Einen Fehler macht BMW nicht mehr – in der Nobelliga einen Vierzylinder mit einem Elektromotor zu kombinieren. Diesen Makel glich bereits die Vorgängergeneration G11 schnell aus. Beim Nachfolgemodell wird der Elektromotor von anfang an mit einem Sechsyzylinder gekoppelt. Somit gibt es im 750e nicht nur Leistung satt, sondern auch den von einigen Autoherstellern unterschätzen Image- und Klanggewinn, der für viele Kunden in der Premiumliga immer noch wichtig ist.

Die Leistung, die der neue BMW 750e – obligatorisch ein Allradler – abliefert, ist sogar auf dem Niveau ehemaliger V8-Topmodelle. Während der drei Liter große Reihensechszylinder 230 kW (313 PS) sowie 450 Newtonmeter als Grundversorgung zur Verfügung stellt, steuert das Elektromodul an der Achtstufenautomatik weitere 145 kW (197 PS) bei gleichem Drehmoment für den Vortrieb bei. Macht bei einem vollen Leistungsabruf in Summe 360 kW oder 490 PS Leistung und ein maximales Drehmoment von 700 Nm. Den Normverbrauch gibt BMW mit 1,0 Litern auf 100 Kilometern an – der Stromverbrauch kommt obendrauf

Verfahren 
Feldwege sind nicht unbedingt das Terrain des BMW 750 e - trotz Allradantrieb xDrive. Aber der Rastplatz gibt Gelegenheit, sich mit dem neuen Frontdesign der Baureihe vertraut zu machen, das vor allem Europäer irritiert.
Verfahren
Feldwege sind nicht unbedingt das Terrain des BMW 750 e – trotz Allradantrieb xDrive. Aber der Rastplatz gibt Gelegenheit, sich mit dem neuen Frontdesign der Baureihe vertraut zu machen, das vor allem Europäer irritiert.

Wem das nicht reichen sollte: Der stärkere Bruder BMW 760e mit Plug-in-Hybridantrieb verfügt über den gleichen Elektromotor an der Achtgang-Automatik und ebenfalls über Allradantrieb, jedoch einen leistungsstärkeren Reihensechszylinder mit 380 kW mit 520 Nm. Die Gesamtleistung steigt so auf 420 kW (571 PS), das maximale Drehmoment. Der Antrieb liegt damit auf dem Niveau des ehemaligen V12-Topmodells, der in der neue Modellgeneration aus klimapolitischen Gründen keinen Platz mehr fand.

Genau so souverän wie der i7

Braucht es nun den 760e – oder reicht der 750e? Diese Frage ist leicht beantwortet, denn der Schub, den bereits das Antriebsduett in der schwächeren Version abliefert, ist mehr als imposant und trotz des Leergewichts von knapp 2,5 Tonnen ausgesprochen dynamisch. Bei einer Beschleunigung von 0 auf Tempo 100 in 4,8 Sekunden und einem heißen Zwischenspurt 80 auf 120 km/h in spektakulären 2,7 Sekunden kommen keine Wünsche nach einem Leistungsnachschlag aus.

Dabei spielt das Luxusmodell aus Dingolfing jene Stärken aus, mit denen auch der vollelektrische BMW i7 glänzt. Er ist lässig zu fahren, unglaublich souverän und bietet ein Fahrwerk, das mit Luftfederung, adaptiven Dämpfern und einem exzellenten Geräuschniveau im Innern keinerlei Wünsche offenlässt. Eine Klasse für sich bleibt die präzise und überaus anpassungsfähige Lenkung, die einen nennenswerten Anteil am Fahrspaß hat, den der BMW 750e xDrive trotz seines Übergewichts gerade auf Landstraßen verbreiten kann.

Geschlossene Abteilung
Beim Blick unter die Motorhaube ist vom Elektroantrieb wenig zu sehen - abgesehen von einem orangefarbenen Kabel. auch der Sechszylinder-Motor weiß sich zu verstecken.
Geschlossene Abteilung
Beim Blick unter die Motorhaube ist vom Elektroantrieb wenig zu sehen – abgesehen von einem orangefarbenen Kabel. auch der Sechszylinder-Motor weiß sich zu verstecken.

Innen gibt es klimatisierte Sitze, die vorne wie hinten jeden Kilometer zum Kurzurlaub werden lassen und ein Komfortniveau, bei dem allenfalls noch die aktuelle Mercedes S-Klasse mithalten kann. Anders als bei der Konkurrenz aus Stuttgart gibt es den BMW 7er in der Version PHEV auch mit langem Radstand und mit einem Gardemaß von 5,39 Metern Länge. Das Panoramadach mit ausklappbarem Großbildschirm für die zweite Reihe ersetzt das elektrische Schiebedach.

Note 1 für den Aufenthaltswert

Für ein Auto, das so jung auf dem Markt noch einen ganzen Modellzyklus mit weiteren sechs Jahren überstehen muss, könnten die gestochen scharfen Displays vielleicht etwas größer sein. Und ein Beifahrerdisplay, in dieser Liga längst etabliert, fehlt im BMW-Topmodell etwas überraschend. Auch die verschiedenen Fahrmodi, mitunter gekoppelt an Themenwelten mit unterschiedlichen Ambientefarben, bleiben Geschmacksache wie die kunterbunt zu illuminierende Lichtleiste, die sich bis in die Türen zieht. Aber es ändert nichts daran: Für den Aufenthaltswert vorne wie hinten verdinet der BMW 7er eine glatte Eins. Bein-, Kopf- und Schulterfreit sind eine Klasse für sich und mit seinem 525 Liter großer Laderaum muss kaum etwas zu Hause bleiben.

Erste-Klasse-Abteil 
Der Fond des Siebener-BMW ist feinst gepolstert, bietet reichlich Fuß- und Knieraum und offeriert gegen Aufpreis auch noch eine Kino-Leinwand, die auf Knopfdruck von der Decke herabschwenkt.
Erste-Klasse-Abteil
Der Fond des Siebener-BMW ist feinst gepolstert, bietet reichlich Fuß- und Knieraum und offeriert gegen Aufpreis auch noch eine Kino-Leinwand, die auf Knopfdruck von der Decke herabschwenkt.

Damit ist der BMW 750e xDrive gerade für die Kunden interessant, die nicht nur auf der Langstrecke über die Autobahn flitzen, sondern sich mit mäßigem Tempo in der Großstadt unterwegs sind. Denn mit einem prall gefüllten 18,7-kWh-Akku beträgt die rein elektrische Reichweite bei über 80 Kilometern. Die maximale Ladeleistung an der Wallbox liegt bei 7,4 kW – eine Schnellladefunktion, wie diese beispielsweise Mercedes anbietet, offeriert die mindestens 123.500 Euro Luxuslimousine aus Dingolfing leider nicht. Wer die immer noch überraschend lange Aufpreisliste bemüht, hat auch keine Probleme, den Kaufpreis des Teiölzeitstromers auf weit über 150.000 Euro zu drücken. Der stärkere BMW 760e xDrive startet sogar erst bei 144.000 Euro. Wohl dem, ders hat.

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