A car is a car, is a spa, is an office, is a cinema“, findet Matthew McFadyen im neuesten Werbespot von Mercedes-Benz, der die Weiterentwicklung der individuellen Mobilität thematisiert. Einst diente ein Auto von Mercedes allein dem Transport von Menschen und ihrem Gepäck – in Zukunft sollen es obendrein als mobiles Büro dienen, als rollendes Erholungszentrum und obendrein auch noch als Lichtspieltheater. Die Vernetzung des Auto mit dem Internet, hochauflösende OLED-Monitore und mit Kameras, allerlei Sensoren und Aktuatoren gespickte Innenraume machen es möglich – nicht nur den Rücken zu massieren, sondern auch an Videokonferenzen teilzunehmen oder im Stau einen Hollywood-Streifen zu schauen, in dem gewisser McFadyen die Nazis an der Nase herumführt oder jungen Damen den Kopf verdreht.

„Hey Mercedes“
Mercedes-Entwickler Andreas Biehl über das intelligente, sprachgesteuerte Bediensystem, das auch mithilfe von Künstlicher Intelligenz eine neue emotionale Bindung zwischen Fahrer und seinem Auto herstellen soll.

Unter anderem mit einem „hypervirtuellen MBUX-Assistenten“ und „proaktiver“ künstlicher Intelligenz will Mercedes-Benz für neue Fahrerlebnisse sorgen – ohne dass die Verkehrssicherheit leidet. Künstliche Intelligenz ist selbstverständlich auch an Bord, die mit vier verschiedenen Emotionen auf die Stimmungslagen der Autofahrer eingehen kann – auf mitfühlende Art (Szenario: Was war das heute doch für ein Sch…-Tag) oder ganz fröhlich (Szenario: Endlich Feierabend). Und eine Spracherkennung, die es erlaubt, unterwegs Gespräche nicht nur mit Beifahrern, sondern auch mit dem Auto zu führen. Wie sagte doch die Moderatorin bei der Vorstellung des neuen Bediensystems: „Wir würden doch alle total gerne Konversation mit unserem Auto führen“ – und eine „emotionale Bindung“ zum Fahrzeug aufbauen. Nicht nur in Form von Besitzerstolz.

„Betreutes Fahren“

Tatsächlich? Andere werden fragen: Brauchen wir derartige Systeme überhaupt? Lenken Sie den Fahrer nicht zu sehr vom Fahren ab – vollautomatisiert werden auch die Autos von Mercedes-Benz so bald noch nicht fahren: Aktuell ist gerade erst Level 3 erreicht – von insgesamt fünf Stufen, die zum fahrerlosen Auto führen. Und will der Autokäufer diese Form von „betreutem Fahren“? Oder eine intensive emotionale Bindung zu einem Elektromobil, das immer häufiger nur zwei oder drei Jahre geleast – und dann gegen ein neues getauscht wird?

"Hey Waldi"
Wer sein Auto liebte, hatte in den 1960er Jahren nicht selten einen "Wackeldackel" auf der Heckablage oder dem Armaturenbrett sitzen. Emotionale Bindungen sollen künftig über die KI im digitalen Bediensystem hergestellt werden.
„Hey Waldi“
Wer sein Auto liebte, hatte in den 1960er Jahren nicht selten einen „Wackeldackel“ auf der Heckablage oder dem Armaturenbrett sitzen. Emotionale Bindungen sollen künftig über die KI im digitalen Bediensystem hergestellt werden.

Wir sprach darüber mit Andreas Biehl. Bei Mercedes-Benz verantwortet der Software-Spezialist den Bereich „User Interaction Concepts and Virtual Assistant“ – auf deutsch: die Entwicklung von Konzepten, mit denen sich neue Nutzererlebnisse schaffen lassen. Welche Gedanken sich sein Team bei der Entwicklung des um zahlreiche Features wie etwa einem Avatar angereicherten MBUX („Mercedes-Benz User Experience“)-Assistenten gemacht hat, der übrigens schon 2025 in der neuen CLA-Klasse zum Einsatz kommen soll, verrät er uns im Interview – Film ab!

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2 Kommentare

  1. A. Overmann

    Guten Morgen,
    interessante Visionen… Dazu eine Frage an das Mercedes-Benz – Team: wie wird die Bedienung bei diesem sprachfokussierten Ansatz für taube u/o stumme Menschen oder solche mit Sprach-/Sprech-/Hörstörungen aussehen?
    Freundliche Grüße
    AO

    Antworten
    • Franz W. Rother

      Gute Frage. Da müssen wir die Herrschaften in Stuttgart noch einmal fragen

      Antworten

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