Dacia ist in mancherlei Hinsicht eine spannende Marke. Grundsätzlich steht die rumänische Renault-Tochter für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Es gibt hier viel Auto fürs Geld. Mit dem Ergebnis, dass Dacia bei den Fahrzeugverkäufen in Deutschland inzwischen die Muttergesellschaft überflügelt: Ende April setzte Dacia hierzulande knapp 21.000 Autos ab, was einen Marktanteil von 2,4 Prozent bedeutete. Renault hingegen kam auf nicht einmal 18.000 Neuzulassungen und einen Marktanteil von 2,1 Prozent.

Und dabei verdient Dacia gar nicht mal so schlecht. Denn erfreulicherweise entscheiden sich viele Dacia-Kunden nicht für die preiswerte Basisausstattung, sondern meistens für eine höherwertige Fahrzeug-Variante. Und da auch die Rumänen gerne Geld verdienen, haben sie schnell reagiert und mit dem so genannten Extreme-Paket eine neue Top-Linie aufgelagt. Auch für den kleinen vollelektrischen Dacia Spring, den es nun auch als Extreme Electric 65 gibt.

Raus ins Grüne 
Der Dacia Spring Electric ist in erster Linie ein Stadtauto. In der neuen, stärkeren Version Extreme Electric 65 machen dank dem Zugewinn an Antriebsleistung nun aber auch kleine Ausflüge aufs Land durchaus Spaß.
Raus ins Grüne
Der Dacia Spring Electric ist in erster Linie ein Stadtauto. In der neuen, stärkeren Version Extreme Electric 65 machen dank dem Zugewinn an Antriebsleistung nun aber auch kleine Ausflüge aufs Land durchaus Spaß.

Der 3,73 Meter lange batterieelektrische SUV wie dem Spring verfügt in der Version über so nette kleine Details wie kupferfarbene Spiegelkappen oder spezielle Fußmatten. Vor allem aber bekommt das Topmodell mehr Power, um auch außerhalb der Stadt entspannt unterwegs sein zu können. Die Ingenieure haben beim Elektromotor 15 kW oder 21 PS draufgepackt, was eine Höchstleistung von nunmehr 48 kW oder 65 PS bedeutet. Und die gibt es eben nur in Kombination mit der Extreme-Ausstattung – zum Preis von 24.550 Euro. Das sind 1.800 Euro mehr als die „Essential“-Linie, die mit dem 33 kW (44 PS) starken Basis-Triebwerk vorliebnehmen muss.

Mehr Power, aber geringere Reichweite

Um mehr Power aus der E-Maschine herauszukitzeln, haben die Techniker die Drehzahl von 8.500 U/min auf 14.700 U/min gesteigert und gleichzeitig die Übersetzung des Getriebes von 7,162 auf 12,057 erhöht. So kommt mehr Kraft auf die Antriebsräder, auch wenn das nominelle maximale Drehmoment gegenüber dem Spring 45 um zwölf Newtonmeter auf 113 Newtonmeter sinkt.

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Technische Daten

Abmessungen (L/B/H): 3.734 / 1.579 / 1.513 (L/B/H)
Antriebsleistung in kW (PS): 48 (65);
Max. Drehmoment (Nm) bei Umin-1: 113 bei 500 bis 4.060;
Batteriekapazität: 26,8 kWh;
Maximale Ladeleistung: 30 kW DC/3,7 kW AC bei 16A;
Reichweite (nach WLTP-Verbrauchsnorm): 220 Kilometer;
Basispreis: 24.550 Euro (Dacia Spring 65)

Das Resultat ist spürbar: Den Sprint von null auf 100 km/h absolviert der frontgetriebene Spring 65 in 13,7 Sekunden und damit um 5,4 Sekunden schneller als der 45er-Version. Auf den Landstraßen ist aber die Elastizität im Geschwindigkeitsbereich zwischen 80 und 120 km/h wichtiger. Da ist der Unterschied mit 13,5 Sekunden zu gemächlichen 26,2 Sekunden beim Spring 45 geradezu frappierend. Die Höchstgeschwindigkeit in beiden Versionen mit 125 km/h gleich.

Spartanischer Stromer
Im Dacia Spring findet sich jeder schnell zurecht. Luxus erwartet bei einem solch kleinen Auto ohnehin niemand.
Spartanischer Stromer
Im Dacia Spring findet sich jeder schnell zurecht. Luxus erwartet bei einem solch kleinen Auto ohnehin niemand.

Die Kehrseite der Medaille: Der Stromverbrauch steigt im durchschnitt von 13,9 kWh/100 km auf 14,5 kWh/100 km. Da auch die Kapazität der Batterie bei beiden Versionen mit 26,8 Kilowattstunden (kWh) unverändert bleibt, schmilzt die Reichweite des Dacia Spring in der Extreme-Version um zehn Kilometer auf 220 Kilometer – gemessen nach der Verbrauchsnorm WLTP.

Neue Fahrwerksabstimmung

Wir kamen bei unserer ersten Testfahrt rund um Wien, die sowohl durch die Stadt als auch über Autobahnen führte, auf einen Durchschnittsverbrauch von 16,2 kWh/100 km. Gerade bei schnelleren Strecken oder dem Einfädeln in den fließenden Verkehr macht sich das Leistungsplus allerdings positiv bemerkbar. Man fühlt sich auf Landstraßen und den meisten Autobahnabschnitten nicht untermotorisiert. Da liegt auch an dem Gewicht von lediglich 1.050 Kilogramm.

“Wir haben den Spring kontinuierlich verbessert“, erzählt Spring-Baureihenchef Regis Macaluso. Neben neuen Farben haben die Techniker auch das Fahrwerk optimiert. Der Spring fährt sich infolgedessen durchaus kommod. Allerdings kommt das Fahrwerk bei kurz aufeinanderfolgenden Querrillen auch schnell an seine Grenzen. Und bei nassem Untergrund kämpfen die 14 Zoll-Reifen verzweifelt um Grip. In schnellen Kurven greifen die Regelsysteme zudem sehr schnell ein. In Wien haben sich die feuchten Straßenbahnschienen als tückisch erwiesen: Die Gleise haben hier die gleiche Spurweite wie der Dacia Spring.

CCS-Anschluss für 800 Euro Aufpreis 
Wer den Akku des Dacia Spring schneller laden will als mit 3,7 kW, muss tief in die Tasche greifen - und kriegt dann auch nur eine Ladeleistung von maximal 30 kW. Den meisten reicht ohnehin eine haushaltssteckdose. Foto: Dacia
CCS-Anschluss für 800 Euro Aufpreis
Wer den Akku des Dacia Spring schneller laden will als mit 3,7 kW, muss tief in die Tasche greifen – und kriegt dann auch nur eine Ladeleistung von maximal 30 kW. Den meisten reicht ohnehin eine haushaltssteckdose. Foto: Dacia

Auch die oftmals bemängelte Lenkung soll mittlerweile direkter sein. Außerdem helfen die fünf Kilogramm zusätzliches Gewicht auf der Vorderachse, die aufgrund des Untersetzungsgetriebes, das das Raddrehmoment erhöht und der zusätzlichen Kupferwickelungen der E-Maschine anliegen. Allerdings verpuffen diese Details, da die Steuerung immer noch viel zu indirekt und unharmonisch ist, was sich vor allem bei höheren Geschwindigkeiten in den Kurven auswirkt, weil da die Lenkpräzision und damit die Sicherheit fehlt.

Maximale Ladeleistung: 30 kW

Aber man muss fairerweise ergänzen, dass auch der Dacia Spring 65 primär ein Stadtauto ist und häufig als Zweitwagen genutzt wird. Diese Kernkompetenz erfüllt der kleine E-Crossover nach wie vor. Deswegen fällt auch nicht großartig ins Gewicht, dass die maximale Ladeleistung am Gleichstrom-Lader (der CCS-Anschluss kostet 800 Euro Aufpreis) weiterhin nur 30 kW beträgt. Um eine leere Batterie auf einen Füllstand von 80 Prozent zu heben, braucht es aber auch damit eine Ladepause von fast einer Stunde.

Da geht was rein 
Wer die Lehne der Rücksitzbank umlegt, schafft ein Stauvolumen von bis zu 1100 Litern. Wollen vier Personen reisen, sind es nur 290 Liter. Für ein, zwei Taschen sollte das reichen.
Da geht was rein
Wer die Lehne der Rücksitzbank umlegt, schafft ein Stauvolumen von bis zu 1100 Litern. Wollen vier Personen reisen, sind es nur 290 Liter. Für ein, zwei Taschen sollte das reichen.

Aber da die meisten der Spring-Käufer täglich ohnehin nur 31 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 26 km/h zurücklegen, reicht es völlig, den Spring nachts an die Wallbox zu hängen, um dort mit maximal 3,7 kW den Strom aus dem Netz zu nuckeln. Nicht wenige Kunden sollen sich auch damit begnügen, den Stromer an einer Haushaltssteckdose wieder aufzuladen. Bei einer Ladeleistung von 2,3 kW (einphasig, 10 Ampere) dauert es dann 13:32 Stunden, bis die leeren Akkus wieder voll sind.

Dass man im Innenraum kein Anmutungsfestival erwarten darf, ist bei einem solchen Auto klar. Die Verarbeitung ist durchaus solide und dass manche Schraubenköpfe nicht verkleidet sind, lässt sich wohl nicht vermeiden. Die Navigation mit TomTom-Grafik erfüllt ihren Job und auch die Sitze sind bequem genug. Allerdings ist der Preis des Dacia Spring 65 mit 24.550 Euro nur so lange heiß, solange es eine Förderung vom Bund gibt.

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