Es gibt Sommerreifen, Winterpneus – und solche, die versuchen, ganzjährig das Beste aus zwei Welten zu bieten. Klar ist, dass der Reifen zum Fahrzeug passen muss. Und die Erfordernisse sind bei einem Kleinwagen anders bei einem Offroader oder einem Hochleistungssportler. Doch die Zeiten haben sich geändert und egal aus welcher Klasse das Fahrzeug kommt, hat ein Elektroauto oder ein teilelektrifiziertes Modell andere technische Vorgaben an die Qualität der Reifen.

Zunächst ist das Gewicht eines Elektromodells höher als bei einem Fahrzeug mit konventionellem Antrieb. Deshalb benötigt der Pneu eine höhere Tragfähigkeit, die durch den sogenannten Last-Index ausgedrückt wird. Die Reifen müssen mehr Gewicht aushalten und trotz der höheren Last für Sicherheit sorgen, ohne das Komfortniveau zu senken.

Schneller, weiter, sparsamer
Für den Mercedes-Prototypen AMG GTXX und die Rekordfahrt auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Nardo hat Michelin eine Spezial-Ausführung des neuen Pilot Sport 5 Energy entwickelt. Der neue Reifen kommt für Serienfahrzeuge 2026 auf den Markt. Foto: AMG

Bei einem Elektromodell zählt zudem jeder Kilometer Reichweite und so kommt dem Rollwiderstand eine große Bedeutung zu. Ebenso wie der Geräuschentwicklung: Da im elektrischen Fahrbetrieb der Klang des Verbrennungsmotors fehlt, fallen Geräusche von einer lauten Klimaanlage ebenso ins Gewicht wie die des Windes und der Abrollgeräusche der Reifen. Einige Hersteller kennzeichnen deshalb ihre Reifen für Elektroautos gesondert. Hinzu kommt, dass Elektroautos über deutlich mehr Drehmoment verfügen und auf die Fahrbahn übertragen. Dafür sorgen spezielle Profile und entsprechende Gummimischungen, die jedoch nicht auf Lasten von Reichweite oder Geräuschniveau gehen dürfen.

Spezielle Profile bei Michelin und Bridgestone

Entsprechend der Anforderungen werden die Reifen getestet und sind elementarer Teil jeder Fahrzeugerprobung. Beispielsweise bei der Rekordkord des Mercedes AMG GTXX auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Nardo in Süditalien. Mit an Bord der Prototyps, der nächstes Jahr in Serie gehen soll waren Hochgeschwindigkeitsreifen von Michelin des Typs Pilot Sport 5 Energy. Der in fünf Jahren speziell für Elektroautos mit hohem Gewicht und extremer Leistung entwickelte Reifen im Format 265/40 ZR20 vorne und 295/40 ZR 20 hinten verfügt über eine besondere Laufflächenarchitektur. An den Außenseiten sorgt die Gummimischung für einen geringeren Energieverbrauch, in der Mitte der Laufläche eine andere Mischung für besonders Haftung auf trockener wie nasser Fahrbahn.

EV ready 
Die Enliten-Technologie von Bridgestone sorgt dafür, dass der Winterreifen Blizzard 6 nicht nur beste Traktion auf Schnee bietet, sondern auf trockener Fahrbahn auch rollwiderstandarm und leise abrollt. Nicht nur auf elektrifizierten Fahrzeugen. Foto: Bridgestone
EV ready
Die Enliten-Technologie von Bridgestone sorgt dafür, dass der Winterreifen Blizzak 6 nicht nur beste Traktion auf Schnee bietet, sondern auf trockener Fahrbahn auch rollwiderstandarm und leise abrollt. Nicht nur auf elektrifizierten Fahrzeugen. Foto: Bridgestone

Auch Porsche schickt seinen Macan Electric mit Michelin-Reifen vom Typ Pilot Sport EV (Sommer) und Pilot Alpin 5 SUV (Winter) auf die Straße, die speziell die Erfordernisse eines schweren Sport-SUV erfüllen. Alternativ ist der Macan ebenso wie der Porsche Cayenne Hybrid mit speziell entwickelten Reifen von Bridgestone ausgerüstet. Der Bridgestone Potenza Sport für den Macan Electric verfügt über ein spezielles Profildesign sowie eine Gummimischung, die speziell auf das Gewicht und hohe Drehmoment des Elektro-SUV ausgelegt sind. Neben dem Fahrverhalten soll der Reifen (20 – 22 Zoll) gleichermaßen Komfort, maximierte Bremsleistung sowie einen geringen Rollwiderstand bieten, um Reichweiten von bis zu 600 Kilometer darstellen zu können.

Pirelli-Winterreifen mit Noise Cancelling-Technologie

Pirelli wiederum stellte jüngst seinen neuen Winterreifen Cinturato Winter 3 vor, einen Hochleistungs-Winterreifen für Limousinen und Crossover. Im Vergleich zur vorherigen Reifengeneration soll der Cinturato Winter 3 – erhältlich zwischen 16 und 20 Zoll – mehr Laufleistung bieten und insbesondere bei Aquaplaning besser funktionieren. Für elektrifizierte Fahrzeuge verspricht er Reichweitensteigerungen von bis zu zehn Prozent. Der Reifen verfügt im Innern zudem über schallabsorbierende Materialien, um die Abrollgeräusche zu reduzieren.

Während ein Reifen wie der Pirelli Cinturato Winter 3 für verschiedene Antriebsarten geeignet ist, richtet sich der Pirelli P Zero Winter 2 mit „Elect“-Technologie speziell an Besitzer von Elektroautos und Plug-in-Hybriden. Die Reifen werden aus über 50 Prozent biobasierten oder recycelten Materialien hergestellt, worauf einige Autohersteller wegen der Ökobilanz besonderen Wert legen. Mit dem Rollwiderstand der Klasse A holt der Reifen gerade einer schweren Elektrolimousine wie dem BMW i7 zusätzliche Kilometer aus dem Batteriepaket heraus. Pirelli brachte im Sommer den ersten Serienreifen auf den Markt, der zu über 70 Prozent aus biobasierten und recycelten Materialien besteht, darunter FSC-zertifiziertem Naturkautschuk. Der neue Reifen, ein Pirelli P Zero, wird zunächst auf ausgewählten 22-Zoll-Felgen für den Range Rover erhältlich sein.

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