BMW hat sich bereits aus der Rennserie verabschiedet, Mercedes wird sich am Ende der kommenden Saison zurückziehen, um sich wieder voll und ganz auf die Formel 1 konzentrieren zu können. Doch Porsche bleibt der ABB FIA Formel E treut – zumindest bis zur Saison 10, die Stand heute 2024 ausgetragen wird. Dies bekräftigte Thomas Laudenbach, der neue Motorsportchef von Porsche, jetzt in einem Pressegespräch. Der 53-jährige Maschinenbau-Ingenieur hatte am 1. Oktober die Nachfolge von Fritz Enzinger, 65, angetreten, der Porsche in den zurückliegenden zehn Jahren unter anderem zu sechs Weltmeistertiteln und einem Hattrick bei den legendären 24 Stunden von Le Mans geführt hatte – nur ein Sieg mit dem 99X Electric in der noch jungen Formel E blieb seinem Team verwehrt. Die zurückliegende siebte Saison beente Porsche mit einem enttäuschenden achten Platz in der Teamwertung.

„Wir haben richtig schnelle Fahrer“

Laudenbach will nun zügig den ersten Sieg einfahren – in Saison 8, die Ende Januar im saudi-arabischen Diriyah beginnt. „Wir haben richtig schnelle Fahrer – die können es schaffen“, sagte der neue Motorsportchef im Pressegespräch. Auch die das Auto sei gut, die Performance eigentlich schon in der zurückliegenden Saison „nicht schlecht“ gewesen. Laudenbach: „Nur ergebnismäßig waren wir nicht da, wo wir sein wollten.“

Thomas Laudenbach
Der 53-jährige Maschinenbau-Ingenieur leitet seit dem 1. Oktober als Nachfolger von Fritz Enzinger den Porsche Motorsport. Er bringt Erfahrungen aus der DTM und dem Motorsport von Audi mit. Bei Porsche war er über 15 Jahre in der Motorenentwicklung tätig, bei Audi arbeitete er zuletzt an Energiespeichern für Elektroautos. Foto: Porsche
Thomas Laudenbach
Der 53-jährige Maschinenbau-Ingenieur leitet seit dem 1. Oktober als Nachfolger von Fritz Enzinger den Porsche Motorsport. Er bringt Erfahrungen aus der DTM und dem Motorsport von Audi mit. Bei Porsche war er über 15 Jahre in der Motorenentwicklung tätig, bei Audi arbeitete er zuletzt an Energiespeichern für Elektroautos. Foto: Porsche

Mit einer neuen Teamstruktur und einer besseren Rennstrategie und vielen kleinen anderen Maßnahme sollte das TAG Heuer Porsche Formel-E-Team aber in der neuen Saison schnell auf die Siegerstraße kommen. Die größere Hausforderung aber sei es, die Rennautos der dritten Generation pünktlich zur Saison 2022/23 fertig zu bekommen. Derzeit liege man terminlich zwar auf Kurs, aber die Situation sei durchaus angespannt. Die Gen3-Renner werden über deutlich mehr Leistung verfügen, leichter sein und über einen zweiten Elektromotor an der Vorderachse verfügen. Außerdem sind Schnellladestopps im Rennverlauf vorgesehen.

„Wir wünschen uns starke Gegner“

„Wir hätten uns gerne weiter an deutschen Premiumherstellern gemessen“, kommentierte Laudenbach den Ausstieg von BMW und Mercedes-Benz. „Wir wünschen uns hochkarätige Gegner.“ Aber der Rückzug der beiden deutschen Teams sei kein Grund, nun selbst das Handtuch zu werfen. Im Gegenteil: Im engen Austausch mit den Organisatoren und übrigen Teams will Porsche die Rennserie weiterentwickeln und durch Änderungen am Reglement noch attraktiver machen.

Laudenbach wünscht sich unter anderem mehr Freiheitsgrade im Bereich Batterie – die Formel-E-Boliden nutzen derzeit alle eine Einheitsbatterie mit einer Kapazität von 54 KWh, die einer Kooperation zwischen McLaren Applied Technologies, Sony und Lucid Motors entstammt. In den Gen3-Autos wird der Akku 100 Kilogramm leichter, aber seine Speicherkapazität nicht verändern. „Eine Freigabe der Batterie für eigene Entwicklung würde wahrscheinlich die Kosten explodieren lassen.“

Formel-1-Engagement noch nicht entschieden

Aber denkbar sei auch, künftig nur noch Einheitszellen vorzuschreiben – und das Packaging und die Steuerung der Gesamtsystems Batterie den Teams zu überlassen. Mit „Raumfahrt-Zellen, die nichts mit dem Straßenverkehr zu tun haben“, sei der Formel E nicht geholfen – immerhin soll die Rennserie ja auch Erkenntnisse für die Perfektionierung der Porsche Taycan und anderer Elektroautos aus dem Konzern liefern. „Das Gesamtpaket muss passen.“

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Aus dem Grund ist laut Laudenbach übrigens auch noch nicht entschieden, ob sich Porsche in der Formel 1 engagiert – als Motorenlieferant oder durch Kauf eines bestehenden Rennteams. Voraussetzung sei unter anderem, dass der elektrische Anteil beim Antrieb der Rennwagen „deutlich“ ansteigt, die Kosten des Einsatzes „kontrollierbar“ bleibt – und die Formel 1 ein neues Motoren-Reglement, das einem Neueinsteiger entgegen kommt. Laudenbach nannte die Formel 1 „eine sauinteressante Sache“. Aber über das Thema entscheide nicht er, sondern der Konzernvorstand „und wahrscheinlich der Aufsichtsrat.“

Hauptsache schnell und erfolgreich

Dem langjährigen Porsche-Antriebsentwickler, der zuletzt bei Audi für die Serienentwicklung von Energiespeichern für Elektroautos verantwortlich war („Das brachte mir einen ganz neuen Blickwinkel“) sind aber andere Dinge wichtiger. Die ersten Siege in der Formel E, na klar – und eine weiterhin breite Aufstellung von Porsche im Motorsport. „Primär geht es darum, dass Porsche auch noch in zehn Jahren im Motorsport eine signifikante Rolle spielt.“ Mit klassischen Sportwagen, die klimaneutral mit E-Fuel betrieben werden, mit Batterieautos und Hybridantrieben – egal. Hauptsache schnell und erfolgreich.

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