Die Erprobung des Porsche Taycan geht in die finale Phase. Längst ist es kein Geheimnis mehr, dass das technische Zwillingspärchen aus Porsche Taycan und Audi e-tron GT fünf Jahre nach der Markteinführung eine kräftige Überarbeitung bekommt, welche beide Modelle insbesondere technisch in eine neue Liga katapultieren soll. Im zweiten Quartal, also irgendwann im Juni, kommt der „neue“ Taycan in den Handel. Wir haben mit einem Prototypen schon mal eine Tour durch den Süden Kaliforniens machen dürfen. Und so viel sei hier schon einmal verraten: Die Käufer der sportlichen Elektro-Limousine dürfen sich freuen – insbesondere auf eine imposante Ladeleistung.

Optisch wird sich durch die Modellpflege, die sehr zeitnah ihre Premiere feiert, nicht viel tun. Zwar handelt es sich bei dem schwarzen Porsche Taycan, mit dem wir zwischen Los Angeles und San Diego auf eine Testrunde gehen, um einen Prototypen. Doch von der Tarnung ist abgesehen von durchscheinenden Folien auf den Scheinwerfern und ein paar dunklen Aufklebern an Frontschürze sowie dem LED-Leuchtband nicht mehr viel geblieben. Die leicht geänderte Front steht dem aufgefrischten Taycan gut, denn die Scheinwerfer muten nun nicht mehr wie traurig dreinblickende Augen an, sondern wirken geradliniger und frischer.

Lademeister 
Eine Ladeleistung von 300 kW, obwohl der Akku schon zu 59 Prozent gefüllt ist? Am Highpower-Charger setzt der Taycan eine neue Bestmarke. Mit der maximalen Ladeleistung, aber auch mit der Ladeperformance.
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Eine Ladeleistung von 300 kW, obwohl der Akku schon zu 59 Prozent gefüllt ist? Am Highpower-Charger setzt der Taycan eine neue Bestmarke. Mit der maximalen Ladeleistung, aber auch mit der Ladeperformance. Fotos: Porsche

Abgesehen davon gibt es weder innen noch außen nennenswerte Unterschiede zwischen dem bisherigen Modell und der neuen Version, an die nicht nur die Entwicklungsabteilung aus Weissach hohe Erwartungen legen. Was Details zu Antrieb und Akkupaket im Unterboden betrifft, hält sich Porsche noch zurück. Es ist jedoch kein Geheimnis, dass die bisherige Speicherkapazität des Akkus von 93,4 kWh brutto einen Nachschlag bekommt, so dass künftig mehr als 100 kWh an Bord genommen werden können.

Spürbar mehr Schub

Nach dem Start im Hafenörtlichen Marina del Rey südwestlich von Los Angeles geht es an diesem Morgen auf den gut gefüllten Straßen und Highways bis an die mexikanische Grenze. Von San Diego aus soll es im Idealfall ohne Ladestopp wieder Richtung Norden an den Ausgangspunkt gehen. Der Taycan fädelt sich mit prall gefülltem Batteriepaket unscheinbar in den morgendlichen Pendelverkehr Richtung Süden ein. Über die Interstate 405 und später die I-5 geht es auf der privilegierten HOV-Spur für Elektroautoautos und Fahrzeuge mit mindestens zwei Insassen links vorbei an den üblichen Staus rund um Städte wie Long Beach, Santa Ana und Irvine, bis sich der Verkehr im Hinterland des Orange County etwas beruhigt.

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Eine Ladeleistung von 300 kW, obwohl der Akku schon zu 59 Prozent gefüllt ist? Am Highpower-Charger setzt der Taycan eine neue Bestmarke. Mit der maximalen Ladeleistung, aber auch mit der Ladeperformance.
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Eine Ladeleistung von 300 kW, obwohl der Akku schon zu 59 Prozent gefüllt ist? Am Highpower-Charger setzt der Taycan eine neue Bestmarke. Mit der maximalen Ladeleistung, aber auch mit der Ladeperformance.

Das Reisetempo wird zunehmend flotter und trotz schnellem Durchschlängeln pendelt sich der Realverbrauch nach den ersten 100 Meilen (160 Kilometern) bei rund 32 kWh/100 Meilen ein. Das entspricht einem Durchschnitt von knapp 20 kWh auf 100 Kilometern. Das ist kein schlechter Wert für einen über 2,3 Tonnen schweren Luxusstromer, der einen bei einem Tippen auf das Gaspedal brutal in den Sitz presst. Ganz augenscheinlich sitzen wir nicht gerade in der Basisversion: Einige Karosseriedetails deuten darauf hin, dass an beiden Achsen kräftige Elektromotoren für Schub sorgen. Bisher war der Porsche Taycan Turbo S mit 560 kW / 761 PS mit 1.050 Nm maximalem Drehmoment das Topmodell. Nunmehr leistet er 700 kW / 952 PS. Wahnsinn! Das Einstiegsmodell erstarkte auf 300 kW / 408 PS, der Taycan 4S auf 400 kW / 544 PS und der Taycan Turbo auf 650 kW / 884 PS.

Verbrauch sinkt auf 18,7 kWh/100km

Doch heute geht es erst einmal auf Strecke. Nach ein paar Schlenkern rund um die Naval-City San Diego zeigt der Blick auf den Bordcomputer eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 66 Meilen pro Stunde (knapp 110 km/h) an. Der Verbrauch hat sich nach rund 150 Meilen Testfahrt und dem üblichen Auf und Nieder im Süden Kaliforniens bis zur Mittagspause bei 30,2 kWh/100 Meilen eingependelt, also 18,7 kWh/100 Kilometer.

Kraftpaket
Äußerlich fallen die Modifikationen am Porsche Taycan zum Modelljahr 2024 kaum auf. Technisch jedoch macht der Stromer einen Sprung nach vorn, was Antriebsleistung, Akkukapazität und Ladeperformance anbetrifft.

Damit wäre für die Rückfahrt nach Los Angeles eigentlich kein Ladestopp nötig. Doch ein später Zwischenstopp in Torrance, 30 Minuten südlich der Millionenagglomeration L.A., haben unsere Begleiter trotzdem geplant. Denn der neue Taycan soll an einer Schnellladesäule zeigen, dass er auch im Stand glänzen kann. So kommt es zu einem nachmittäglichen Zwischenstopp an einer „Fashion Mall“ – mit großen Augen: Bereits kurz nach dem Einstöpseln des Ladesteckers blinkt an der Säule von Electrify America die Zahl 299 auf, denn 304 kW. Wow.

Taycan beeindruckt mit Ladeperformance

Waren Ladeleistungen von bis zu 270 kW am Hypercharger bei Porsche Taycan und Audi Etron GT schon mehr als beeindruckend, so legt die nächste Generation noch einmal eine Schippe drauf – Gleichstrom schießt nun mit einer Leistung von bis zu 320 kW in den Akku. Das Digitaldisplay der Ladesäule zeigt bei unserer Testfahrt 23 Prozent Ladestand (SoC) eine Ladeleistung von 319 Kilowatt an – und dabei bleibt es eine ganze Weile. Erst bei einem SoC jenseits von 66 Prozent sinkt der Wert schrittweise. Erst auf 286, dann auf 250 und schließlich auf 234 Kilowatt – das ist deutlich mehr, als die meisten Elektroautos heute an Maximalleistung aufbringen. Nach weniger als 20 Minuten ist so das große Akkupaket von 11 auf über 80 Prozent erstarkt – da bleibt kaum Zeit zum Checken der E-Mails. Zur Erinnerung: Beim bisherigen Modell dauert es am Hypercharger bisher knapp 40 Minuten, um den 93 kWh großen Akku im Unterboden auf immerhin 80 Prozent erstarken zu lassen.

„Mit dem Taycan sind wir Ende 2019 in die Ära der Elektromobilität gestartet“, so Kevin Giek, Leiter der Taycan-Baureihe, „mit dem umfangreich aktualisierten Taycan setzen wir diese Erfolgsgeschichte fort. In puncto Performance erreicht die Modellreihe ein neues Niveau: Fahrdynamik und Fahrspaß sind einmalig. Zugleich konnten wir Effizienz, Reichweite, Alltagstauglichkeit und Komfort entscheidend verbessern.“

Preise steigen kräftig

Leider nur machen sich all die Verbesserungen auch in den Preisen bemerkbar. Bereits das auf 300 kW Einstiegsmodell des Porsche Taycan kostet statt 93.193 Euro künftig mindestens 101.500 Euro. Beim 700 kW starken Topmodell Taycan Turbo S Cross Turismo beträgt der Einstandspreis 211.300 Euro – das ist ein Aufschlag von über 12.000 Euro gegenüber der aktuellen Version (199.168 Euro). Porsche verweist darauf, dass bei der Serienausstattung deutlich nachgelegt wurde und Details wie die Luftfederung oder die elektrische Ladeklappe nunmehr auch bei den Basismodellen serienmäßig an Bord seien. Aber die Liste der aufpreispflichtigen Extras bleibt trotzdem lang.

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