US-Präsident Donald Trump mag Europa bereits abgeschrieben haben. Für Cadillac, die Luxusmarke von General Motors, hingegen ist der europäische Automarkt zu wichtig, um ihn kampflos der deutschen und auch chinesischen Konkurrenz zu überlassen. Zumal durch die Antriebswende – den Wechsel zum Elektroantrieb – die Karten auch hier neu gemischt werden und sich für Newcomer neue Chancen ergeben. Oder für Rückkehren: General Motors hatte sich nach dem Verkauf von Opel 2017 an den französischen PSA-Konzern mehr oder minder komplett aus Europa zurückgezogen. Fahrzeuge von Chevrolet und Cadillac waren danach allein über freie Importfirmen zu bekommen.

Nun erfolgt die Kehrtwende im Premiumsegment und mit Elektroautos. Mit Wirkung zum 7. Mai nahm der Konzern das Europa-Geschäft mit dem Direktvertrieb des 81.000 Euro teuren Elektro-SUV Cadillac Lyriq offiziell wieder auf. Und nun folgt mit dem Cadillac Vistiq in der Preiskategorie darüber ein zweites Modell. Der neue, 5,22 Meter lange Luxus-Crossover wurde jetzt zusammen mit der Eröffnung des ersten Cadillac-Stores in Stockholm enthüllt.

Elektrischer Straßenkreuzer 
Mit einer Länge von 5,22 Metern passt der Cadillac Vistiq in die wenigsten europäischen Garagen. Und mit einem Gewicht von fast drei Tonnen und einer Antriebsleistung von 452 kW ist er auch nicht der sparsamste Elektro-SUV hierzulande: Mit einer Ladung seines 91 kWh fassenden Akkus dürfte er im hiesigen Alltagsverkehr Mühe haben, auf eine Reichweite von 400 Kilometer zu kommen.
Elektrischer Straßenkreuzer
Mit einer Länge von 5,22 Metern passt der Cadillac Vistiq in die wenigsten europäischen Garagen. Und mit einem Gewicht von fast drei Tonnen und einer Antriebsleistung von 452 kW ist er auch nicht der sparsamste Elektro-SUV hierzulande: Mit einer Ladung seines 91 kWh fassenden Akkus dürfte er im hiesigen Alltagsverkehr Mühe haben, auf eine Reichweite von 400 Kilometer zu kommen.

Pere Brugal, Präsident und Managing Director von General Motors Europe: „Der Vistiq definiert das Konzept des Drei-Reihen-SUVs neu: markantes Cadillac-Design, First-Class-Komfort in jeder Sitzreihe und die Agilität eines deutlich kompakteren Fahrzeugs. Eine überzeugende Mischung aus Luxus, Leistung und Vielseitigkeit.“

Preise beginnen bei 99.640 Euro

Angeboten wird der Cadillac Vistiq außer in Schweden auch in Deutschland, Frankreich und der Schweiz, erste Auslieferungen an Kunden sind für September geplant. Die Preise beginnen in Deutschland bei 99.640 Euro für die bereits edel ausgestattete Basisversion des Vistiq namens „Luxury“. Für die Topversion „Premium Luxury“ sind mindestens 110.503 Euro hinzulegen. Das ist deutlich mehr, als Cadillac für den Elektro-Escalade im Heimatland aufruft. Dort ist das Modell aktuell schon für 79.000 Dollar – umgerechnet 69.000 Euro –  zu erhalten. Für die dort „Platinum“ genannte Topversion sind sogar nur umgerechnet 89.000 Euro zu entrichten. Das geht wohl auf das Konto des 10-prozentigen Importzolls der EU.

Und was bekommt man dafür? Für den Antrieb des rund 2,9 Tonnen schweren Crossovers sorgen zwei Elektromotoren mit einer Gesamtleistung von 452 kW oder 615 PS und einem maximalen Drehmoment von 880 Newtonmeter. Aus dem Stand geht es damit in 3,7 Sekunden auf Tempo 100. Abgeregelt wird erst bei 210 km/h.

American Style 
Mit verschwenderisch viel Luxus versucht Cadillac europäische Kunden in den Vistiq zu locken. Das Bedienkonzept ist eher traditionell.
American Style
Mit verschwenderisch viel Luxus versucht Cadillac europäische Kunden in den Vistiq zu locken. Das Bedienkonzept ist eher traditionell.

Das „nur“ 91 kWh große Batteriepaket im Unterboden des allradgetriebenen Vistiq (im Lyriq beträgt die Speicherkapazität 102 kWh!) soll eine Reichweite von 460 Kilometer bis zum nächsten Ladestopp ermöglichen – bei moderater Fahrweise und maximal 120 km/h auf der Autobahn. Den WLTP-Normverbrauch gibt der Hersteller mit 21,8 kWh/100 km an, die maximale Ladeleistung mit 190 kW: In einer Viertelstunde sollen so 159 Kilometer Reichweite nachgeladen werden können. Da weisen Wettbewerber wie der Kia EV9 GT, der XPeng G9 oder auch der Lucid Gravity, die allesamt bereits über eine 800-Volt-Architektur verfügen, eine deutlich bessere Ladeperformance auf.

Cadillac-Luxus zieht in Europa noch nicht

Cadillac setzt da ersatzweise auf andere Qualitäten. Etwa eine mitlenkende Hinterachse, die dafür sorgt, dass Elektro-Koloss nur 12,1 Meter für eine Kehrtwende auf der Straße braucht. Oder einen luxuriös ausgestatteten Innenraum mit klimatisierten Ledersitzen, Fünf-Zonen-Klimaautomatik, AKG-Soundsystem mit 23 Lautsprechern sowie einem 33 Zoll großen Instrumentenpanel samt Head-Up-Display. Und natürlich einem verschwenderisch großen Platzangebot – ein Radstand von 3,10 Meter macht es möglich. Wahlweise ist der Cadillac Vistiq als Siebensitzer oder als besonders luxuriöser Sechssitzer mit Einzelsitzen im Fond zu bekommen. Je nach Bestuhlung fasst der Laderaum dabei zwischen 297 und 889 Liter.

Ob all das reichen wird, um auf größere Stückzahlen zu kommen? In Deutschland hat Cadillac seit Jahresbeginn 37 Exemplare des Lyriq in den Verkehr gebracht, im April lediglich neun. In der europäischen Zulassungsstatistik kommt Cadillac bislang überhaupt nicht vor. Da hat Europa-Chef Brugal also noch viel Arbeit vor sich.

(Mit Ergänzungen von Franz Rother)

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