Manchmal machen Kleinigkeiten einen großen Unterschied. Opel hat dem Mokka Electric jetzt eine um vier Kilowattstunden größere Batterie sowie einen stärkeren Motor verpasst. Die Reichweite des City-SUV steigt damit um 69 Kilometer gegenüber dem – weiterhin angebotenen – Standardmodell. In Zahlen ausgedrückt: Die Antriebsleistung steigt von 100 auf 115 kW (156 PS), die Speicherkapazität des Akkus von 50 auf 54 kWh. Die Reichweite wächst darüber von 338 auf 407 Kilometer. Fahrten von Rüsselsheim nach Stuttgart und zurück sollten damit möglich sein. Zumindest unter idealen Bedingungen – und über die Landstraße.
Normalerweise frisst bei einem Elektroauto jedes zusätzliche Kilowatt an Leistung Reichweite. Nicht so beim Opel Mokka Electric. Möglich machen das ein effizienterer Antriebsstrang mit dem neuen M3-Elektromotor, eine serienmäßige Wärmepumpe sowie eine optimierte Zellchemie der Batteriezellen. Für Opel ist das Grund genug, den Mokka Electric mit dem Zusatz „Long Range“ und „Ultimate“ zu versehen. Dass der Rüsselsheimer Marketingabteilung etwas der verbale Gaul durchgeht, ist irgendwie verständlich. Schließlich hat die Marke mit dem Blitz in den vergangenen Jahren nicht nur Glücksmomente erlebt. Und sie sind am Main halt sehr stolz auf ihre Autos.
Zurück zum Mokka und zu der Frage, wie es denn um die wortgewaltige Marketing-Kreation bestellt ist, sobald es auf die Straße geht. Zu Beginn der Testfahrt meldet der Bordcomputer eine Reichweite von 346 Kilometer bei einem Ladezustand der Batterie von 86 Prozent. Das passt rein rechnerisch – eine volle Batterie sollte der postulierten Reichweite ziemlich nahekommen. Und im Alltag? Auf gehts.
Mehr als 150 km/h sind nicht drin
Der erste Eindruck: Auf der Straße schlägt sich der Opel Mokka gut. Die 260 Newtonmeter Drehmoment sind unverändert, reichen aber aus, um dem 1.632 Kilogramm schweren Stromer leichtfüßig durch den Verkehr zu bewegen. Dank der Extra-Power gelingt der Standardsprint von null auf 100 km/h nun in neun Sekunden, 0,2 Sekunden schneller als bisher. Nicht, dass man das im Alltag großartig spüren würde, aber immerhin.
Allerdings geht die Beschleunigung nur bis zur 150 km/h-Marke weiter. Wie beim „normalen“ Mokka Electric. Die Tachonadel könnte also gerne noch etwas weiter im Uhrzeigersinn wandern. Es müssen ja keine 200 km/h sein, aber 10 km/h könnten helfen, den einen oder anderen Überholvorgang auf der Autobahn zu verkürzen.
Auf der Landstraße und in der Stadt ist man mit dem elektrischen Crossover allerdings ausreichend flott unterwegs. Allerdings sind die Bremsen nach wie vor nicht exakt dosierbar. Hier sollten die Ingenieure noch einmal Hand anlegen. Das überstrapazierte Wortspiel mit dem kalten Kaffee ersparen wir uns an dieser Stelle, aber die bekannte B-Fahrstufe, mit der die Rekuperation per Automatik-Stummelhebel verstärkt wird, zeigt, dass der Opel Mokka Electric konzeptionell schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat.
Mokka-Preis auf Tesla-Niveau
Auch die drei Fahrprogramme Eco, Normal und Sport, bei denen die Leistung variiert, sind nicht neu. Im Verkehr spielt das keine Rolle. Wir waren die meiste Zeit im Normal-Modus unterwegs, haben das eine oder andere Mal überholt und kamen auf einen guten Durchschnittsverbrauch von 14,8 kWh/100 km. Das waren sogar 0,7 kWh/100 km weniger als im Datenblatt angegeben.
Die Ladeleistung kann mit diesem Wert nicht ganz mithalten. Während 11 kW beim AC-Stromtanken durchaus in Ordnung sind, sind maximal 100 kW am DC-Schnelllader bestenfalls Mittelmaß. So dauert es rund 27 Minuten, bis die Akkus von zehn Prozent auf 80 Prozent gefüllt sind. An einer Wallbox dauert es vier Stunden und 40 Minuten, bis die Energiespeicher von 20 auf 80 Prozent geladen sind. Bei einer heimischen Ladestelle ist das schnell genug, um die Batterie während einer Nacht mit Strom zu füllen.
Kommen wir noch einmal zurück zu der Bezeichnung Ultimate. Sie steht für die Top-Version, die immerhin 44.720 Euro kostet. Nur für diesen Preis bekommt man den Mokka-Reichweiten-König. Aber für wenig mehr auch schon ein ausgewachsenes Tesla Model Y (44.990 Euro) aus Grünheide. Interessante Strategie der Verkaufsexperten.
Ausstattung lässt kaum Wünsche offen
Immerhin ist in der Ultimate-Version auch einiges an serienmäßiger Ausstattung im Gepäck. Darunter 18 Zoll große Leichtmetallräder, ein adaptiver Tempomat mit Stop-and-go-Funktion, eine 180-Grad-Panorama-Rückfahrkamera. Das Cockpit mit einem zehn Zoll großen Touchscreen sowie einem zwölf Zoll großen digitalen Instrumenten-Display entspricht dem der Basisversion „Elegance“, die es „schon“ ab 40.800 Euro gibt .
Die beiden Monitore fügen sich gut in das aufgeräumte Interieur ein. Apropos passen: Die Abdeckung des Fahrerdisplays hatte etwas Spiel. Hier sollte die Qualitätskontrolle noch etwas nachbessern. Bei der Funktionalität gibt es dagegen wenig zu bemängeln. DAB+-Radioempfang und die Integration des Smartphones per Apple CarPlay oder Android Auto sind beim Opel Mokka Electric Long Range möglich. Aber bei Fahrzeugen dieser Preisklasse kann man das wohl erwarten.