dass Herstellung und Betrieb von Elektroautos einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Es sei „alarmierend“, dass das Interesse an der Elektromobilität trotz des wachsenden Angebots an Fahrzeugen nicht zunehmen, sondern stagniere und tendenziell sogar abnehme, meinte die Allensbach-Chefin. Hier müssen Autohersteller – und die Politik – wohl noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten.

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