Luxus, Luxus, Luxus – Als Mercedes-Chef Ola Källenius vor nicht einmal zwei Jahren in Nizza die neue Strategie für den Stern verkündet und an der Kompaktklasse gerüttelt hat, gab es zwar Applaus von den Analysten. Doch die Kundschaft war zurecht in Sorge. Denn nachdem sich die Schwaben mit jetzt dann vier Generationen und 25 Jahren A-Klasse endlich verjüngt und etwas erreichbarer gemacht hatten, fürchten viele Mercedes-Fans plötzlich, dass für sie der Stern wieder in weite Ferne rückt.
Zu unrecht, wie Källenius den Kunden jetzt weiß machen will. Denn in München haben die Schwaben auf der IAA Mobility das „Concept CLA“ enthüllt, das einen sehr konkreten Ausblick auf das neue Einstiegsmodell der Marke gibt und das Versprechen, dass Mercedes die kompakte Modellfamilie zwar eindampfen, aber keineswegs aufgeben will. „Wir planen auch mit einem Shooting Brake und zwei SUV in dieser Klasse“, gibt Källenius zu Protokoll: GLA und GLB leben also weiter und nur die A- und die B-Klasse gehören bald zum alten Eisen.
Aber das Münchener Schaustück ist nicht nur der Vorbote einer neuen Modellfamilie. Sondern viel wichtiger noch ist seine Rolle als Technologieträger. Denn inspiriert von Effizienz-Champion EQXX beginnt mit ihm der Einsatz des sogenannten MMA-Baukastens – jener Architektur, die Mercedes endlich wieder auf Augenhöhe bringen soll mit Tesla und den vielen Newcomern aus China.
800-Volt-Architektur für kurze Ladezeiten
Nach den Erfordernissen der Elektromobilität konzipiert, für die Jahres des Wandels aber auch noch tauglich für Benziner und Diesel, bringt sie die nächste, selbst entwickelte Generation von Elektromotoren, dramatisch verbesserte Batterien und auch ein neues Niveau an Effizienz. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 12 kWh auf 100 Kilometern soll die „Mercedes Modular Architecture“ das Gelernte aus dem Rekordhalter EQXX in die Serie überführen, den CLA zum Eiliter-Auto unter den Elektro-Limousinen machen und Reichweiten jenseits von 750 Kilometern ermöglichen. Und auch an der Ladesäule will Mercedes mit 800 Volt-Technik neue Bestmarken setzten: Bei maximal 250 kW soll in 15 Minuten der Strom für bestenfalls 400 Kilometer fließen.
Mit MMA einher geht auch das erste eigene Betriebssystem von Mercedes, mit dem sich die Schwaben die Hoheit bei der Software zurück ins Haus holen. Für die Kunden bedeutet das ein neues Niveau beim Infotainment und noch mehr Digitalisierung auf den drei Bildschirmen, die sich im Cockpit nahtlos über die gesamte Fahrzeugbreite ziehen. Und für die Ingenieure steht es für kürzere Entwicklungszyklen, mehr Vernetzung und schneller Updates – zum Beispiel für das vollautonome Fahren. Denn alles, was es dafür an Hardware braucht, ist schon an Bord, sagt einer der Entwickler. Der kleine Buckel für den Lidar-Sensor über der Frontscheibe beweist, dass das nicht nur so dahingesagt ist.
Kompaktklasse von 4,70 Metern Länge
Wie bei jeder Studie haben Designer und Entwickler natürlich auch beim CLA ein wenig übertrieben und überzeichnet. Ein leuchtender Mercedes-Stern als Scheinwerfer funktioniert in der Serie allenfalls fürs Tagfahrlicht. Der illuminierte Sternen-Himmel im Glasdach ist wohl eher was für S-Klasse & Co. Und bei aller Liebe zur Nachhaltigkeit wird es wohl noch ein wenig dauern, bis Essensreste mit chemischen Prozessen tatsächlich zu Seide fermentiert und dann als Ersatz für Gummi und Garn verwendet werden können. Aber selbst ohne solche Details will Mercedes mit mehr Recycling-Material und grünen Lieferketten den CO2-Fußabdruck der neuen Modellfamilie gegenüber den aktuellen Kompakten um 40 Prozent drücken.
Ja, mit dem Münchner Konzept bekennt sich Mercedes weiterhin zur Kompaktklasse. Auch wenn ein Auto von guten 4,70 Metern alles andere als kompakt ist. Doch sollten sich die Fahrer von A-Klasse & Co. deshalb keinen Illusionen hingeben. Erst recht nicht, wenn Källenius von „deutlich aufgewerteter Produktsubstanz“ spricht und damit nichts anderes meint, als spürbar höhere Preise. Wo es bislang bei knapp 37 000 Euro losgeht in der Pkw-Preisliste von Mercedes, können sie – dem Abschied von A- und B-Klasse, der neuen Produktsubstanz und dem Elektroantrieb sei Dank – schon froh sein, wenn künftig an erster Stelle des fünfstelligen Verkaufspreises keine Fünf steht.
Sorry, aber so wird das nichts! Während Mercedes noch Studien zeigt, liefert China schon Serienreife Autos. Und Mercedes wird die Arroganz noch im Hals stecken bleiben. wenn man schon Luxuspreise aufruft, sollte man auch Luxus liefern! Unsere C-Klasse hat so viel kleine Macken (abblätternder Lack, blasen werfender Chrome, faltige Sitzbezüge,…) und Mercedes zeigt hier keinen Willen zur Nachbesserung. Wir fahren in der Familie aktuell drei Mercedes, aber das waren auch die letzten. Diesen chinaaffinen Haufen werden wir nicht mehr unterstützen.