Der Energiekonzern EnBW erprobt derzeit den Einsatz von Drohnen hinsichtlich seiner Offshore-Windparks. Mit Blick auf die vielen Entwicklungen rund um das Thema „Urban Air Mobility„, also der Erweiterung von Transportsystemen in den Luftraum, sowie das finanzielle Engagement von Logistikunternehmen in Drohnentechnologien sei es nur konsequent, den Anwendungsfall Offshore-Windpark genauer zu betrachten, erklärte das Unternehmen.

„In unseren ersten Gesprächen mit Drohnen-Experten erhielten wir nur positive Rückmeldungen“, sagte Michael Splett, Leiter Betrieb Offshore Windenergie bei der EnBW. Der Einsatz von Drohnen könne einen hohen Mehrwert bieten und zu Kostensenkungen beitragen. Derzeit werden zum Transport von Wartungskräften und Ersatzteilen zu den Windparks auf See Hubschrauber und Schiffe eingesetzt, was jeweils mit hohen Kosten oder langen Anfahrtszeiten verbunden ist. Bringt man hingegen Werkzeug und Material per Schwerlastdrohne direkt auf 100 Meter Höhe der Windenergieanlage, entfallen Kranarbeiten. Und reisen Servicetechniker mit den AirTaxis genannten Passagierdrohnen, entfallen Überstiege – und die mit den zweiwöchigen Schichten einhergehenden Übernachtungen auf hoher See.

Drohnen-Flüge über See stören niemanden

Auch sind bei einem Einsatz von Drohnen über der See anders als bei Einsätzen über Städten und auf dem Festland geringere Widerstände zu erwarten. „Da fast ausschließlich über unbewohntem Gebiet geflogen wird, rechnen wir mit weniger Restriktionen als bei der Urban Air Mobility“, fügte Splett an. Als Betreiber von Offshore-Windparks wolle die EnBW dazu beitragen, „diesen neuen Logistik-Ansatz zu einer Standard-Dienstleistung weltweit zu machen“.

Schwierige Suche nach Landeplätzen
Über Wohngebieten stehen dem Einsatz von großen Elektro-Drohnen zum Transport von Menschen und Gütern große Widerstände gegenüber. Landeplätze müssen ausgewiesen, Lademöglichkeiten gefunden werden - und die Bevölkerung beschwichtigt werden. Dennoch planen Mobilitäts-Anbieter wie Uber bereits Projekte mit den Luft-Taxis. Grafik: Uber
Schwierige Suche nach Landeplätzen
Über Wohngebieten stehen dem Einsatz von großen Elektro-Drohnen zum Transport von Menschen und Gütern große Widerstände gegenüber. Landeplätze müssen ausgewiesen, Lademöglichkeiten gefunden werden – und die Bevölkerung beschwichtigt werden. Dennoch planen Mobilitäts-Anbieter wie Uber bereits Projekte mit den Luft-Taxis. Grafik: Uber

„Unsere Rolle besteht darin, die beiden Technologien Windenergie und Schwerlastdrohnen zusammenzubringen und eine Reihe grundlegender Herausforderungen anzugehen“, sagte Jonas Janke, verantwortlicher Projektleiter und Offshore-Spezialist bei der EnBW. Zu klären sei dabei unter anderem, wie Offshore-Windparks ausgestattet sein müssen, um den Einsatz von Drohnen zu ermöglichen. Konkret stellten sich etwa die Fragen, wie eine Landeplattform für Drohnen aussehen kann, wie ein Transportcontainer beschaffen sein muss und wie Kommunikationsschnittstellen aussehen können.

DLR experimentiert bereits mit Drohnen

Das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Forschungsprojekt soll zudem den rechtlichen Rahmen für den Betrieb von Transportdrohnen in Offshore-Windparks untersuchen und bislang noch nicht abgedeckte rechtliche Aspekte für den Anwendungsfall oder Konflikte mit bestehenden Regularien aufdecken. Ziel sei es, die Bedingungen und erforderlichen Schritte für die Realisierung des Drohnenbetriebs sowohl für den Material- als auch für den Personentransport zu kennen.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) steckt die Rahmenbedingungen für einen Drohnenbetrieb im Windparkumfeld ab und stellt seine Erkenntnisse zu unbemannten Luftfahrzeugen zur Verfügung, hieß es weiter. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führten Experimente mit einer DLR-Drohne in einem Windpark an Land durch. Parallel werde der Betrieb im Offshore-Bereich modellhaft entwickelt und in Simulationen genau untersucht.

Und damit das Forschungsprojekt nicht in der Theorie endet, hat die EnBW die „Offshore Drone Challenge“ (ODC) gestartet. „Wir laden alle Technologie-Akteure ein, von unseren Forschungsergebnissen zu profitieren, und diese im Rahmen einer Erprobung mit eigenen Produkten live und vor der weltweiten Fachpresse zu demonstrieren“, so Projektleiter Janke. EnBW arbeitet bereits am Wettbewerbsdesign, zusammen mit dem DLR und weiteren Partnern. Eine hochrangig besetzte Jury wird dann die „Drohnen-Oscars“ vergeben. Erste ODC-Workshops finden im Herbst bei der Windleitmesse Hamburg Wind Energy 2022 statt.

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