Als der „Vierzylinder“, die Hauptverwaltung des BMW-Konzerns auf der anderen Straßenseite vor 50 Jahren
fertiggestellt wurde, dienten Elektromotoren im Automobilbau bestenfalls als Hilfsaggregate , etwa zum Bewegen der Seitenscheiben. Auch in der 2007 errichteten BMW-Welt drehte sich lange alles nur um Benziner und Diesel. Und nun gibt es erstmals sogar das Topmodell mit Elektroantrieb, schießen rund um die Konzernzentrale Ladestationen für Elektroautos aus dem Boden. Der 50-kW-Lader vor der BMW-Welt ist an diesem Morgen allerdings besetzt. Der nagelneue BMW i7 von Stefan Teuchert zieht gerade Strom. Das trifft sich gut.

Herr Teuchert, das Auto habe ich so noch nicht gesehen. Womit sind Sie da unterwegs?

Das ist unser neuestes und innovativstetes Fahrzeug – der BMW i7 xDrive60. Die BMW 7er Reihe ist praktisch komplett neu entwickelt worden. Der BMW i7 ist die erste und einzige Luxuslimousine ihrer Art. Darauf sind wir sehr stolz.

Erster seiner Art 
Der  i7 ist die vollelektrische Version der neuen Siebener-Baureihe von BMW und eine echte Luxuslimousine. In der zweiten Reihe mangelt es weder an Knie- noch an Kopffreiheit - das bietet in Kombination mit einem Elektroauto bislang kein anderer Stromer.
Erster seiner Art
Der i7 ist die vollelektrische Version der neuen Siebener-Baureihe von BMW und eine echte Luxuslimousine. In der zweiten Reihe mangelt es weder an Knie- noch an Kopffreiheit – das bietet in Kombination mit einem Elektroauto bislang kein anderer Stromer.

Inwiefern einzigartig? Ich bin mit einem Mercedes EQS nach München gekommen. Das Auto spielt schon in der gleichen Klasse. Und war früher auf dem Markt. Den sehen Sie nicht als Wettbewerber?

An der Dachlinie erkennt man den Unterschied zwischen Coupé und Limousine. Unser Auto wurde als Luxuslimousine gebaut, in der man insbesondere im Fond sehr bequem sitzen kann. Die Kombination mit einem vollelektrischen Antrieb bieten bisher nur wir an.

So gesehen haben Sie recht. Gibt es für klassische Limousinen noch einen Markt?

Aber sicher. Auch unsere Kunden in Deutschland und Europa fahren immer noch große und komfortable Autos und lassen sich damit auch gerne chauffieren. Voraussetzung ist allerdings, dass auch diese Fahrzeuge wirtschaftlich und umweltverträglich sind. Der i7 entspricht maximal dem aktuellen Zeitgeist. Mit einem elektrischen, lokal emissionsfreien Antrieb und mit luxuriösen, aber nachhaltigen Materialien im Innenraum. Und nicht zu vergessen die Maßnahmen bei Rohstoffbeschaffung, Lieferkette und Produktion.

Also lederfrei und mit Bodenbelägen aus Hunderten recycelten PET-Flaschen?

Letzteres finden Sie auch hier. Die Sitze bei diesem Fahrzeug sind mit einer Mischung aus Merino/Woll- Kaschmir bezogen. Fühlen Sie mal –

„Der Kunde entscheidet letztlich, welches Fahrzeug er für welchen Einsatzzweck braucht und welchen Antrieb er sich zutraut.“

Ja, das fühlt sich schon flauschig an. Aber Ledersitze gibt es schon auch noch?

Na klar, wer das mag, kriegt auch weiterhin Lederbezüge.

Aber bevor wir uns in den Details des Innenraums verlieren – schauen wir doch zunächst mal auf die technischen Details. Der i7 hat einen Elektroantrieb. Es gibt das gleiche Fahrzeug aber auch noch mit Benzinern und Dieselmotoren. So ganz wollen Sie sich noch nicht festlegen?

Das ist richtig. Wir bedienen mit dem Fahrzeug weltweit eine ganze Reihe höchst unterschiedlicher Märkte mit ganz unterschiedlichen Anforderungen der Kunden. Wir gehen aber schon davon aus, dass in Deutschland und Europa der Anteil der elektrifizierten Fahrzeuge sehr hoch sein wird. Wir bieten vollelektrische Antriebe aktuell bereits in sechs Baureihen an, in Summe 10 Modelle, im nächsten Jahr werden es zwölf sein, plus diverse Plug-in-Hybride. Und jedes Jahr werden es mehr werden.

"Der i7 entspricht maximal dem aktuellen Zeitgeist" 
Während der i7 an der Ladesäule vor der BMW-Welt Strom tankt, genießen Stefan Teuchert (l.) und Franz Rother die komfortable Sitzanlage im Fond des Elektroautos. Fotos (außer i7): Florian Generotzky
„Der i7 entspricht maximal dem aktuellen Zeitgeist“
Während der i7 an der Ladesäule vor der BMW-Welt Strom tankt, genießen Stefan Teuchert (l.) und Franz Rother die komfortable Sitzanlage im Fond des Elektroautos. Fotos (außer i7): Florian Generotzky

Weil es die Politik so will oder der Kunde fordert?

Ich denke, beides treibt die Entwicklung. Der Kunde entscheidet aber letztlich, welches Fahrzeug er für welchen Einsatzzweck braucht und welchen Antrieb er sich zutraut. Wir merken im Vertrieb allerdings schon deutlich, dass Umweltaspekte für unsere Kunden immer wichtiger werden. Dass sie sich Gedanken darüber machen, wie sie ein Fahrzeug einsetzen und welcher Antrieb dazu am besten passt.

Es gibt aus Ihrer Sicht also nicht nur einen Weg?

Nein. Viele setzen auf einen Plug-in-Hybrid, weil sie mit dem Auto hin und wieder auch größere Strecken zurücklegen und dabei nicht so abhängig sein möchten von der Ladeinfrastruktur. PHEV sind ideal für Pendler.

Viele legten sich einen PHEV auch nur deshalb zu, weil er steuerliche Vorteile mit sich brachte.

Sicher. Aber die heutigen Plug-in-Hybride sind mit denen der ersten Generation nicht mehr vergleichbar. Statt maximal 20 Kilometer können die heutigen 60 bis 80 Kilometer stromern. Viele können damit die ganze Woche über vollelektrisch fahren. Dann macht das Antriebskonzept auch Sinn.

Trotzdem ist der Ruf der Technik aufgrund der nicht artgerechten Nutzung der Fahrzeuge durch viele Dienstwagenfahrer hierzulande schwer beschädigt.

Ja leider. Tatsächlich ist es wichtig, dass die Kunden das Konzept mit einem hohen Elektroanteil fahren. Sonst macht es keinen Sinn. Das haben nach meinen Feststellungen inzwischen auch die Nutzer verstanden: Sie sind stolz auf die Technik und machen einen Sport daraus, in der Woche möglichst oft und möglichst weit elektrisch zu fahren. Und am Wochenende, wenn es auf eine längere Tour geht, muss der Verbrenner ran. Dann hat das Fahrzeuge eine ordentliche Leistung und ist trotzdem sparsam unterwegs. macht Spaß und ist kein Verzicht. BMW steht für sportliches Fahren. Wir möchten unseren Kunden maximalen Komfort und maximale Fahrfreude bieten.

Deshalb bietet BMW den Siebener weiterhin auch mit Benzinern und Dieseln an?

Ja. Vertreter im Außendienst werden sicher weiter mit unseren hocheffizienten Benzinern und Dieseln unterwegs sein. Andere entscheiden sich bewusst für ein Elektroauto wie dieses, weil sie sich überwiegend in einem Radius von wenigen hundert Kilometern bewegen und sie das Elektroauto auch daheim oder am Arbeitsplatz laden können. In den zurückliegenden zwei Jahren hat sich die Einstellung zum Elektroantrieb sehr positiv entwickelt.

Stefan Teuchert 
Der gebürtige Leipziger begann seine Karriere in der Autoindustrie als Verkäufer von Scania Trucks. Für BMW ist der 53-Jährige mittlerweile seit 29 Jahren tätig, inzwischen als Leiter Vertrieb bei BMW Deutschland. Zuvor war der passionierte Motorradfahrer und begeisterte Skiläufer Präsident und CEO der BMW Group in Russland. Davor verantwortete er das Thailand-Geschäft.
Stefan Teuchert
Der gebürtige Leipziger begann seine Karriere in der Autoindustrie als Verkäufer von Scania Trucks. Für BMW ist der 53-Jährige mittlerweile seit 29 Jahren tätig, inzwischen als Leiter Vertrieb bei BMW Deutschland. Zuvor war der passionierte Motorradfahrer und begeisterte Skiläufer Präsident und CEO der BMW Group in Russland. Davor verantwortete er das Thailand-Geschäft.

Wie groß ist der Akku des i7?

Er speichert 101 Kilowattstunden Strom. Wir können damit im gesetzlichen Testzyklus Reichweiten zwischen 590 und 625 Kilometer darstellen. Immer mehr Fachleute bestätigen, dass unsere Angaben sehr realitätsnah sind. Und auch die Ladeleistung ist vernünftig: Bis zu 22 kW an einer Wechselstrom-Wallbox und bis zu 195 kW an einem Gleichstrom-Lader.

Wieviel Kilowatt liefert unser Lader hier?

50 kW.

Da werden wir ja noch Stunden reden können, bis der Akku voll ist.

Ja, 50 kW waren vor einigen Jahren viel, inzwischen können immer mehr öffentliche Gleichstrom-Ladestationen und auch die Elektroautos deutlich mehr. Deshalb bin ich überzeugt, dass sich Menschen sehr schnell mit den neuen Elektrofahrzeugen anfreunden können, auch wenn sie zuvor noch keinerlei Kontakt zu einem Elektroauto hatten.

Wann hatten Sie persönlich Ihren ersten Kontakt mit einem Elektroauto?

Als der BMW i3 auf den Markt kam, das Auto, das da gerade an uns vorbeifährt. Es war faszinierend.

Inwiefern?

Die beinahe lautlose Form der dynamischen Fortbewegung, die Beschleunigung, das entspannte Fahren mit dem Auto.

„In den zurückliegenden zwei Jahren hat sich die Einstellung zum Elektroantrieb sehr positiv entwickelt.“

Der letzte BMW i3 wurde im Juni produziert. Tut Ihnen das nicht leid?

Ein bisschen schon. Der i3 war seiner Zeit wirklich weit voraus. Es hat in neun Jahren Produktionszeit eine große Fangemeinde gewonnen. Aber es ist jetzt auch Zeit, den nächsten Schritt zu tun. Mit dem neuen iX1, einem fantastischen Elektroauto in der Kompaktklasse.

Wir reden da von Preisen jenseits von 55.000 Euro. Der i3 begann bei 39.000 Euro und war auch deutlich kompakter.

Der iX1 hat aber auch eine größere Reichweite, eine ganz andere Nutzbarkeit, ein nochmals größeres Raumangebot. Die Kunden wollen das. Insofern war es nach neun Jahren i3 richtig, den nächsten Schritt zu gehen. Und wem der iX1 zu teuer ist: Wir haben ja auch noch den Mini, den es bald als vollelektrischen Countryman geben wird. Und Mini wird ab 2030 bekanntlich nur noch vollelektrische Fahrzeuge anbieten – ebenso wie Rolls-Royce.

Bis zu 195 kW sind möglich
Mit maximal 50 kW kann an der "Schnellladesäule" von E.On vor der BMW-Welt Strom gezapft werden - perfekt für den seligen i3, viel zu wenig für den nagelneuen i7. Das verschafft uns mehr Zeit für den Ladetalk mit Stefan Teuchert als gedacht.
Bis zu 195 kW sind möglich
Mit maximal 50 kW kann an der „Schnellladesäule“ von E.On vor der BMW-Welt Strom gezapft werden – perfekt für den seligen i3, viel zu wenig für den nagelneuen i7. Das verschafft uns mehr Zeit für den Ladetalk mit Stefan Teuchert als gedacht.

Und wann folgt da BMW?

Später. Wir gehen derzeit davon aus, dass wir bis 2030 weltweit mindestens die Hälfte aller Fahrzeuge mit einem Elektroantrieb verkaufen werden. Unsere Neue Klasse wird 2025 auf einer vollelektrischen Basis auf den Markt kommen. Auch das Thema Kreislaufwirtschaft wird bei der Modellgeneration eine herausragende Rolle spielen. Das wird ein revolutionärer Schritt werden, auf den wir uns sehr freuen.

Wann erwarten Sie den Kipppunkt, ab dem BMW in Deutschland mehr Autos mit Elektroantrieb verkauft als mit Verbrennungsmotoren?

Das kann schnell passieren. Unsere Prognosen gehen davon aus, dass der Anteil der Elektroautos an den Auslieferungen bereits vor 2030 50 Prozent erreicht.

Was fahren Sie aktuell – wenn Sie gerade nicht mit einem i7 unterwegs sind?

Den BMW iX. Erst den iX 40, jetzt den iX 50. Das habe ich ganz bewusst gemacht. Denn ich wollte verstehen, wie Elektromobilität im Alltag und auf Langstrecke funktioniert.

Und nun lernen Sie Elektromobilität also ganz persönlich im Alltag kennen. Was gab es da für Sie noch zu verstehen?

Ich wollte wissen, wie das auf langen Strecken mit dem Laden funktioniert. Ich war überrascht, denn man macht da ja durchaus seine Erfahrungen.

Sie haben Reichweitenangst kennengelernt.

Nein, Angst hatte ich zu keinem Zeitpunkt. Aber man muss seine Fahrten anders planen, mit Blick auf das Zeitfenster, die Ladeleistung und die Verfügbarkeit der Infrastruktur entlang der Strecke. Auch wurden die Pausen, die ich früher schon eingelegt habe, mal 20 Minuten länger. Aber wenn man sich darauf einstellt, dann ist Elektromobilität eine schöne Form der Entschleunigung. Bei Fahrten nach Österreich haben wir dann auch das eine oder andere schöne Restaurant kennengelernt, an dem wir sonst vorbeigefahren wären.

Und demnächst, vermute ich mal, steigen Sie dann auf den i7 um.

Erst einmal müssen unsere Kunden bedient werden. Wir gehen davon aus, dass das Auto in Europa, aber auch in Asien und Nordamerika eine hohe Akzeptanz findet.

In Deutschland hat das Design, vor allem die Neugestaltung der Front, die Gemeinde der Autofans schon stark polarisiert.

Das sehe ich nicht. Wir haben das Fahrzeug inzwischen auf vielen Events präsentiert, hier in München oder auch auf Sylt. Das Feedback war überall eindeutig: Die Leute sind begeistert vom Design. Man muss das Auto in natura sehen. Bei dem Fahrzeug stimmt alles, die Proportionen, das Ambiente im Innenraum: Man fühlt sich im Auto vom ersten Augenblick an wohl, spürt in allen Details, dass das hier eine innovative und gleichermaßen luxuriöse Welt ist.

„Mir erscheint es wichtig, mehr Mittel in die Ladeinfrastruktur zu stecken.“

Um den Absatz machen Sie sich also keine Sorgen?

Nein, ich bin da sehr zuversichtlich, dass der i7 ein Erfolg wird.

Wie groß wird der Anteil der Elektrovariante am Gesamtabsatz der Siebener Baureihe in Deutschland sein?

Wir gehen von einem überwiegenden Anteil von vollelektrischen Fahrzeugen und Plug-In Hybriden aus.  Denn aus Kundensicht sind elektrischen Antriebe in eine immer attraktivere Alternative.

Der Umweltbonus spielt bei einem Auto mit einem Einstiegspreis von 135.900 Euro keine Rolle, aber für die übrigen, kleineren Modelle könnte die geplante Kürzung des Umweltbonus für Vollelektriker und die Streichung der Förderung für Teilzeitstromer schon eine Rolle spielen. Was bedeutet das für Ihre Kalkulationen und den Absatz?

Ich persönlich glaube, dass eine Förderung immer gut tut, wenn es gilt eine neue Technik in die Köpfe der Menschen und in den Markt zu bringen. Aber die Förderung kann ja nicht ewig erfolgen.

„Irgendwann muss einmal gut sein“, hat der Bundesfinanzminister gesagt.

So würde ich es nicht formulieren. Aber man muss natürlich schauen, wie man Steuermittel einsetzt. Mir erscheint es wichtig, mehr Mittel in die Ladeinfrastruktur zu stecken, weil die Akzeptanz der Elektromobilität wesentlich davon abhängen wird, dass ein Elektroauto überall problemlos und schnell geladen werden kann. Bei Fahrzeugen der Mittel- und Oberklasse…

…mit Preisen über 65.000 Euro…

…hat die Förderung nie eine große Rolle gespielt. Da sind geldwerte und andere steuerliche Vorteile viel wichtiger. Im unteren Marktsegment ist ein Umweltbonus eher sinnvoll.

Das hört sich an, als würden Sie die Neuregelung begrüßen.

Wir haben immer gesagt, dass man die Förderung nicht zu abrupt beenden darf. Gerade in der aktuellen wirtschaftlichen Lage ist den Kunden Verlässlichkeit sehr wichtig. Der Fahrplan der Bundesregierung ist durchaus nachvollziehbar.

Manche Experten erwarten, dass die Autoindustrie nach dem Wegfall die Preislisten überarbeiten und die Fahrzeuge hierzulande preiswerter anbieten werden. Eine berechtigte Hoffnung?

Unser Pricing machen wir immer fair. Spielraum für Preissenkungen sehe ich nicht, schon gar nicht beim Blick auf die massiven Kostensteigungen bei Rohstoffen, in der Logistik und bei Energie.

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1 Kommentar

  1. panib

    „In der zweiten Reihe mangelt es weder an Knie- noch an Kopffreiheit – das bietet in Kombination mit einem Elektroauto bislang kein anderer Stromer“ – das bietet schon der Audi Q4 e-tron.

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