30 Minuten Fahrtzeit von Amsterdam bis Düsseldorf, 90 Minuten bis nach Paris. Das soll mit der Realisierung der Hyperloop-Technologie, einer Art Magnetbahn in einem luftfreien Röhrensystem, möglich sein. Eine aktuelle Studie aus den Niederlanden hat das Potenzial solcher Verbindungen für die Region Nord-Holland mit dem Zieljahr 2040 untersucht. Ergebnis: Der Großraum Amsterdam kann durch Hyperloop-Verbindungen eng mit internationalen Wirtschaftsräumen wie dem Ruhrgebiet oder Paris zusammenwachsen – mit enormen wirtschaftlichen Auswirkungen. Das Bruttoinlandsprodukt der Region Amsterdam würde um 275 Mrd. Euro (+121 %) wachsen, heißt es in der Studie. Wie groß die Realisierungschancen des Konzepts sind, bleibt allerdings offen. Erstellt wurde die Studie vor Ausbruch der Coronakrise.
Energieeffiziente Mobilität
Bekannt wurde das futuristische Mobilitätssystem Hyperloop vor allem durch den Tesla-Gründer Elon Musk. Er arbeitet selbst seit Jahren daran und rief 2017 zu einem globalen Wettbewerb auf, den das niederländische Start-up Hardt Hyperloop gewann (energate berichtete). Im Hyperloop rasen Beförderungskapseln mit enormer Geschwindigkeit von bis zu 1.000 Stundenkilometer durch Röhren. Möglich wird das durch ein darin herrschendes Vakuum, wodurch der Luftwiderstand gegen null sinkt, was zu einem geringen Energieaufwand führt. Befürworter schätzen Hyperloop als wesentlich energieeffizienter gegenüber Flugzeugen und Hochgeschwindigkeitszügen ein und sehen darin neben der höheren Schnelligkeit einen wesentlichen Vorteil.
Hardt Hyperloop steht auch hinter der Studie, die das Unternehmen gemeinsam mit der Provinz Nord-Holland durchgeführt hat. Kern der Idee ist ein Netz von fünf Strecken, die Amsterdam mit Düsseldorf, Frankfurt und Paris sowie inländisch mit Den Haag und Groningen verbinden soll. Als wichtige Zwischenhalte sind etwa Duisburg, Brüssel und Rotterdam geplant. „Eine Hyperloop-Verbindung zwischen Amsterdam und Eindhoven dauert nur 15 Minuten. Und Düsseldorf ist in weniger als einer halben Stunde zu erreichen“, sagte Stefan Marges, Projektleiter von Hardt Hyperloop.
Neue Perspektiven für Pendler
Diese Anbindung an nationale und internationale Wirtschaftscluster würde ein „Daily Urban System“ schaffen, das der Region Amsterdam vor allem neuen Pendler-Perspektiven eröffne. „Wir wissen, dass Menschen bereit sind, maximal eine Stunde zu ihrer Arbeit zu fahren“, so Jeroen Olthof, verantwortlich für Mobilität im Ausschuss der Provinz Nord-Holland. Bei Fahrtzeiten von 30 Minuten bis Brüssel oder 90 Minuten bis Paris oder Frankfurt ändert sich die Perspektive auf die Entfernungen zwischen Wohnung und Arbeitsplatz damit radikal. Laut der Studie wächst das Potenzial an Arbeitskräften für die Amsterdam-Region durch das Hyperloop-Netz um bis zu 66 Prozent.
Ein weiterer Effekt eines solchen Konzepts wäre eine Verlagerung der Reisenden weg vom Flugverkehr. Gerade Kurzstreckenflüge würden kompensiert, so die Studienautoren. Ihren Berechnungen zufolge könnten 70 bis 85 Prozent der Flüge auf den Strecken, die auch der Hyperloop bedient, wegfallen. Das entspreche 3 bis 3,6 Mio. Passagieren oder 20.000 bis 24.000 Flugbewegungen.
Wichtige Fragen bleiben offen
Trotz dieser vielversprechenden Zahlen steht eine mögliche Realisierung eines solchen Konzepts in weiter Ferne. Hardt arbeitet aktuell daran, eine drei Kilometer lange Teststrecke zu bauen. Sie soll 2022 fertig sein. Auch andere Unternehmen treiben international Hyperloop-Projekte voran, in Deutschland sollen ebenfalls Teststrecken entstehen.
In diesem Wettbewerb forciert Hardt in den Niederladen seine Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Dabei widmen sich die Verantwortlichen auch Fragen zur Sicherheit, der öffentlichen Akzeptanz und nicht zuletzt der Wirtschaftlichkeit. Klar ist, dass Milliarden-Summe investiert werden müssen. Wie viel eine Fahrt mit dem Hyperloop am Ende kosten könnte, verrät die aktuelle Studie nicht. Die Provinz Nord-Holland will dennoch wie Hardt am Ball bleiben. Die Studienergebnisse seien vielversprechend, sagte OIthof. „Deshalb werden wir Gespräche mit anderen Behörden aufnehmen, um diese Forschung voranzubringen.“
Wo sind denn nun die „Haken“ und die „offenen wichtigen Fragen“? Fehlt da ein Stück vom Artikel?
Kosten und Wirtschaftlichkeit, Realierbarkeit im gesteckten Zeitrahmen