BMW bekommt ein neues Herz – und das kommt aus der Markenmitte. Auch wenn die Bayern aktuell mit ihrer sogenannten „GKL-Offensive“ der großen, luxuriösen und damit besonders ertragreichen Modelle in ähnlicher Richtung wie Hauptwettbewerber Mercedes unterwegs ist, wird sich das in gut einem Jahren ändern. Denn im dritten Quartal des Jahres 2025 soll mit dem BMW iX3 das erste Modell der sogenannten „Neuen Klasse“ auf den Markt kommen.

Die Bezeichnung der neuen Architektur klingt nicht nur unter internationalen Gesichtspunkten etwas hölzern. Denn auch auf dem Heimatmarkt weiß mit der Bezeichnung kaum noch jemand etwas anzufangen. Zur Erinnerung: Anfang der 1960er Jahre wagte BMW nach bewegten Zeiten und einer Fast-Übernahme durch Mercedes einen Neustart mit der Neuen Klasse. Dabei handelte es sich wie heute eher um eine Projektbezeichnung. Seinerzeit verstand man darunter eine neue Generation von Mittelklasse-Fahrzeugen vom BMW 1500 bis 2000, die den sogenannten „Barockengel“ ablösten und die nicht nur den sportlichen Ruf der weiß-blauen Marke begründete, sondern auch einen neuen Zeitgeist repräsentierte.

An die Erfolgsgeschichte von einst will BMW nun mit der Neuen Klasse der Version 2.0 anknüpfen. Geplant sind auf der neuen Plattform insgesamt sechs neue Elektroautos, die bis Ende 2027 in den Handel kommen soll. Die „Vision Neue Klasse X“ gibt jetzt einen sehr seriennahen Ausblick auf einen geplanten kompakten Allradler in etwa der Größenordnung des aktuellen BMW iX3. Im Herbst kommenden Jahres soll dieser als erstes der sechs Modelle auf den Markt kommen. Nummer zwei wird dann ein neuer i3 – eine elegante Stufenhecklimousine.

Neue E-Maschinen für Höchstleistungen

„Die neue Klasse ist ausschließlich für Elektrofahrzeuge konstruiert“, macht BMW-Entwicklungsvorstand Frank Weber klar. Der nächste BMW iX3 zeigt dabei in Design und Technik nennenswerte Ähnlichkeit mit der Studie „i Vision Dee“ die BMW schon 2023 auf der Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas 2023 zeigte. Produziert wird das Fahrzeug im neuen BMW-Werk im ungarischen Debrecen.

Zum Einsatz kommt dann erstmals auch eine neue Generation der Elektromotoren mit einem Leistungsspektrum zwischen 147 und 368 kW. Wer noch in der alten Verbrenner-Welt unterwegs ist: Das sind etwa 200 bis 500 PS. Die Fahrzeuge werden sowohl mit Hinterrad- als auch mit Allradantrieb zu bekommen sein – da dürften keine Wünsche offen bleiben. Bei BMW wird sogar an einer allradgetriebenen M-Version des i3X mit einer Spitzenleistung von über 440 kW gearbeitet, die theoretisch über 250 km/h schnell fährt – wo immer dergleichen im Jahr 2027 noch erlaubt sein wird.

800-Volt-Netz für kurze Ladezeiten

Viel wichtiger aber: Die Batterietechnik wird mit der Neuen Klasse auf ein 800-Volt-Bordnetz umgestellt. Damit steigt die maximale Ladeleistung von aktuell maximal 205 auf über 270 kW. Die bei BMW erstmals verbauten prismatischen Lithium-Ionen-Zellen (von noch nicht genannter Kapazität und Chemie) sollen auf diese Weise in nur zehn Minuten Energie für 300 Kilometer Fahrstrecke aufnehmen können. Durch aerodynamische Verbesserungen soll zudem der Luftwiderstandsbeiwert deutlich sinken, was weitere Vorteile bei Fahrleistungen und Reichweite bringt: Angepeilt wird eine Reichweite von über 600 Kilometer.

Im Innenraum des i3X herrscht der grüne wie digitale Zeitgeist. Es gibt viel Recyclingmaterial, hinterleuchtete Textilelemente und ein völlig neues Informationskonzept. Neben einem großen Zentraldisplay wird der Fahrer über Instrumente hinter dem Lenkrad und ein dreidimensionales Head-Up-Display informiert. Höhepunkt ist jedoch das sogenannte „Panoramic Vision“ – ein schmales Display, das sich unter der Windschutzscheibe über die gesamte Fahrzeugbreite erstreckt und die Insassen ganz individuell mit den verschiedensten Inhalten bespielt. Ein zentraler Touchscreen darf natürlich trotzdem nicht fehlen.