Haute Couture? Naja, ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber mit dem aktuellen Facelift kommt uns dieser französische Vollstromer namens Peugeot E-2008 schon ziemlich aufregend daher. Klar, denn jetzt passt seine Front haarscharf zum seit 1858 bekannten Löwen-Logo der Marke. Das findet mit viel hübscher Poesie natürlich auch Design-Direktor Matthias Hossann, der nun davon schwärmt, das die neue Frontpartie „die Signatur mit den Krallen verstärkt“.

Sehen Sie nicht? Okay, wir helfen mal. In der Mitte mit dem Grill quasi die ganz große Krallentatze, dazu links und rechts die jeweils drei vertikalen Lichtkrallen, die in die glänzend schwarzen Lufteinlässe des Stoßfängers einsortiert sind. Alles klar? Und beim GT-Topmodell (dazu später mehr) setzt sich dieser stilistische Kniff dann noch mit drei entsprechenden Lichtmodulen in den LED-Scheinwerfern fort, die dann netterweise auch gleich eine automatische Leuchtweitenregulierung haben.

Große Krallentatze
Mit dem aktuellen Facelift kommt der Peugeot E-2008 deutlich aufregender daher. Design-Direktor Matthias Hossann schwärmt davon, das die neue Frontpartie „die Signatur mit den Krallen verstärkt“. Fotos: Peugeot
Große Krallentatze
Mit dem aktuellen Facelift kommt der Peugeot E-2008 deutlich aufregender daher. Design-Direktor Matthias Hossann schwärmt davon, das die neue Frontpartie „die Signatur mit den Krallen verstärkt“. Fotos: Peugeot

Selbstverständlich spielen sie die Krallenshow auch mit den neuen LED-Rückleuchten wie sofort zu sehen ist. Und bei dieser Gelegenheit sollten wir vielleicht erwähnen, dass es jetzt das „moderne Selenium Grau“ (O-Ton Peugeot) als aufpreisfreie Einführungsfarbe gibt. Genau, diese coole Tönung, die wir von den sportlichen PSE-Versionen des Peugeot 308 kennen. Reizvoll auch das neue Okenit-Weiß, dass seinen Namen von diesem verdammt seltenem Mineral geklaut hat. Erst recht dieses knallige Elixir-Rot, das 750 Euro extra kostet. Und die GT-Versionen schmückt schließlich generell dieses rabenschwarze Black-Diamond-Dach.

Änhängerkupplung? Gibt’s nicht

Weil wir gerade bei den veränderten Äußerlichkeiten des französischen Modells sind: Schicke neue Leichtmetallräder, deren Design nun an das der größeren Peugeot 408-Limousine angelehnt ist, gibt es mit etwas hochtragenden Namen in den Formaten von 16 („Noma“), 17 („Karakoy“) und 18 Zoll („Evissa“). Fehlt noch was? Ja, am scharfkantigen Heck zieht sich der Peugeot-Schriftzug jetzt fast über die gesamte Breite der Kofferraumklappe. Damit endlich jeder auf Anhieb weiß, was da gerade so vor ihm fährt. Wobei dieses Auto, wie wir wissen ja nicht in Frankreich, sondern im nordspanischen Peugeot-Werk Vigo von den Bändern läuft.

Nicht zu verwechseln 
Am scharfkantigen Heck zieht sich der Peugeot-Schriftzug jetzt fast über die gesamte Breite der Kofferraumklappe. Damit jeder auf Anhieb weiß, was da gerade so vor ihm fährt.
Nicht zu verwechseln
Am scharfkantigen Heck zieht sich der Peugeot-Schriftzug jetzt fast über die gesamte Breite der Kofferraumklappe. Damit jeder auf Anhieb weiß, was da gerade so vor ihm fährt.

Noch eine Ansage: Der Laderaum des 4,30 Meter langen und 1,55 Meter hohen Fünftürers offeriert selbst im Falle dieses Vollstromers ordentliche 434 Liter Volumen (Dachhöhe), die sich beim Umlegen der asymmetrisch geteilten Rücksitzlehne auf 1467 Liter erweitern. Lobenswert. Obwohl sich, typisch Elektriker, im Unterboden die Batterie-Module breitmachen. Dumm nur, dass hier weiterhin keine Stützlast (Stichwort Fahrradträger!) und erst recht keine Anhängelast erlaubt ist. Was etliche potentielle Käufer nach wie vor abschrecken könnte, zumal für Transporte auf der Dachreling nur 70 Kilogramm zugelassen sind.

GT-Version für 1300 Euro Aufpreis

Und der Platz für die Passagiere? Teil, teils. Vorn wirklich Bewegungsfreiheit in Hülle und Fülle, obwohl hier, was beim Einsteigen auffällt, das kleine, sehr handliche Zweispeichen-Lenkrad und die Armaturentafel relativ weit in den Innenraum ragen. Aber hinten wird’s beim Einstieg durch die voluminöse C-Säule etwas enger. Gute Kopffreiheit, aber weniger Platz für Knie und Füße eines 1,94-Meter-Riesen wie unsereins, der zudem mit der etwas ausladenden Schuhgröße 48 gesegnet ist.

Hübsch jedoch die verfeinerten Sitzbezüge wie diese Alcantara-Polsterung, die mit ihren munteren grünen Ziernähten als Option für die GT-Versionen des Stromers gegen 1300 Euro Aufpreis zu haben ist, wobei dann Sitzheizung, eine kribbelnde Massagefunktion und diverse elektrische Verstellmöglichkeiten inklusive sind. Ist wirklich ein sehr angenehmes, hautfreundliches Material. Besonders dann, wenn es wir es wie heute draußen mit bulliger Sommerhitze zu tun haben.

Jede Menge Knöpfchen und Tasten

Ansonsten ist der ganze Bedienkram des ein wenig spacigen Cockpits (richtig, wir meinen das kinomäßige digitale Kombiinstrument) aufgeräumt sortiert. Nicht wie der Spind eines deutschen Kompaniefeldwebels, aber alles findet sich dort, wo man es ungefähr erwartet. Gut, manche Tasten und Rädchen definieren sich nicht gleich auf Anhieb. Aber nach spätestens einer Woche hätten wir das garantiert treffsicher intus, vermutlich auch manche dieser Funktionen auf dem neuen, zentralen 10-Zoll-Touchscreen, an deren Handling wir uns erst gewöhnen müssen.

Immerhin finden sich unter dem Screen noch Gottseidank diese smart gestylten Tasten für den schnellen Zugriff auf Klima, Scheibenheizung und so. Schwer verliebt haben wir uns definitiv in den fein ziselierten, griffsicher montierten Radioknopf: Zum Einschalten kurz draufdrücken, für die Lautstärke einfach drehen. Und die HiFi-Beschallung des feinen Focal-Soundsystems mit seinen immerhin acht Lautsprechern haut im übrigen auch ganz gut rein.

Navigation per TomTom

Neu ist da auch die aktuelle Generation des vernetzten Peugeot-Informationssystems, das mit seinen Anwendungen über den großen Mittelscreen so einleuchtend wie ein gängiges Smartphone reagiert. Logisch, inklusive Home-Button. Und per MyPeugeot-App lassen sich locker die Ladung der Batterie verwalten und diverse Fahrzeuginfos (Verbrauch, Ladestatus, Reichweite und so weiter) abrufen. Bei Bedarf können wir sogar den Innenraum des Autos vorklimatisieren.

Alles andere als ein Schnäppchen
40.050 Euro verlangt Peugeot für den e-2008 schon in der Basisversion. Für die edle GT-Vollausstattung, die unter anderem mit LED-Scheinwerfern und Edelstahl-Einstiegsleisten glänzt,  kommen noch einmal 4.250 Euro hinzu.
Alles andere als ein Schnäppchen
40.050 Euro verlangt Peugeot für den E-2008 schon in der Basisversion. Für die edle GT-Vollausstattung, die unter anderem mit LED-Scheinwerfern und Edelstahl-Einstiegsleisten glänzt, kommen noch einmal 4.250 Euro hinzu.

Über „MyPeugeot“ gibt es nun auch ein virtuelles Wartungsbuch, das sämtliche Rechnungen und Eingriffe in einer elektronischen Datei speichert. Was den späteren Wiederverkauf des Autos vermutlich deutlich erleichtert. Geplante Fahrten lassen sich vorab komplett planen und dann ans bordeigene Navi senden. Laut Peugeot inklusive der idealen Verfügbarkeit von Ladestationen. Und es gibt am Ende der jeweiligen Reise sogar Unterstützung bei der Parkplatzsuche auf den öffentlichen Straßen.

Die Navigation (wahlweise gern im Vollbildmodus) übernimmt hier übrigens das bekannte TomTom-System. Und optional gibt es jetzt für unsichere Mitmenschen die hochauflösende Frontkamera (gekoppelt mit dem Totwinkelassistenten), die das Rangieren beim engen Einparken besonders bequem machen soll. Positiv auch, dass es nun mehr USB-Anschlüsse gibt, dazu ein stärkeres Smartphone-Ladegerät (statt 5 nun 15 Watt), dass wie bisher hinter der Klappe der Mittelkonsole auf seinen Einsatz wartet.

Zum Quatschen ist der Peugeot nicht aufgelegt

Die Sprachsteuerung wird übrigens mit „OK Peugeot“ aktiviert, sie funktioniert, wie fast überall in der Branche, bei wichtigen Funktionen (zum Beispiel fürs Temperieren des Innenraums) ganz leidlich. Braucht aber eine spezielle Konzentration unsererseits („Das habe ich leider nicht verstanden“), lädt also partout nicht zum gemütlichen Quatschen ein, wenn uns auf der Autobahn die einschläfernde Langeweile plagt. Da warten wir weiterhin mit Spannung auf das erste Auto dieser Welt, dass uns oberwitzig mit Künstlicher Intelligenz (KI) munter hält.

Schnelle Orientierung
Unter dem Screen gibt es smart gestylte Tasten für den schnellen Zugriff auf Klima, Scheibenheizung und so. Schwer verliebt haben wir uns definitiv in den fein ziselierten, griffsicher montierten Radioknopf.

Vielleicht noch ein paar Worte zu den vielen Assistenzsystemen des Autos. Alle gängigen Aufpasser sind an Bord. Vom adaptiven Abstandstempomaten über den ständig wachen Notbremser, der Verkehrszeichenerkennung, den Spurhalter mit Lenkeingriff, den Müdigkeitswarner, oder den Totwinkelassistenten (hmm, oder sollten wir vielleicht auch Assistentin sagen?). Dazu kommt die neue Grip Control mit den drei Fahrmodi Sand, Schlamm und Schnee. Spontaner Beifall, aber diese ungemütlichen Zustände haben wir hier gerade nicht.

Akkukapazität steigt auf 54 kWh

Höchste Zeit aber, die wichtigsten News dieses SUV-ähnlichen Stromers zu erwähnen. Erstens steigt die Leistung seines Elektromotors von 100 kW (136 PS) um 15 Prozent auf 115 kW (156 PS), zweitens vergrößert sich wie bei anderen Stellantis-Modellen die Kapazität seiner Batterie (deren Zellen übrigens der chinesische Riese CATL zuliefert) von 50 auf 54 kWh, was laut Peugeot die im WLTP-Zyklus gemessene Reichweite von 341 im Idealfall auf immerhin 406 Kilometer verbessern soll.

Serienmäßig gibt einen einphasigen On-Board-Charger für 7,4 kW – erst gegen 1190 Euro Aufpreis ein dreiphasiges Ladegerät mit 11 kW. Und DC-Schnellladen von Null auf 80 Prozent soll mit den hier möglichen 100 kW in rund 35 Minuten funktionieren. Klar, die restlichen 20 Prozent dauern vermutlich dann noch mal ne gute halbe Stunde. Und falls das noch jemand interessieren sollte: Auf Tempo 100 beschleunigt der Stromer offiziell in glatt neun Sekunden, wobei dieser Wert wohl noch nicht endgültig ist, wie wir hören. Womöglich werden es am Ende noch ein oder zwei Zehntel weniger.

576 Kilometer Reichweite – in der Stadt

So, und wie fährt sich dieser frische Peugeot E-2008? Seinen Außenmaßen entsprechend, angenehm handlich. Parkplatzfreundlich. Und wie es sich für ein Elektroauto gehört flüsterleise. In der City ist er wie alle batterieelektrischen Kollegen mit dem schlagartig einsetzendem Drehmoment-Bums stets ein flotter Feger und meist, wenn wir es ernsthaft darauf anlegen, sogar Ampelsieger. Klar, die Rekuperation (Energierückgewinnung bei jedem Rollen und Bremsen) lässt sich über eine gängige „B“-Taste verstärken. Interessant: Für den reinen Stadtbetrieb verspricht Peugeot sogar eine Reichweite von bis zu 576 Kilometern. Würde bei unser Berliner Rein-Raus-Pendelei locker für zwei Wochen reichen.

Raumgleiter
Der Laderaum des 4,30 Meter langen und 1,55 Meter hohen Fünftürers offeriert im Falle dieses Vollstromers ordentliche 434 Liter Volumen (Dachhöhe), die sich beim Umlegen der asymmetrisch geteilten Rücksitzlehne auf 1467 Liter erweitern.
Raumgleiter
Der Laderaum des 4,30 Meter langen und 1,55 Meter hohen Fünftürers offeriert im Falle dieses Vollstromers ordentliche 434 Liter Volumen (Dachhöhe), die sich beim Umlegen der asymmetrisch geteilten Rücksitzlehne auf 1467 Liter erweitern.

Auf der Schnellstraße wird es dann erst ab Tempo etwas zäher, aber die Höchstgeschwindigkeit für das 1623 Kilo schwere Elektroauto wird hier sowieso bei 150 km/h elektronisch abgeregelt. Okay, mit so einem Vollstromer rast man ja eh nicht übertrieben hektisch durch die Gegend, besonders wenn man auf der Langstrecke, wie vielleicht demnächst im familiären Sommerurlaub, dem schön ausgeklügeltem Ladetiming folgt.

Sparsamer Stromverbrauch

Ein Allradantrieb ist für den kompakten Vollstromer nicht zu haben. Kein Drama, den haben wir auch nicht vermisst. Zumal das Auto auch so ein Freund schneller Kurven und sauberer Ideallinien ist. Okay, die Lenkung des Fronttrieblers könnte vielleicht noch etwas spürbarer auf den Punkt kommen, aber das ist schon Meckern auf hohem Niveau. Grundsätzlich hat uns dieser E-2008 auf den über 150 Testkilometern nämlich gut gefallen.

Spannend wurde es wie immer bei den Verbräuchen. Peugeot winkt mit freundlichen Schnitten von 15,2 bis 15,5 kW, aber dazu gehören quasi voll klinische Laborbedingungen. Dachten wir. Unsere Stromverbräuche bei batteriefreundlichen Sommertemperaturen, wenig Gepäck, ständig laufender Klimaanlage und unterschiedlicher Pisten lagen bei zügiger Fahrt erst einmal zwischen knapp 17 und 26,4 kWh. Dabei waren wir die meiste Zeit in den Fahrmodi Normal und Eco unterwegs, nur kurzzeitig auch mal im verschärften Sport-Programm. Doch, gelungene Überraschung, beim gemütlichen Cruisen auf der Landstraße signalisierte uns die penible Statistik-Anzeige schließlich sogar 15,0 kWh. Geht doch.

Preise ab 40.050 Euro für den Vollstromer

Aber ein Schnäppchen ist dieser Peugeot, der ab Juli bestellbar ist, doch erst nach den Sommerferien ausgeliefert wird, nun wirklich nicht. Mindestens 40.050 Euro wird der Händler schon für die Basisversion des Stromers verlangen. Für die GT-Vollausstattung des E-2008, unter anderem mit raffinierter Ambientebeleuchtung, den erwähnten LED-Scheinwerfern, Aluminium-Pedalerie, Edelstahl-Einstiegsleisten und einem Keyless-System, addieren sich noch einmal 4.250 Euro. Viel Geld für ein grünes Gewissen und überhaupt für die von Peugeot hier angepeilten jungen Familien, wenn man berücksichtigt, dass dieser 2008 als dreizylindriger Einstiegsbenziner mit 100 PS schon verlockend ab gut 27.000 Euro zu haben ist.

"Head-up-Display"
Die Position des Cockpits über dem Lenkrad ist nach wie vor etwas gewöhnungsbedürftig.
„Head-up-Display“
Die Positionierung des Cockpits über dem kleinen Lenkrad ist nach wie vor etwas gewöhnungsbedürftig.

Und die Konditionen dieser gut ausgestatteten „First Edition“ des Stromers, die Peugeot jetzt gerade im Netz bewirbt, klingen zwar auf den ersten Blick ganz reizend: schlanke 279 Euro monatlich, bei einer Laufzeit von 24 Monaten und 10.000 Fahrkilometern jährlich. Doch davor will Peugeot eine erst einmal eine stramme Anzahlung von 8900 Euro. Was nun nicht von Pappe ist.

Peugeot 3008 kommt mit 800-Volt-Technik

Sie hätten trotzdem lieber was Größeres und noch mehr Reichweite? Dann müssen Sie auf den neuen Peugeot 3008 warten. Der wird am 12. September in Paris vorgestellt und startet im März nächsten Jahres, wie zu erfahren ist. Nutzt die neue mittelgroße Stella-Plattform des Konzerns mit rasanter 800-Volt-Ladetechnik. Auf Wunsch mit einem zweiten E-Motor im Heck, also auch Allradantrieb. Batteriefüllung auf 80 Prozent in nur 15 Minuten, bis zu 700 Kilometer Reichweite. Wir rechnen mit einer Batteriekapazität von über 98 kWh. Und haben uns schon das neue, mit 21 Zoll riesige Panorama i-Cockpit zeigen lassen, dessen Screen sich (Curved Display) komplett um den Fahrer herumschmiegt.

Bis zum Ende des nächsten Jahres wird Peugeot hierzulande in jeder Baureihe ein vollelektrisches Modell anbieten, verspricht uns der neue Deutschland-Geschäftsführer Christian Dietsch, 43. Und hat für die traditionelle französische Marke schon mal ein ehrgeiziges Ziel im Hinterkopf: „Es ist meine persönliche Überzeugung, dass wir in Deutschland bei den Neuzulassungen mal einen Marktanteil von drei Prozent erreichen können.“ Genau, die neuen Vollstromer sollen dabei eine große Rolle spielen.

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