VW will 2027 seinen ersten „Volksstromer“ zum Preis von „etwa“ 20.000 Euro auf den Markt bringen, „aus Europa für Europa“, wie das Unternehmen dieser Tage kurz vor der Aktionärsversammlung ankündigte – Gespräche mit Renault über die gemeinsame Entwicklung und den gemeinsamen Bau eines Nachfolgers für den VW e-Up und den Renault Twingo Electric waren zuvor am Widerstand des VW-Gesamtbetriebsrats gescheitert.

Bei Citroën in Paris haben sie bei darüber nur müde gelächelt. Denn mit dem ë-C3 Electric zum Einstiegspreis von 23.300 Euro lösen die Franzosen schon in diesem Sommer das Versprechen ein, mit einem voll alltagstauglichen Elektroauto aus Europa die 25.000-Euro-Grenze zu unterbieten. Mit dem ID.2 wird erst im kommenden Jahr etwas Vergleichbares anbieten können. Da wird Citroën bereits eine Version des ë-C3 Electric auf den Markt bringen, die nur 20.000 Euro kosten soll. Marketingleute von Citroën hatten deshalb schon überlegt, ihren kleinen Stromer als „echten elektrischen Volkswagen“ zu bewerben – auf Anraten von Anwälten davon aber wieder Abstand genommen. In den Handel kommt der ë-C3 bei uns am 1. September – kurz nach dem Start in Deutschland – nun als „E-Auto für Deutschland.“

„E-Auto für Deutschland“
Mit dem erschwinglichen ë-C3 könnte Citroën nicht nur in Deutschland der Elektromobilität einen kräftigen Schub geben. Mit einem Basispreis von 23.300 Euro und einer Reichweite von 326 Kilometern steht der kleine Stromer derzeit konkurrenzlos da.
Volks-Stromer
Mit dem erschwinglichen ë-C3 könnte Citroën nicht nur in Deutschland der Elektromobilität einen kräftigen Schub geben. Mit einem Basispreis von 23.300 Euro und einer Reichweite von 326 Kilometern steht der kleine Stromer derzeit konkurrenzlos da.

Dass Citroën dieses Preis-Revolution gelingt, ist allerdings keine Hexerei, sondern vielmehr das Resultat einer Modellplanung mit spitzem Stift. Dazu gehören auch möglichst viele Teile, die bereits bei anderen Autos Verwendung finden. Und das Angebot an Assistenzsystemen beschränkt sich auf eine Einparkhilfe hinten, ein Spurhaltesystem sowie eine Verkehrszeichen-Erkennung.

Produktion im Niederiglohnland

Zudem wurde die Produktion des Modells ins slowakischen Trnava ausgelagert, was die Produktionskosten senkt. Weitere Kosten senkt die Smart Car Plattform, einem Derivat der e-CMP-Architektur, die speziell für Fahrzeuge des B-Segmentes ausgelegt ist. Wenn man mit überschaubaren Leistungsdaten operiert, spart man sich einiges an Entwicklungsaufwand und damit an den Teilen, die für Fahrgeschwindigkeiten jenseits von 135 km/h ausgelegt sind. Das hat Auswirkungen auf Ausstattung und Design, das sich in diesem eng gesteckten Technikkorridor bewegt. Nach einem ähnlichen Konzept – und mit Hilfe einer Produktion in China hat die Renault-Tochter Dacia den Preis des kleinen Elektro-Spring sogar auf unter 17.000 Euro gedrückt.

„Die Plattform gibt die Formsprache vor. Außerdem hat Carlos Tavares uns eingeschärft, dass die Elektroautos nicht anders aussehen sollen als die Modelle mit Verbrennungsmotor“, erklärt Designer Boris Reinmöller. Die Idee des allgewaltigen Stellantis-Chefs und deren Umsetzung sagt uns zu. Zumal es Reinmöller und sein Team geschafft haben, trotz aller Sparanstrengungen das Fahrzeug hochwertig aussehen zu lassen und obendrein noch mit ein paar netten Features zu versehen.

Was will man mehr? 
Die Designer des Citroën ë-C3 Electric könnten früher bei LandRover gearbeitet haben. Der City-SUV ist recht ansehnlich geraten und kommt alles andere als billig daher.
Was will man mehr?
Die Designer des Citroën ë-C3 Electric könnten früher bei LandRover gearbeitet haben. Der City-SUV ist recht ansehnlich geraten und kommt alles andere als billig daher.

Äußerlich ist der kleine Stromer mehr Land Rover als rundgelutschter mediterraner Landstraßenschleicher. Das liegt auch an der steil stehenden Windschutzscheibe. Die Proportionen passen ebenfalls. Weil das City-SUV mit 4,015 Metern Länge nur 19 Millimeter größer und 93 Millimeter höher ist als der Vorgänger, steht er stämmig da. Dazu passen auch die 17-Zoll-Räder des knapp 30.000 Euro teuren Testwagens in der Version „Max“. In der Basisversion „You“ gibt es lediglich 16 Zoll große Stahlräder mit Zierkappen, die aber trotzdem ansehnlich aussehen. Zudem weicht der 10,25 Zoll große Toucscreen auf der Mittelkonsole einer Handyhalterung.

Ordentlich Platz – zumindest vorne

Die Platzverhältnisse sind trotz eines Radstandes von 2,54 Metern erstaunlich gut. Selbst auf der Rücksitzbank kommt keine Platzangst auf. Selbst Erwachsene finden hier ausreichend Knie- und Kopfraum. Allerdings könnten die hinteren Türen etwas weiter aufschwingen, um den Einstieg zu erleichtern. Der Kofferraum hat ein Volumen von immerhin 310 Litern, beim Umlegen der Rücksitzlehne wächst das Fassungsvermögen auf 1.188 Liter, aber es entsteht eine deutliche Stufe, die das Beladen erschwert.

Stufenmodell 
Der Kofferraum hat ein Volumen von 310 Litern. Beim Umlegen der Rücksitzlehne wächst das Fassungsvermögen auf zwar 1.188 Liter. Aber es entsteht auch eine deutliche Stufe, die das Beladen erschwert.
Stufenmodell
Der Kofferraum hat ein Volumen von 310 Litern. Beim Umlegen der Rücksitzlehne wächst das Fassungsvermögen auf zwar 1.188 Liter. Aber es entsteht auch eine deutliche Stufe, die das Beladen erschwert.

Die Manager des französischen Autobauers wissen aber auch, dass der Citroën ë-C3 Electric nicht billig wirken darf. Sonst verpufft die ganze Preis-Akrobatik. Deshalb sind eine Zweitonlackierung, ein spezielles „Head-up-Display“ (das die Fahrdaten auf ein Leuchtband unterhalb der Windschutzscheibe projeziert) sowie eine Klimaanlage in der „Max“-Version (ab 27.800 Euro) serienmäßig. Ganz ohne Hartplastik geht allerdings nicht. Wenn man genau hinschaut, erkennt man, wo überall die Techniker an Details gespart haben: Manche Schrauben sind nicht verblendet und auch die Hutablage könnte etwas dicker sein.

Komfortables Fahrwerk

Der Innenraum des Testwagens ist trotzdem sehr wohnlich geraten – Reinmöller spricht vom „Sofa Design-Style“ und hat einen Teil des Armaturenträgers mit einem Stoff beziehen lassen. Die Klavierlack-Beschichtung und andere Elemente sind mit zudem einer neuen günstigen Methode namens „Molded-in-Color“ hergestellt. Dabei handelt es sich um ein Kunststoff-Spritzgussverfahren, bei dem voreingefärbtes Kunststoffgranulat verwendet wird, um das Teil kann in der gewünschten Farbe und Ausführung zu produzieren. Reinmöller versichert, dass diese Teile genauso auf Haltbarkeit getestet wurden, wie das bisher der Fall ist. Wie sich das auf Dauer auswirkt, wird die Zeit zeigen.

Ganz ansehnlich 
In der 27.800 Euro teuren "Max"-Version verfügt der Citroën ë-C3 Electric über feinere Oberflächen und Bezugsstoffe. Das ovale Lenkrad ist allerdings gewöhnungsbedürftig.
Ganz ansehnlich
In der 27.800 Euro teuren „Max“-Version verfügt der Citroën ë-C3 Electric über feinere Oberflächen und Bezugsstoffe. Das ovale Lenkrad ist allerdings gewöhnungsbedürftig.

Der Innenraum unseres Testwagens erscheint durch genarbte Oberflächen, die Textilbezüge und den erwähnten Klavierlackapplikationen sehr ansprechend. Dazu kommen der 10,25 Zoll-Touchscreen sowie das digitale Instrumentenband oberhalb des oben und unten abgeflachten Lenkrads. Die ovale Form des Volant nervt anfangs beim Rangieren etwas, aber man gewöhnt sich schnell daran.

Bei den Sitzen und dem Fahrwerk heißt das Zauberwort „Citroën Advanced Comfort“. Das Gestühl ist bequem, lediglich der Seitenhalt könnte ausgeprägter und die Beinauflage länger sein. Die Abstimmung des Fahrwerk mit neuen adaptiven Stoßdämpfern ist ebenso gelungen und erledigt seinen Job trotz des kurzen Radstandes von 2,54 Metern und des Gewichtes ziemlich harmonisch. Man hat weder das Gefühl, in einer butterweichen Sänfte zu sitzen noch in einem knüppelharten Gefährt unterwegs zu sein.

Stromverbräuche um die 12 kWh/100 km

Die Leistung von 83 kW oder 113 PS und das maximale Drehmoment von 125 Newtonmetern reichen aus, um mit dem nur 1,5 Tonnen schweren Stromer auch außerhalb bewohnter Gebiete einigermaßen flott unterwegs zu sein. So sind auch auf Landstraßen geschmeidige Überholvorgänge möglich. Den Sprint von null auf 100 km/h absolviert der ë-C3 in elf Sekunden. Lediglich die Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h limitiert den Vorwärtsdrang auf der Autobahn etwas.

Wir kamen bei unserer Testfahrt rund um den Neusiedler See in Österreich auf einen Verbrauch von 12,5 kWh/100 km. Die Batterie hat eine Kapazität von 44 Kilowattstunden, was für etwa 300 Kilometer Reichweite gut ist. Bei uns zeigte das Display beim Start 318 Kilometer an. Passt also.

Flotter Feger 
Auf Landstraßen ist der kleine Stromer in seinem Element. Die Antriebsleistung von 83 kW und das maximale Drehmoment von 125 Newtonmetern reichen hier auch für Überholvorgänge völlig aus. Fotos:  Citroën
Flotter Feger
Auf Landstraßen ist der kleine Stromer in seinem Element. Die Antriebsleistung von 83 kW und das maximale Drehmoment von 125 Newtonmetern reichen hier auch für Überholvorgänge völlig aus. Fotos: Citroën

Mit der maximalen Ladegeschwindigkeit von 100 kW reißt man zwar keine Bäume aus, aber die Akkus sind an einer DC-Stromtankstelle in 26 Minuten von 20 auf 80 Prozent gefüllt. An einer 11 kW- Wallbox (serienmäßig ist ein Onboard-Charger mit 7,4 kW, gegen 400 Euro Aufpreis steigt die AC-Ladeleistung auf 11 kW) von nur vergehen zwei Stunden und 50 Minuten, ehe die Energiespeicher von 20 auf 100 Prozent gefüllt sind. Das geht auch mit der Rekuperation. Wobei Citroën da die Logik umkehrt: Bei der Fahrstufe D ist sie stärker, drückt man den C(omfort)-Knopf unterhalb des Automatikknubbels ist die Energierückgewinnung schwächer.

Version für unter 20.000 Euro schon 2025

Der neue Citroën ë-C3 Electric zeigt, dass die Franzosen schlau genug sind, nicht alles auf die batterieelektrische Karte zu setzen. Also gibt es vorerst noch eine benzingetriebene Version des Citroën C3 (ab 14.990 Euro für Privat-, für 11.990 Euro in einer Aktion für Gewerbekunden). Und im Frühjahr kommenden Jahres dann auch noch die bereits angesprochene Variante des Stromers mit einer voraussichtlich 35 kWh großen Batterie. Rund 200 Kilometern sollen damit darstellbar sein. Angepeilt wird damit ein Verkaufspreis von 19.990 Euro.

Nicht nur in Wolfsburg sollten spätestens da die Alarmglocken läuten.

(Mit Ergänzungen und Aktualisierungen von Franz W. Rother)

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