„Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein.“ So begann einst „Raumpatrouille – die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“. In der grandiosen deutschen Science-Fiction-Serie aus dem 1960ern kämpfte Major Cliff Allister McLane (Dietmar Schönherr) mit seinem Team gegen außerirdische „Frogs“ kämpft, die sich das Ziel gesetzt hatten, die Erde erobern.

Wie Science Fiction klang es auch, als vor einigen Jahren die Idee aufkam, Menschen in den Städten mit elektrisch angetriebenen Drohnen zum Ziel zu transportieren, meterhoch über das tägliche Verkehrschaos hinweg. Mit einem Piloten an Bord oder vollautomatisch und vollautonom.

Schöne neue Welt 
Flugdrohnen in der Luft, vollautonom fahrende Elektro-Kleinbusse auf der Straße: So sieht "Supernal" die Zukunft der Mobilität.
Schöne neue Welt
Flugdrohnen in der Luft, vollautonom fahrende Elektro-Kleinbusse auf der Straße: So sieht „Supernal“ die Zukunft der Mobilität.

Doch inzwischen wissen wir: Diese Vision ist alles andere als ein Märchen. Schon gar nicht, wenn sich Großkonzerne wie Airbus und Hyundai an die Entwicklung eines so genannten eVTOL (electric Vertical Take-Off and Landing aircraft) machen. Noch in diesem Jahrzehnt könnten die ersten Flugtaxis in die Lüfte steigen.

Hyundai „Supernal“ plant erste Flüge ab 2025

Auf der Computermesse CES in Las Vegas hatte die Hyundai Motor Group im Januar dieses Jahres die Gründung einer Tochterfirma namens „Supernal“ bekannt gegeben – als „Urban Air Mobility Division“. Ziel des Unternehmens ist es, elektrische Fluggeräte für die „Urban Air Mobility“ (UAM), aber auch für „Regional Air Mobility“ (RAM) zu entwickeln, also für Stadt- und Regionalverkehre.

Der erste Demonstrationsflug soll 2025, der erste kommerzielle Flug 2028 stattfinden – mit einem vollelektrischen Brennstoffzellenantrieb von Rolls-Royce. Die beiden Unternehmen haben gerade einen Vertrag geschlossen, um, wie es heißt, eine „führende Position bei vollelektrischen Antrieben und Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologien für den Advanced Air Mobility-Markt anzustreben.“ Mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen hätten den Vorteil, nicht nur emissionsfrei und leise zu arbeiten, sondern auch zuverlässig und leicht skalierbar zu sein, um große Flugreichweite darstellen zu können – bei batterieelektrischen Antriebe geht das schnell zulasten des Gewichts.

Hyundai geht in die Luft
Das Designteam von Hyundai will den Flugtaxis eine unverwechselbare Gestalt geben. Der Antrieb kommt von Rolls-Royce.

Gemeinsam wollen Hyundai und Rolls-Royce Wasserstoff-Brennstoffzellen, Speichersysteme, aber auch Tank-Infrastrukturen auf den Luftfahrtmarkt bringen, aber auch selbst nutzen. Wasserstoff-Brennstoffzellen in einem vollelektrischen Flugzeugantriebssystem liegen darin, dass es sich um eine emissionsfreie, leise und zuverlässige Energiequelle an Bord handelt, die eine Skalierbarkeit des Energieangebots sowie eine große Flugreichweite ermöglicht.

Die ersten Konzepte, die jetzt in Südkorea präsentiert wurden, sind überaus interessant. Gezeigt wurde ein eVTOL mit Lithium-Ionen-Batterie als Energiequelle für den Antrieb – sowie ein sTOL (short take off and landing). Letzteres ist quasi ein klassisches Propeller-Flugzeug mit Wasserstoff-Antrieb und Platz für bis zu 19 Passagiere. Das urbane Fluggerät hingegen ist deutlich kleiner, bietet als Lufttaxi lediglich Platz für vier bis fünf Personen. Die Fähigkeit zum Senkrechtstart ist dabei einer der limitierenden Faktoren.

Hyundai-Drohne nimmt Gestalt an

Und wie bei den Elektroautos soll auch ein elektrisches Flugtaxi von Hyundai aus der Masse herausstechen. Hyundai-Chefdesigner Luc Donckerwolke hat gemeinsam mit seiner Kollegin Diana Kloster (Stoffe, Material, Farbgestaltung) erste Ideen entwickelt, wie diese Fluggeräte aussehen könnten. Fliegende Autos sind keine geplant, aber diese Flugtaxis sollen später den Individualverkehr entlasten.

Dass die leise und emissionsfreie Beförderung von Menschen durch die Luft anfangs nicht günstiger sein wird als eine Fahrt mit dem Taxi über Land, liegt auf der Hand. Um die Kosten zu reduzieren, ist daran gedacht, dass mehrere Flugtaxen von einem „Piloten“ ferngesteuert werden – ähnlich wie das heute schon bei Drohnen der Fall ist. Bei Entwicklung und Produktion können auch Ideen aus der Automobilproduktion übernommen werden. Das fängt bei Batterien an und reicht bis zu Konzepten und Bauteilen, die für das autonome Fahren benötigt werden.

Bis zu 249 km/h schneller Volocopter

Andere Unternehmen arbeiten ebenfalls mit Vollspannung am Traum vom Flugtaxi. Airbus Industries ist sicherlich der größte und ambitionierteste Entwickler, Volocopter zumindest hierzulande das bekannteste. Im Mai hat ein viersitziger Prototyp in den USA seinen ersten Demonstrationsflug absolviert.

Im Unterschied zur Version „VoloCity“ für den innerstädtischen Verkehr kann der getestete „VoloConnect“ eine Strecke von fast 100 Kilometer (60 Meilen) mit einer Maximalgeschwindigkeit von 249 km/h (155 mp/h) zurücklegen. Auch an einer Version für den schnellen Güterverkehr wird bei Velocopter gearbeitet. Die Lastendrone VoloDrone hat bereits erste Tests zusammen mit dem Logistikunternehmen DB Schenker durchgeführt. Auch die ADAC Luftrettung interessieren sich für diese Art der Fortbewegung.

Lilium arbeitet an Hochleistungs-Elektromotor

Ein weiterer Pionier ist die in Oberpfaffenhofen bei München beheimatete Lilium Air Mobility, die elektrischen Senkrechtstartern tüftelt. Zusammen mit Honeywell und Denso entwickeln die Bayern seit zwei Jahren einen Hochleistungs-Elektromotor, der mehr als 100 kW Leistung generiert und dabei lediglich vier Kilogramm wiegt. Kürzlich hat der ehemalige Airbus-Manager Klaus Roewe als CEO bei dem börsennotierten Unternehmen angeheuert –

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