Niemand kann sagen, der Ausbau des Ladenetzes für Elektroautos in Deutschland käme nicht voran: Ende September waren nach den Zählungen von Cirrantic und THEONData – die über besseres und aktuelleres Datenmaterial verfügen als die Bundesnetzagentur – bundesweit fast 116.000 öffentliche Ladepunkte in Betrieb, 36 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Aber das Angebot reicht bei weitem nicht aus, um die weiterhin stark wachsende Zahl von Batterieautos, aber auch den großen Bestand an Plug-in-Hybriden stressfrei mit Strom zu versorgen. Nach aktuellem Stand müssten sich etwa 20 Elektroautos einen Ladeplatz teilen. Nach dem Ladenetz-Ranking des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) wäre eine Relation von 10:1 ideal. Von dem perfekten T-Wert – der angibt, wie viele E-Autos auf einen öffentlich zugänglichen Ladepunkte kommen, entfernt sich das deutsche Ladenetz aber immer weiter, weil das Delta zwischen dem Angebot an Ladesäulen und dem Bedarf (durch den Bestand an Stromern) größer wird.

Bedrohliche Schieflage
Die Zahl der Elektroautos in Deutschland wächst schneller als die Zahl der öffentlichen Lademöglichkeiten. Damit entfernt sich der Ist-Zustand immer weiter von der Relation von 10 „Steckerautos“ pro Ladeplatz, die der VDA als ideal bezeichnet. Und die Elektroautos von Reisenden aus dem Ausland sind da noch außen vor. Stand: 30.9.2023, Grafik: Axel Pfaender
Bedrohliche Schieflage
Die Zahl der Elektroautos in Deutschland wächst schneller als die Zahl der öffentlichen Lademöglichkeiten. Damit entfernt sich der Ist-Zustand immer weiter von der Relation von 10 „Steckerautos“ pro Ladeplatz, die der VDA als ideal bezeichnet. Und die Elektroautos von Reisenden aus dem Ausland sind da noch außen vor. Stand: 30.9.2023, Grafik: Axel Pfaender

Was unter anderem an der langwierigen Genehmigungsprozessen für neue Ladestationen und auch den zunehmenden Problemen der Energieversorger liegt, neue Stromtankstellen ins Netz zu integrieren, wie Ladenetzbetreiber immer wieder kritisieren.

Ladenetz wächst nur langsam

So kamen im September nach den Erhebungen von TheonData und Cirrantic für den Charging Radar bundesweit nur 1283 neue Ladeplätze zu den bestehenden hinzu. Nur ein Prozent mehr als im Monat davor. Das Gros (978 Ladeplätze) davon entfiel auf mit Wechselstrom (AC) und maximal 22 kW betriebene „Schnarchlader“ in den Städten. Das Angebot an Gleichstrom (DC)-Chargern mit Ladeleistungen jenseits von 50 kW hingegen wuchs bundesweit nur um 191. Das sind schlechte Nachrichten vor allem für all diejenigen, die ihr Elektroauto auch für längere Touren nutzen wollen. Gut hingegen: „Im DC-Bereich liegt der Fokus klar auf High Power Chargern“, konstatiert Ludwig Hohenlohe, der geschäftsführende Gesellschafter von Theon Data und CEO von Charging Radar.

Da geht noch was 
Warteschlangen vor einer Ladestation sind nicht mehr auszuschließen. Vor allem an den Wochenenden ist der Andrang auf die öffentliche Ladeinfrastruktur groß. Foto: Imago
Da geht noch was
Warteschlangen vor einer Ladestation sind nicht mehr auszuschließen. Vor allem an den Wochenenden ist der Andrang auf die öffentliche Ladeinfrastruktur groß. Foto: Imago

Schlechte Nachrichten gibt es auch von der „Strompreisfront“. Während die Preise für Haushaltsstrom in Deutschland inzwischen wieder sinken – nach den Erhebungen des Vergleichsportals Verivox zahlen Neukunden aktuell 29,6 Cent pro Kilowattstunde (kWh) – sind die Ladestrom-Preise im September wieder leicht gestiegen. Der durchschnittliche Preis für die Kilowattstunde Wechselstrom am „Schnarchlader“ betrug 67 Cent und damit noch einmal zwei Cent mehr als im August. Und der gleiche Durchschnittspreis wird an Schnellladern aufgerufen.

Ob AC oder DC ist egal – der Preis ist gleich

Wobei es große Unterschiede je nach Anbieter gibt – auch das zeigt die Erhebung für den „Charging Radar“. An den günstigsten AC-Stationen wurden im September durchschnittlich 46 Cent/kWh für den Ladestrom aufgerufen, an den teuersten bis zu 1,03 Euro. An den DC-Ladern ist die Spanne nicht ganz zu groß. Die billigsten Anbieter geben den Strom für 47 Cent/kWh ab, die teuersten für 92 Cent. Wobei es hier wie da Ausreißer gibt – nach oben wie nach unten.

„Die Preise zeigen am unteren Ende etwas Entspannung, gleichzeitig steigen am oberen Ende aber auch die AC-Preise“, kommentiert Hohenlohe die Preisentwicklung. „Statistisch liegt die Bandbreite der DC-Preise nun sogar leicht unterhalb der AC-Preise. Somit wird das DC-Laden in vielen Fällen immer attraktiver gegenüber dem AC-Laden.“ Zumal viele der Schnellladesäulen rund um Super- oder Baumärkte entstehen – dort, wo man sich öfter aufhält. So lassen sich Ladepausen gut mit Einkäufen kombinieren, was Zeit spart.

Nur wo gibt es den Strom am günstigsten – und welche Ladesäulen sind gerade verfügbar? Da hilft schon bei der Anfahrt ein Blick auf das Smartphone und auf Apps wie die von Moovility. Diese geben Auskunft, über welche Ladekarten und -Apps der Strom günstig gezapft werden kann – und wo keine Staus vor der Ladesäule zu erwarten sind.

Artikel teilen

3 Kommentare

  1. Hartmut

    Ich kann nur jedem E Autofahrer die Chargerprice und Ladefuchs App auf sein Handy zu laden.
    Wenn ich bei EnBW stehe mit der ADAC Karte laden will und mit 51 Cent pro KWh
    berechnet werden, der preiswerteste Kurs ist VLOTTE Publicity PayPerUse mit 12 Cent pro kWh und die VIRTA-Subscribers mit 97 Cent pro kWh. Aber mit den Apps
    ist man auf der relativ sicheren Seite, dass man keine überhöhten Kosten hat.
    Komisch ist es ja auch, dass die meisten Ladesäulen noch vom Steuerzahler gefördert werden. Wie hat Tesla das eigentlich gemacht ?

    Antworten
  2. Sven Hupfeld

    Wobei es große Unterschiede je nach Anbieter gibt – auch das zeigt die Erhebung für den „Charging Radar“. An den günstigsten AC-Stationen wurden im September 46 Cent/kWh für den Ladestrom aufgerufen, an den teuersten bis zu 1,03 Euro……

    Komisch, bei Aldi Süd zahlt man 29cent. Wer überprüft eigentlich die Angaben auf Richtigkeit?
    Was haben sie eigentlich gegen Elektromobilität?

    Antworten
    • Franz W. Rother

      Bitte sorgfältig lesen. Es handelt sich um Durchschnittspreise mit Ausreißern nach oben wie nach unten. Vereinzelt lädt man den Strom günstiger, an machen Ladeplätzen und mit manchen Lade-Apps noch teurer. Die Daten sind im übrigen mehrfach verifiziert. Und gegen Elektromobilität haben weder wir noch die Dienstleister gar nichts, im Gegenteil: Wir wollen die Energiewende befördern. Nur nicht mit geschönten Bildern und Zahlen. Und zur Wahrheit gehört auch: Es gibt eine Reihe von Fehlentwicklungen.

      Antworten

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert