Besitzer eines Opel Ampera-e sollen ihre Autos nicht mehr vollständig laden, die Reichweite auch nicht mehr vollständig ausreizen – und das Fahrzeuge nach Möglichkeit im Freien parken. Opel reagiert mit den Empfehlungen auf die Rückrufaktion, die der ehemalige Mutterkonzern General Motors am Wochenende gestartet hat – unter anderem auf Druck der National Highway Traffic Administration (NHTSA) der USA. Wegen eines erhöhten Risikos von Batteriebränden hat GM sämtliche zwischen 2017 und 2022 produzierten Fahrzeuge des Typ Chevrolet Bolt in die Werkstatt beordert. Dort soll das Batteriepaket komplett oder zumindest teilweise ausgetauscht werden. Betroffen sind weltweit rund 142.000 Fahrzeuge der Modelljahre 2017 und jünger. In Deutschland fallen unter den Rückruf rund 1500 Fahrzeuge, die zwischen 2017 und 2019 unter der Marke Opel und der Modellbezeichnung Ampera-e verkauft wurden.

„Rauch-, Schmelz- und Verbrennungs-Risiko“

„General Motors hat uns über ein Rauch-, Schmelz- und Verbrennungs-Risiko am Batterie-Pack des Chevrolet Bolt EV und des Schwestermodells Opel Ampera-e informiert“, erklärte dazu ein Opel-Sprecher auf eine Anfrage von „Auto, Motor, Sport“. GM setze die Untersuchungen fort und habe bereits eine so genannte „Containment-Software“ entwickelt, die das Aufladen des Fahrzeugs auf 90 Prozent der vollen Kapazität begrenze, um das Risiko einer Überhitzung der Akkuzellen zu verringern. „Bis jeder betroffene Fahrzeughalter dieses Update erhalten hat, empfehlen wir den Kunden, die maximale Aufladung über das Infotainment-System ihres Fahrzeugs zu begrenzen.“ Wie das geht, zeigt der Konzern seinen Kunden im Internet in einem Video.

Kontrolle von Batteriezellen in der Fertigung
Trotz aller Kontrollen können die Zellen zwei Herstellungsfehler aufweisen, eine gerissene Anodenlasche und einen gefalteten Separator. Dies kann dazu führen, dass der Akku sich übermäßig erhitzt – und zu brennen anfängt. Foto: LG Energy Solutions

General Motors und sein Batteriepartner LG Energy Solutions aus Südkorea schlagen sich bereits seit einiger Zeit mit dem Problem herum. Als Ursache für die Überhitzungsprobleme wird ein Produktionsfehler in der Fabrik von LG Chem in Ochang vermutet. In rund einem Dutzend Fällen hatten diese dazu geführt, dass Elektroautos vom Typ Chevy Bolt, deren Akkus jeweils zu 100 Prozent aufgeladen waren, am Ladepunkt oder kurz nach dem Start zu einer Fahrt in Flammen aufgingen. Nach US-Medienberichten erlitten dasbei zwei Personen Rauchvergiftungen.

Hyundai verwendete zwischen 2018 und 2020 offenbar die gleichen Zellen in seinen Elektroautos Kona und Ioniq und hatte deshalb vorsorglich und freiwillig schon im Frühjahr bei Fahrzeugen dieser Jahrgänge die Batterien ausgetauscht oder zu einer Reparatur des Energiespeichers in die Werkstatt gerufen.

Zellen möglicherweise mit zwei Herstellungsfehlern

„In seltenen Fällen“, führt GM in einer Pressemitteilung aus, „können die gelieferten Batterien zwei Herstellungsfehler aufweisen – eine gerissene Anodenlasche und einen gefalteten Separator – die in derselben Batteriezelle vorhanden sind, was das Brandrisiko erhöht. Vorsichtshalber wird GM die defekten Batteriemodule in Chevrolet Bolt durch neue Module ersetzen.“

Der Autobauer hat dafür zusätzliche Kosten in Höhe von etwa einer Milliarde US-Dollar veranschlagt. Eine erste Rückrufaktion, bei der auf die Fahrzeuge im vergangenen Jahr ein Software-Update aufgespielt worden war, hatte bereits 800 Millionen Dollar gekostet. In Summe hätten die Batterieprobleme den Autokonzern somit etwa 12.675 Dollar, umgerechnet 10.836 Euro, pro Fahrzeug gekostet.

Noch nicht abzusehen ist allerdings, wann der Austausch der defekten Batterien in den Werkstätten startet. LG Energy Solutions muss die Module zunächst einmal fertigen – zusätzlich zur laufenden Produktion von neuen Batteriezellen, unter anderem für Porsche. GM wies die Besitzer darauf hin, dass der Austausch durch die Achtjahresgarantie auf die Batterie komplett abgeckt sei – inklusive der Arbeitskosten.

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