Eigentlich sollte er in diesen Tagen auf einer weiteren „Kreuzfahrt ins Glück“ irgendwo im Mittelmeer herumschippern und Hochzeiten an Bord organisieren: Der beliebte Schauspieler Jan Hartmann alias Tom Cramer. Doch die Dreharbeiten für die nächste Folge der populären ZDF-Fernsehserie mussten wegen der Corona-Krise erst einmal auf Eis gelegt werden. Statt dessen hat der 40-jährige Familienvater nun ausgiebig Zeit, sich um sein smartes Heim in der Nähe von Regensburg zu kümmern, das er mit seiner Frau Julia und seinen beiden kleinen Kindern vor zwei Jahren bezogen hat. Ein Rasen war anzulegen, auch ein Zaun zu ziehen.
Urlaub? Sieht eigentlich anders aus. Immerhin blieb noch Zeit für die eine oder andere Fahrradtour durch die neue Heimat an der Donau. Und das nicht mit irgendeinem Fahrrad, sondern einem E-Mountainbike der deutschen Edelmarke Rotwild, vollgefedert, mit einem antriebsstarken Brose-Motor und der Top-Schaltgruppe von Shimano. EDISON durfte den ehemaligen Fahrradkurier und bekennenden Technik-Nerd auf einer Tour auf dem so genannten Jura-Steig begleiten – und sich mit ihm über seine Fahrrad-Biographie und sein Verhältnis zur Elektromobilität auf zwei und vier Rädern zu unterhalten.
Jan, wenn man sich Dein Profil bei der Künstlervermittlung ansieht, dann bist Du ein ziemlich sportlicher Typ: Insgesamt 19 Sportarten sind da aufgeführt…
Wie bitte?
Ja, Du spielst angeblich Golf und tauchst…
Stimmt, ich habe einen Tauchschein und spiele regelmäßig Golf. Was kann ich noch?
Du kannst reiten, mit dem Bogen schießen und Ski fahren. Du spielst Volleybal und auf einem Surfbrett stehend über Wasserflächen paddeln.
Das sind Sachen, die ja wohl jeder hinkriegt.
Welchen Stellenwert hat in dem Portfolio der Sportarten, die jeder kann, das Fahrrad?
Einen sehr hohen. Ich bin schon immer sehr gerne Fahrrad gefahren. Als Kind und Jugendlicher auf dem Land.
Wo?
Ich komme aus Schleswig-Holstein, nördlich von Hamburg. Plattes Land. Bei Wind und Wetter ging es da mit dem Fahrrad auf den langen Weg zur Schule, zum Sport am Nachmittag und später auf die Scheunenpartys in die umliegenden Gemeinden.
Ich las, Du warst schon in jungen Jahren als Fahrradkurier im Einsatz.
Um das Taschengeld aufzubessern, habe ich dort mit meinem Kettler Alubike Apothekendienst gemacht und Medikamente zu Kunden oder zu Altenheimen ausgefahren. Später bin ich für einen Job nach Hamburg. Statt einen Führerschein zu machen – aus Autos habe ich mir damals nicht viel gemacht, habe mit dem verdienten Geld ein schönes knallblaues Mountainbike von Cannondale mit gelben Magura-Bremsen gekauft. Damit habe ich dann gelegentlich Kurierfahrten gemacht. Einen Kurierfahrer spielte ich dann kurioserweise mit 19 Jahren auch in meiner ersten Fernsehrolle in der Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Das Fahrrad zieht sich also wie ein roter Faden durch mein Leben.
Vom Kettler-Citybike zum Mountainbike…
…zum Rennrad. Ein Schauspieler-Kollege hatte sein Rennrad zum Drehort mitgebracht und mir gesagt: Setz‘ Dich mal drauf. In der Sekunde war ich verloren. Die direkte Kraftübertragung und die Geschwindigkeit – Wahnsinn. Ich bin dann wirklich lange exzessiv mit dem Rennrad durch Berlin gefahren. Gerne am frühen Morgen noch vor dem Dreh mal schnell 60 Kilometer um die Seen herum. Das habe ich geliebt.
Du hast den Rausch der Geschwindigkeit auf zwei Rädern genossen?
Es war einfach geil. Und es hielt mich fit. Und mit einem Fahrrad lässt sich am besten auch eine Stadt entdecken. Dafür gibt es nichts Besseres. Busse und Bahnen sind meistens voll. Und sie geben Dir eine Strecke vor. Mit dem Fahrrad kann man je nach Laune Haken schlagen, in einen Park, rein in eine Seitenstraße.
Das Fahrrad war damals eher ein Sportgerät oder mehr ein Verkehrsmittel?
Es war eigentlich immer beides – und ist es heute noch. Wir leben heute ein wenig außerhalb der Stadt. Mit dem Fahrrad lassen sich Besorgungen erledigen, ohne dass man einen Parkplatz suchen muss.
Inzwischen verlässt Du Dich aber nicht mehr allein auf die Muskelkraft – Du hast Dir ein e-Bike zugelegt. Wie viel Spott hast Du deshalb schon ertragen müssen?
Eine ganz Menge: Das ist doch nur etwas für alte Leute, hieß es.
Und was entgegnest Du den Spöttern?
Ich sage denen: Probiert es doch erst einmal selbst aus. Es macht einfach viel Spaß, diese Leistung zu spüren. In der Regel fahre ich in der Unterstützungs-Stufe eins oder zwei, damit ich noch selbst ordentlich treten muss. Auch um den Akku zu schonen – den fahre ich eigentlich nie komplett leer. Aber zu wissen, dass man bei Bedarf noch zusätzliche Leistung abrufen kann, ist schon genial.
Du fährst ein E-Bike von Rotwild. Wie bist Du auf die Marke gekommen?
Als ich mein erstes Mountainbike gekauft habe, stand beim Händler ein Rad dieser Marke. Damals war es für mich unerschwinglich. Aber die Marke blieb im Kopf. Später lernte ich einige Manager des Unternehmens kennen. Und nachdem ich einmal das Werk besichtigen durfte, war es um mich geschehen: Ich erlebte Menschen, die mit Passion hochwertige Fahrräder bauen. Mir gefällt zudem das Design – ich bin Architektenkind. Und die Fahrleistungen sind klasse. Ich fühle mich darauf bestens aufgehoben.
Du hast Familie, Frau und zwei kleine Kinder. Nimmst Du die auch mit auf Deine Touren?
Gelegentlich. Niki, unser Großer, ist inzwischen viereinhalb Jahre alt und fährt seit kurzem sein erstes Fahrrad mit Schaltung. Damit sind wir jeden Tag unterwegs – und unsere Kreise werden immer größer.
Es gibt inzwischen auch Kinderfahrräder mit elektrischer Trittunterstützung.
Ja, darauf hat Niki mich auch schon aufmerksam gemacht. Aber ich finde, er sollte erst mal eine Weile selbst treten. Da bin ich ganz altmodisch.
E-Bikes erleben derzeit einen großen Boom. Das wundert Dich also nicht?
Ganz und gar nicht: E-Bikes sind geil. Wir leben gerade in einer Zeit des Wandels. Die Stadtbilder verändern sich, dem Fahrrad und e-Scootern wird mehr Platz eingeräumt, die Bedeutung des Autos schwindet. Da passt das e-Bike sehr gut in die Kerbe.
In Regensburg fahren Elektrobusse durch die Altstadt, auch die Post wird mit Elektrofahrzeugen ausgeliefert. Es gibt eine ganze Reihe von öffentlichen Ladestationen – unter anderem auch in Deinem Wohngebiet. Hast Du schon mal über die Anschaffung eines Elektroautos nachgedacht?
Die Stadt und auch die kleine Gemeinde, in der ich wohne, investieren kräftig in die Elektromobilität. Die Infrastruktur wächst, weil die Auslastung der Ladestationen jetzt schon sehr hoch ist. Kürzlich wurde in Regensburg auch ein Sharing-System mit Elektroautos gestartet.
Vom e-Bike zum e-Mobil ist es oft nur ein kleiner Schritt.
Ich finde Elektroautos ja auch technisch total spannend. Ich bin durch das e-Bike schon ein wenig bekehrt, aber mit der Energiewende beim Auto noch nicht durch. Denn ich fahre sehr viel Auto und auch sehr viel Langstrecke, auch gerne spontan los. Bislang würde es bei mir nicht funktionieren – von Regensburg kommt man nicht ohne Ladepause bis nach Köln. Und so wie ich fahre, müsste ich sicher zweimal anhalten und eine Stunde Strom laden. Deshalb ist ein Elektroauto aus rein logistischen Gründen noch nichts für mich. Aber ich glaube, da kommen demnächst ein paar interessante neue Autos auf den Markt, die mehr Reichweite versprechen und noch mehr Fahrspaß. Das könnte eine Option bieten, wenn bei uns mal wieder ein Fahrzeugwechsel ansteht.
Du schreibst zusammen mit Deiner Frau Julia einen Blog, der unter der Überschrift „Good Life“ steht. Was bedeutet für Dich „gutes Leben“?
Gutes Leben ist bewusstes Leben, eine hochwertige Zeit zusammen mit der Familie. Mit den Kindern, einer gesunden Ernährung – ich esse sehr gerne gut. Und meine Frau kocht sehr gut und leidenschaftlich: Sie kauft lieber Gewürze als Schuhe ein.
In der Corona-Krise hattet ihr sicher viel Zeit zum gemeinsamen Kochen.
Ja, leider (Lacht).Deshalb muss ich jetzt viel Fahrrad fahren, um wieder fit zu werden.
Na ja, Du bist in der Zeit auch zum Gärtner geworden, hast einen Rollrasen verlegt und darüber sicher etliche Kalorien verbrannt.
Ja, ich kann jetzt Rasen verlegen, eine Hecke setzen und einen Zaun ziehen. Ich bin zum Handwerker mutiert.
Sehr gut. Welche Lehren hast Du aus der Zeit gezogen?
Corona wirkte wie eine Notbremse im Zug. Man hat ein anderes Gespür für die Mitmenschen entwickelt, konnte einmal innehalten und auf die eigene Entwicklung schauen und Ziele neu definieren. Insofern war die Zwangspause für den Kopf mit Sicherheit nicht schlecht.
Wann beginnt die nächste Kreuzfahrt ins Glück?
Ohne Corona wären wir jetzt auf dem Schiff irgendwo zwischen Hamburg und Portugal mit einer weiteren Etappe Richtung Griechenland. So war der Plan, der jetzt aber schon zwei Monate überfällig ist. Stattddessen soll es nun erst einmal eine Kreuzfahrt durch die Ostsee geben und einen weiteren Film in den Bergen.
Ostsee statt Mittelmeer, Fahrradtour statt Kreuzfahrt…
Es kommt wie es kommt, sagt der Rheinländer. Auf diese Weise lerne ich nun erst einmal die Gegend kennen, in der ich noch nicht allzu lange wohne. Und ich entdecke dabei immer wieder neue Orte. Das macht doch auch Spaß: Es müssen nicht immer Fernreisen sein.