Dagegen wirkt selbst der neue Countryman noch richtig Mini. Denn wenn Smart jetzt auf der Autoshow in Beijing das Tuch vom Concept #5 zieht, wächst die im Joint Venture mit Geely nach China übersiedelte Micro-Marke im Mercedes-Imperium zu maximaler Größe heran. Während sie in Hambach gerade die Produktion des EQ Fortwo eingestellt und so auch noch die letzten Wurzeln zur minimalistisch Mobilität gekappt haben, machen sie jetzt am andern Ende der Welt Lust auf ihr bis dato größtes Modell und zeigen einen Maxi, der mit 4,75 Metern Länge sogar noch den Mercedes GLC überragt. Damit hat sich die Sache mit dem Citycar erst einmal erledigt. 

„Mehr als ein Vierteljahrhundert lang stand Smart für urbane Mobilität und clevere Lösungen im Stadtverkehr,“ blickt Smart-Europachef Dirk Adelmann zurück. „Das Concept #5 ist deshalb das vielleicht überraschendste und zugleich vielseitigste Auto, das unsere Marke je entworfen hat. Damit lassen wir alle Grenzen hinter uns und öffnen ein neues Segment für unsere Kunden in Europa und dem Rest der Welt.“

Die Tür mach breit 
Der Smart Concept #5 kommt ohne B-Säule aus, die hinteren Türen sind als sogenannte Schwiegermutter-Türen ausgeführt. In der Serienversion dürfte ein eher konventionelles Türkonzept zum Einsatz kommen. Schon aus Kostengründen.
Die Tür mach breit
Der Smart Concept #5 kommt ohne B-Säule aus, die hinteren Türen sind als sogenannte Schwiegermutter-Türen ausgeführt. In der Serienversion dürfte ein eher konventionelles Türkonzept zum Einsatz kommen. Schon aus Kostengründen.

Dass es die Marke aus dem Dschungel der Großstadt und dem urbanen Umfeld hinaus zieht aufs Land, unterstreichen die Designer mit einem ausgesprochen rustikalen Auftritt, der nicht nur für die Provinz taugt, sondern gleich für Prärie und Pampa. Denn der Fünfer sieht aus, als hätte er zu lange zwischen einem Jeep Avenger und einer Mercedes G-Klasse geparkt – so breit und bullig ist sein Bug mit dem massiven Unterfahrschutz, so wuchtig sind die Radläufe und so kantig fällt die Kehrseite aus.

Smart übertrumpft Mercedes – im Detail

Innen wächst der Smart mit – und das gilt bei rund drei Metern Radstand nicht nur für das formidable Platzangebot auf den Einzelsitzen im Fond der Studie, die in der Serienversion wohl zu einer konventionellen Rückbank werden wird. Und das gilt auch für den nach bisherigen Smart-Maßstäben fast schon expeditionstauglichen Kofferraum. Formidabel ist aber auch die Wertigkeit des Autos. Während frühe Smarts immer ein wenig nach Kaugummi-Automat aussahen, atmet das neue Konzept jetzt Lack und Leder. Der Stuttgarter Muttermarke steht Smart da in nichts nach. Nur dass es im Mercedes GLC zum Beispiel keinen Beifahrersitz mit ausklappbarer Beinauflage gibt. 

Auf der Automesse in Peking gibt Smart einen Ausblick auf einen ausgewachsenen SUV, der 2025 auch zu uns kommen soll - für einen Hammerpreis.
„Wir lassen die Grenzern hinter uns“
Smart-Europachef Dirk Adelmann verspricht sich viel von dem neuen Topmodell, das 2025 auch zu uns kommen soll.

Im Gegenteil. Spätestens wenn es ums elektronische Outfit geht, wirkt selbst die kommende MBUX-Generation für den nächsten CLA fast schon wieder verstaubt. Zwei riesige OLED-Displays prangen im Cockpit des Geely-Smart. Und auf dem AMD-Highspeed-Prozessor läuft ein smarter Bot, dessen künstliche Intelligenz so viel Gesprächstalent und vor allem Verständnis hat wie ChatGPT.

800 Volt-Architektur und 100 kWh-Akku

Und wer sich beim Auto tatsächlich noch fürs Fahren interessiert, der hat in der Mercedes-Familie künftig ebenfalls leichte Wahl: Die 800 Volt-Technik garantiert unglaublich schnelles Laden mit 15 Minuten für den Hub von zehn auf 80 Prozent. Und ein Akku mit einer Kapazität von mehr als 100 kWh sorgt für eine Reichweite von über 550 Kilometern. Das sollte genügen, um sich öfter einmal aus der City hinaus zu trauen und eine ausgedehnte Landpartie zu wagen. 

Information overkill
Der Fahrer des Smart Concept #5 erhält über zwei große OLED-Displays alle Informationen, die er braucht. Und das blitzschnell: Auf dem AMD-Highspeed-Prozessor läuft ein smarter Bot, dessen KI viel Gesprächstalent hat wie ChatGPT.
Information overkill
Der Fahrer des Smart Concept #5 erhält über zwei große OLED-Displays alle Informationen, die er braucht. Und das blitzschnell: Auf dem AMD-Highspeed-Prozessor läuft ein smarter Bot, dessen KI viel Gesprächstalent hat wie ChatGPT.

Nach trägt der #5 den Vornamen „Concept“. Aber Europachef Adelmann lässt keinen Zweifel daran, dass dieser Präfix schon bald verschwinden wird. Noch in diesem Jahr soll der Fünfer in China in den Handel kommen – und dann 2025 auch bei uns übers Land rollen.

Einstiegspreis von deutlich unter 50.000 Euro

„Und wie man es von uns seit dem #1 gewohnt ist, mit überraschend wenig Änderungen“, lässt Adelmann durchblicken. Gut möglich, dass er ein bisschen was von seiner Abenteuer-Garderobe ablegen muss, weil die Wüste weit ist in Wien oder Wuppertal. Und die beleuchteten Astabweiser werden es wohl auch in China nicht über die Zulassungshürden schaffen. Doch Digitalanzeigen für den Reifendruck zum Beispiel, die Lichtsignatur am Dachträger und drinnen das von Swarovski-Kristallen inspirierte Funkeln in den Türen hat durchaus Chancen auf einen Einsatz im Serienmodell.

Raumschiff Surprise 
Der Smart #5 gibt sich im Innenraum ausgesprochen spacig. Fotos: Smart
Raumschiff Surprise
Der Smart #5 gibt sich im Innenraum ausgesprochen spacig. Fotos: Smart

Vor allem aber dürfte der Smart #5 mit seinem – zumindest in der alten Mercedes-Welt – konkurrenzlosen Preis überraschen. Ja, natürlich wird er deutlich teurer als ein #1, der in Deutschland bei 37.490  Euro startet. Aber wenn Adelmann tatsächlich seinen Plan von einem Einstiegspreis „deutlich unter 50 000 Euro“ umsetzen kann, dann ist nicht nur EQA und EQB ausgepreist, sondern dann verliert auch ein neuer EQC einiges von seinem Reiz – wann immer das Elektroauto auch kommen wird.

Ersatz für Mercedes EQA und EQB?

Und der Blick zu Mercedes ist bei Smart noch immer vonnöten. Genau wie Mercedes andererseits weiterhin ein waches Auge auf Smart hat. Schließlich stehen die chinesischen Verwandten bei uns noch immer in den gleichen Ausstellungsräumen – und bekommen dort womöglich bald noch mehr Platz. Schließlich füllt Smart mit seinen XXL-Modellen genau jene Lücken, die das Mutterhaus mit dem Abschied von A-Klasse & Co am untern Ende des Mercedes-Programms zu reißen gedenkt.

Und für alle, denen der #5 eine oder gar zwei Nummern zu groß ist, hat Adelmann einen buchstäblich kleinen Trost: Die Schwaben wollen das eine tun, ohne das andere zu lassen – und arbeiten mit Hochdruck an einem Nachfolger für den EQ Fortwo: Nur weil sie sich jetzt aufs Land wagen, wollen sie die Stadt nicht der Konkurrenz überlassen. 

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1 Kommentar

  1. J.R.

    Oh mein Gott! Was soll diese grottige Karre sein?!

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