Der chinesische Staatsautobauer Dongfeng will mit einem Marken-Dreiklang in Europa Fuß fassen: Hero steht für Luxus. Der Vorbote ist der martialische Mercedes EQG-Gegner M-Hero 1. Später soll mit dem M-Hero 2 noch ein Crossover folgen, das sich mit dem Erstling die Technik teilt. Wie VW will die Muttermarke Dongfeng im Volumensegment möglichst viele Autos unter eigenem Namen verkaufen.

Die Premium-Klientel bedient die Marke Voyah mit Fahrzeugen wie dem Passion, einer elegant gezeichneten 5,09 Meter langen Limousine. Das Design kann sich sehen lassen. Die Kombination aus der Front mit den blitzenden schmalen Scheinwerfern und dem schmalen Rückleuchtenband à la Porsche Panamera ist nichts Neues. Aber die Asiaten sagen sich: Lieber gut hingeschaut (um das Wort abgekupfert zu vermeiden) als schlecht entworfen. Hinter dem VW ID.7 oder dem Tesla Model S braucht sich der China-Stromer jedenfalls nicht zu verstecken, zeigt unsere erste Ausfahrt.

Im sogenannten Reich der Mitte geht es inzwischen auch um den Komfort im Auto und nicht nur um eine schnittige Optik. Der Chef sitzt hinten rechts und freut sich über den drei Meter langen Radstand des Passion. Über einen kleinen Touchscreen in der Armlehne links kann er den Beifahrersitz extrem weit nach vorn schieben, die integrierte Fußablage hochfahren und die Lehne des vorderen Gestühls weit nach unten legen. In dieser Konfiguration kann der Passagier die Beine ausstrecken und es sich richtig gemütlich machen. Aktiviert er die Massagefunktion des vorderen Sitzes, werden auch die Unterschenkel durchgeknetet.

Da das Ganze auch auf der Chauffeurseite funktioniert, kann sich auch der Fahrer eine Portion Wellness gönnen, während er am Volant agiert. Eine angenehme Atmosphäre ist ebenfalls wichtig. Deshalb öffnet und schließt sich auch das große Panorama-Schiebedach per Fingerdruck.

Hochwertige Komplettausstattung

Im Innenraum punktet der Voyah Passion mit Eleganz und Wertigkeit. Leder, gut gepolsterte Sitze und ein Infotainment, das bei der Hardware kaum Wünsche offen lässt. Drei Bildschirme mit einer Größe von jeweils 12,3 Zoll bilden eine Reihe, die sich quer über das Armaturenbrett zieht. Coast-to-Coast nennen das einige. Wir sagen: passt.

Zumal wir die grundlegenden Funktionen ohne große Probleme gefunden haben, obwohl wir in einer chinesischen Version unterwegs sind und unsere Mandarin-Kenntnisse mehr als überschaubar sind.

Die Einstellung der Vierzonen-Klimaanlage und der Sitze erfolgt über einen kleineren Neun-Zoll-Touchscreen direkt unter dem zentralen Monitor zur Verfügung. Hat man alles schon mal gesehen, gefällt uns dennoch. Das gilt auch für das Head-up-Display mit den fliegenden Pfeilen der Augmented Reality, die uns schon in verschiedenen Mercedes-Modellen und von Volkswagen den Weg gewiesen haben.

Passion geizt nicht mit Leistung

Mit einem Kofferraumvolumen von 441 Litern bis 1.515 Litern (bei umgeklappten Rücksitzlehnen) bleibt trotz der großzügigen Platzverhältnisse im Fond genug Raum, um seine Utensilien verstauen. Da der Boden des Gepäckabteils eben ist und sich nicht allzu weit unter dem Höhenniveau der Ladekante liegt, fällt das Hantieren mit dem Gepäck leicht. Für das Ladekabel und anderen Krimskrams wie eine Tennisausrüstung gibt es vorne noch einen Frunk.

Der Voyah Passion geizt auch nicht mit Leistung. Der Allradantrieb besteht aus zwei Synchron-Elektromotoren mit 215 kW oder 292 PS Leistung hinten und 160 kW oder 218 PS vorne. Zusammen ergibt das 375 kW starkes Kraftpaket mit einem maximalen Drehmoment von 700 Newtonmetern. Diese Power wuchtet den 2.286 Kilogramm schweren Passion in 3,8 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Aber auch die Elastizität zwischen 80 und 120 km/h gefällt uns. So sind auch flotte Überholmanöver auf Landstraßen möglich.

Bis zu 730 Kilometer Reichweite

Die Höchstgeschwindigkeit von 205 km/h macht den Passion auf deutschen Autobahnen zwar nicht zum Alphatier, aber man ist auch so schnell genug unterwegs. Top-Speed-Etappen verbieten sich ohnehin mit einem Stromer auf der Langstrecke. Wenn das Gaspedal ständig den Boden kitzelt, bleibt von der angegebenen Maximalreichweite von 730 Kilometern (nach dem chinesischen CLTC-Zyklus) deutlich weniger übrig.

Immerhin hat die Batterie eine Kapazität von 109 Kilowattstunden. Der chinesische Autobauer gibt den Verbrauch mit 19,7 kWh pro 100 km an. Bei der bundesdeutschen Straßenrealität dürfte der durchschnittliche Stromkonsum jenseits der 20 kWh/100 km liegen.

Wir fühlen uns im Voyah Passion auf Anhieb heimisch. Der Automatik-Drehknopf in der Mittelkonsole ist einem westlichen Autofahrer vertraut und die Hand tastet fast schon automatisch nach diesem Bedienelement. Nicht ganz so intuitiv geht es bei den Fahrprogrammen zu, denn da muss man den Touchscreen nutzen.

Fünf Fahrprogramme

Neben Snow und Individual hält der Passion noch die bekannten Fahrmodi Fahrmodi Eco, Comfort, Sport (fährt der Heckspoiler aus) parat. Während man bei diesen Programmen den Unterschied zwischen den jeweiligen Einstellungen deutlich spürt, ist dies bei den drei Rekuperationsmodi (stark, mittel, schwach) nur bedingt der Fall.

Da sich der Voyah Passion mit dem Van Dream die Technik der Electric Smart Secure Architecture (ESSA) teilt, bietet auch die viertürige Limousine kein echtes Segeln. Diese Verwandtschaft bedeutet, dass der Passion ebenfalls mit dem Fahrwerk bestehend aus einer Einkammer-Luftfeder und adaptiven Dämpfern ausgestattet ist, das die Bodenunebenheiten zuverlässig wegbügelt. Komfort bedeutet beim Passion auch wirklich Komfort. Für den deutschen Markt sollten die Techniker den Sport-Modus allerdings etwas straffer ziehen.

Das unförmige, etwas dickwulstige Lenkrad stört nur auf den ersten Blick und nicht beim Rangieren. Allerdings leidet auch die Lenkung an dem typisch chinesischen Syndrom der Zurückhaltung. Was im gesellschaftlichen Umgang als höflich empfunden wird, bedeutet am Steuer eines Automobils indirekt und mit einem synthetischen Lenkgefühl, das dem Fahrer nicht eindeutig mitteilt, wie es gerade um das Zusammenspiel zwischen Reifen und Asphalt bestellt ist.

Und was kostet der Spaß?

Zum Schluss noch ein paar Worte zum Preis, der ja in diesem Segment immer ein Thema ist. Der 360 kW starke und 4,90 Meter lange Allrad-SUV Voyah Free mit einer Reichweite von rund 500 Kilometern wird bei uns vom Importeur ADG EUROPE aus Kerpen bei Köln bereits seit März angeboten, derzeit zu einem Aktionspreis von 69.990 Euro. Der Voyah Passion soll Anfang nächsten Jahres zu uns kommen, übrigens auch als Plug-in-Hybrid mit einem 43 kWh-Akku für eine Gesamtreichweite von 1.260 Kilometern. Vom rein elektrischen Passion wird Voyah zwei Versionen anbieten. Neben der getesteten 109 kWh-Version auch eine Ausgabe mit 82-kWh-Akku für eine Norm-Reichweite von 580 Kilometern nach dem chinesischen CLTC-Zyklus. Das erst einmal zur Orientierung.

Und die Preise? Hat ADG Europa noch nicht festgelegt. In China werden die Fahrzeuge derzeit für Beträge zwischen umgerechnet 36.000 bis 40.000 Euro angeboten. In Deutschland wird der Preis sicher deutlich höher liegen – auch ohne die Strafsteuer von bis zu 40 Prozent, mit der die EU den Import chinesischer Elektroautos auszubremsen versucht.

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