Der Stellantis Konzern rollt die neuen Elektroantriebe in immer mehr Fahrzeugen aus. Bestes Beispiel ist der Fiat 600e, der dasselbe elektrische Antriebssystem und jene eCMP2-Plattform nutzt, auf der beispielsweise auch der Peugeot e-2008 oder ein Jeep Avenger unterwegs sind. Es ist eine familienfreundliche Alternative zum Fiat 500e, der etwa einen halben Meter kürzer ist.

Man könnte zunächst meinen, dass es sich bei dem Fiat 600e um eine Elektroversion des mildhybriden 500X Hybridantrieb handelt. Doch der SUV (ab 29.990 Euro noch im Handel) nutzt eine andere Plattform, die er sich unter anderem mit dem Jeep Renegade teilt. Zudem ist der Fiat 600e knapp zehn Zentimeter kürzer als der 500X und baut mehr als sieben Zentimeter niedriger als sein Verwandter ohne Elektroantrieb.

Klar gegliedert
Der Fiat 600e macht es dem Fahrer leicht, sich zu orientieren. Ungewöhnlich ist die Getriebesteuerung per Knopfdruck
Klar gegliedert
Der Fiat 600e macht es dem Fahrer leicht, sich zu orientieren. Ungewöhnlich ist die Getriebesteuerung per Knopfdruck

Der 4,17 Meter lange 600e wurde von einem 250-köpfigen Team in Turin entwickelt und läuft seit kurzem im polnischen Tychy vom Band. Neben der reinen Elektroversion wird es ab dem ersten Quartal 2024 aber auch hier noch eine Mild-Hybrid-Version geben, deren 1,2-Liter-100-PS-Triebwerk von einem 28 PS starken Elektromotor nebst 48-Volt-Bordnetz unterstützt wird. Die größte Nachfrage in Westeuropa dürfte jedoch bei der reinen Elektroversion herrschen. Eine 54 kWh große Lithium-Ionen-Batterie sorgt hier für eine Reichweite von immerhin etwas mehr als 400 Kilometer – das reicht allemal für gelegentliche Familienausflüge aufs Land. Auch dann, wenn es draußen kälter ist: Die serienmäßige Wärmepumpe bringt einen Reichweitengewinn von rund zehn Prozent.

Maximal 100 kW am Schnelllader

Für den Vortrieb sorgt beim Fiat 600e ein durchaus alter Bekannter: Der 115 kW oder 156 PS starke Elektromotor mit 260 Nm Drehmoment treibt bereits viele Elektroautos aus dem Stellantis-Konzern an. Die Ladegeschwindigkeit ist leider unverändert gering geblieben: Der 600e kann an einer Schnellladesäule Gleichstrom mit maximal 100 Kilowatt nachladen. Das können die meisten anderen Anbieter von Elektroautos in dem Segment deutlich besser. Zudem gibt es kein System zur Vorkonditionierung der Batterie, das den Energiespeicher bei Beginn des Ladevorgangs auf die optimale Temperatur bringt und damit den Ladevorgang beschleunigt. Echt schade.

Für zwei Erwachsene und ein Kind 
Kopf- und Kniefreiheit im Fond sind gut. Aber den Mittelplatz möchte man keinem Erwachsenen anbieten.
Für zwei Erwachsene und ein Kind
Kopf- und Kniefreiheit im Fond sind gut. Aber den Mittelplatz möchte man keinem Erwachsenen anbieten.

Im Innern ist der 600e ein typischer Fiat. Das Armaturenbrett ist in mehreren Stufen horizontal gegliedert, auf der untersten liegen die drei Schaltknöpfe für das Getriebe. Darüber sitzt der Ladeschacht für das Smartphone und eine weitere Knopfleiste für die Klimafunktionen. So weit so gut wie einfach. Die harten Oberflächen an Armaturenbrett und Türverkleidungen trüben ein wenig das positive Gesamtbild. Die Digitalinstrumente hinter dem Lenkrad sowie über der Mittelkonsole kennen wir bereits aus dem Fiat 500e. Sie liefern eine Fülle von Informationen. Grafiken und Software sind gewöhnungsbedürftig, doch die Logik ist intuitiv.

Ordentlich Power nur im Sport-Modus

Im elektrischen Fiat-Crossover finden maximal vier Erwachsene ausreichend Platz. Einem dritten Erwachsenen möchte man den Mittelplatz in der zweiten Reihe aber nicht zumuten. Seltsamerweise gibt es keine Ablagefächer in den hinteren Türen und auch keine Ausströmer der Klimaanlage. Vorne sitzt es sich wesentlich angenehmer. Ein elektrisch verstellbarer Fahrersitz mit Massagefunktion sowie eine elektrische Heckklappe sind Annehmlichkeiten, die man bei vielen Konkurrenten im B-SUV-Segment nicht findet. Mit einem Ladevolumen von 360 Litern fällt der Kofferraum hingegen eher knapp aus: In den vergleichbar großen VW ID.3 (385 Liter) lässt sich noch ein Koffer mehr verstauen. Da wird sich das eine oder andere Familienmitglied beim Wochenendausflug ins Grüne bescheiden müssen.

Da geht schon was rein 
Der Kofferraum ist ganz ordentlich, mit einem Ladevolumen von 360 Litern aber auch nicht spektakulär groß. Fotos: Fiat
Da geht schon was rein
Der Kofferraum ist ganz ordentlich, mit einem Ladevolumen von 360 Litern aber auch nicht spektakulär groß. Fotos: Fiat

Flotte Beschleunigungen gibt es beim Fiat 600e bevorzugt aus niedrigen Geschwindigkeiten. Denn der Antrieb hat mit den über 1,5 Tonnen Fahrzeuggewicht doch spürbar zu kämpfen. Einigermaßen dynamisch ist man im polnischen Italiener allein im Sportprogramm unterwegs. Denn die Fahrmodi „Eco“ und „Normal“ reduzieren sowohl die Motorleistung wie auch das Drehmoment. Die Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h wird dann erst nach einer halben Ewigkeit erreicht. Zudem kann der Fahrer neben dem Normalmodus ein Fahrprogramm mit dauerhafter Rekuperation von 45 Kilowatt über den B-Taster zuschalten.

Straffes Fahrwerk und stramme Preise

Die Federung des Fiat 600e ist dabei überraschend straff und gerade auf Rädern im 18-Zoll-Format präsentiert sich der Elektro-SUV fast sportlich. Das wirkt sich positiv auf die Stabilität des Fahrzeugs bei flotter Kurvengeschwindigkeit aus, während sich Fahrbahnunebenheiten immer wieder ihren Weg in den Innenraum bahnen. Hier merkt der Fahrer, dass der Fiat 600e mit einer Torsionsbalken-Hinterradaufhängung mit Panhard-Stab unterwegs ist und über kein Mehrlenkersystem wie der Fiat 500x verwendet, das insbesondere auf der Autobahn spürbar mehr Komfort bietet. Die Lenkung fühlt sich zu leicht an – auch im Sport-Modus. Auch das schwammige Ansprechen des Bremspedals ist gewöhnungsbedürftig.

Für das Gesamtpaket ruft Fiat in der Version „Red“ mindestens 36.490 Euro auf. Das bedeutet einen Aufpreis von gut 6000 Euro gegegenüber dem Fiat 500e wie auch gegenüber dem 500X. Die Version „La Prima“ (mit Kunstledersitzen und Massagefunktion) lässt sich Fiat mit 42.490 Euro bezahlen. Das ist schon ein stolzer Preis. aber was tut man nicht alles für die Familie.

(Mit Ergänzungen von Franz Rother)

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