In der Rennrad-Szene hat sich das E-Bike noch nicht durchsetzen können. In der Ebene sind die Radler auf der Straße meist mit mehr als 40 km/h unterwegs und auch am Berg macht eine elektrische Trittunterstützung nur wenig Sinn, wenn diese nur bis 25 km/h „Rückenwind“ liefert, aber das Gewicht des Fahrrads um drei oder vier Kilogramm erhöht.

Ganz anders sieht es bei Gravelbikes aus – dem neuen Zwitter aus Rennrad und Mountainbike, der sich auch abseits asphaltierter Wege und querfeldein flott bewegen lässt. Dort sind Elektroantriebe schon seit längerem eine willkommene Möglichkeit, im Training den Aktionsradius zu vergrößern oder am Wochenende auch topografisch anspruchsvollere Strecken in Angriff zu nehmen. Das Marktsegment boomt: In USA und der Schweiz sind E-Gravelbikes inzwischen die meistverkauften Fahrräder. Was auch daran liegt, dass die Antriebssysteme immer kompakter und leichter werden.

Künstlicher Rückenwind
Gravelbikes sind leicht und komfortabel. Der Hinterrad-Nabenantrieb von Mahle fällt da kaum auf.
Künstlicher Rückenwind
Gravelbikes sind leicht und komfortabel. Der Hinterrad-Nabenantrieb von Mahle fällt da kaum auf.

Mahle Smart Bike Systems hat den Trend schon früh erkannt und ist mit seinen Hinterrad-Nabenmotoren der X-Reihe schon seit 2020 auf dem Markt präsent. Verbaut sind sie unter anderem in Gravelbikes von Orbea, Cannondale, Bianchi und Pinarello – um nur ein paar zu nennen-, aber auch in City-Bikes von Schindelhauer und Stevens. Die Popularität der in Spanien entwickelten und gefertigten Antriebe kommt nicht von ungefähr: Sie sind leicht (der X20-Motor wiegt nur 1,4 Kilogramm) und ultrakompakt, lassen sich also bestens „verstecken“.

Neuer EX30-Motor wiegt nur 1,9 Kilogramm

Sie sind zudem sehr laufruhig – und dennoch kraftvoll: Der X20-Antrieb überträgt auf das Hinterrad ein maximales Drehmoment von 23 Newtonmeter – das entspricht aufgrund der geringeren Wirkungsgradverluste durch die Kette 55 Nm bei einem Mittelmotor. Der etwas ältere und preisgünstigere X35-Motor (Gewicht: 2,1 Kilogramm) bringt bis zu 40 Nm auf die Straße – im Stadtverkehr reicht das völlig aus.

Gleicher Spaß für alle
Der neue Elektroantrieb von Mahle soll auch in einem Kinderfahrrad von Husqvarna zum Einsatz kommen. Fotos: Mahle
Gleicher Spaß für alle
Der neue Elektroantrieb von Mahle soll auch in einem Kinderfahrrad von Husqvarna zum Einsatz kommen. Fotos: Mahle

Und nun legt das Tochterunternehmen des Stuttgarter Autozulieferers – Spezialist für Kolben, Thermosysteme und inzwischen auch Elektroantriebe – zur Eurobike 2024 noch einmal nach – mit dem neuen Antriebssystem X30. Der neue, vollvernetzte und über eine App etwa an die Herzfrequenz anpassbare Motor mit einem maximalen Drehmoment von 45 Nm hat ein Gewicht von 1,9 Kilogramm. Das gesamte System inklusive 350 Wh-Akku und Steuereinheit wiegt so nur 3,5 Kilogramm. Zum Vergleich: Das ähnlich schlanke und leise Antriebssystem TQ-HPR50 (50 Nm Drehmoment) für das „Nytro“-Gravelbike von Pinarello ist inklusive 360 Wh-Akku rund 400 Gramm schwerer.

Auch Kinderrädern werden elektrisiert

Mit dem neuen Mahle-Antrieb werden somit Gravelbikes mit einem Gesamtgewicht von 11 Kilogramm darstellbar – wie das nagelneue Bianchi e-Oltre belegt. Zu den Erstanwender zählt zudem Stevens aus Hamburg. Dort kommt der Heckmotor in einem 17,6 Kilogramm leichten Urban-Bike der E-Strada-Serie zum Einsatz. Gespräche führt Mahle aber auch schon mit anderen Herstellern – Husqvarna etwa möchte den Antrieb in einem Kinderfahrrad einsetzen. Ja klar: Der Nachwuchs soll auf der Fahrradtour den elektrisierten Eltern nicht hinterher hecheln müssen.

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