Eine automobile Historie zu haben, ist was Feines. Sie auch im Zeitalter der Elektromobilität pflegen und zitieren zu können, ist sogar noch besser. Genau das gelingt Renault. Nach dem hochgelobten Retro-Stromer R5 E-Tech Electric kramen die Franzosen seinen großen Bruder, den R4 Electric aus den Geschichtsbüchern hervor. Das Design-Prinzip und die Technik sind weitgehend identisch. Ergibt ja auch Sinn. Was einmal funktioniert hat, sollte auch ein zweites Mal klappen. Nur sollte man die Formen möglichst nicht überzeichnen und auch eine Kannibalisierung der technischen Brüder vermeiden.

Zumal der R4 als Verkaufsschlager sogar den R5 ausstach: 8.135.424 Einheiten wurden innerhalb von 30 Jahren auf fünf Kontinenten und in mehr als hundert Ländern verkauft, was ihn zum weltweit meistverkauften Modell von Renault machte. Bei der Neuauflage ist also Fingerspitzengefühl gefragt. Den Renault-Designern ist das gelungen. Wie beim R5 E-Tech Electric transportieren sie das liebgewonnene Aussehen in die Moderne und lassen so die Herzen der ergrauten Fangemeinde höher schlagen. Die Ähnlichkeit ist groß genug, zum Beispiel die runden Augen und die kantige Silhouette, um die Retro-Sympathiekarte erfolgreich zu spielen. Hier noch ein Insider-Fakt, mit dem man am Stammtisch brillieren kann: Die Frontpartie ist aus einem einzigen 1,45 Meter langen Stück gefertigt,

Renault R4 / Twingo Legend image bank media Pre-Show, from October 7 to 10th 2024 at Ivey-sur-Seine, France – Photo Clément Choulot / DPPI

Durch den schieren Größenunterschied unterscheidet sich der R4 E-Tech Electric vom Stadtfloh R5 ab. Mit einer Länge von 4,14 Metern übertrifft er den Kleinwagen um 22 Zentimeter und ist dabei 9 cm kürzer als der Clio und genauso viel länger als der Captur. Damit wildert der Stelzenstromer zumindest formal nicht im Konzernrevier und positioniert sich mit diesen Abmessungen am oberen Ende des B-Segments.

400 Kilometer Reichweite

Der R4 soll ein Familienauto sein. Deshalb ist auch der Kofferraum mit einem Fassungsvermögen von 420 Litern nicht nur größer als beim R5, sondern auch deutlich leichter zu beladen. Insiderwissen, Teil zweil: Trotz der Bodenfreiheit von 18,1 Zentimetern ist die Ladekante des Renault 4 E-Tech Electric nur 61 Zentimeter hoch, genau wie beim ersten Renault 4. Allerdings wollen Familien auch mal auf eine längere Reise gehen und da dürften sich die Akkus als limitierender Faktor erweisen.

Renault R4 / Twingo Legend image bank media Pre-Show, from October 7 to 10th 2024 at Ivey-sur-Seine, France – Photo Clément Choulot / DPPI

Wie der R5 nutzt auch der R4 die neue AmpR-Small-Plattform. Daher stehen ebenfalls zwei NMC-Akkus stehen zur Wahl: einer mit 40 Kilowattstunden Kapazität, der etwa 300 Kilometer Reichweite bringt und die größere Batterie mit 52 kWh, die für 400 Kilometer reicht. Beim Antrieb setzt sich die Gleichteilestrategie fort. Der R4 E-Tech Electric ist mit einem 110 kW / 150 PS und mit einem 90 kW / 120 PS Motor zu haben. Offenbar verzichten die Produktstrategen auf die Einsteigerversion des R5 mit 70 kW / 95 PS. Das ist klug. Bei einem solchen Auto wäre es der Kundschaft nur schwer zu vermitteln gewesen, dass es nur mit 11 kW Wechselstrom geladen werden kann.

Laden mit 100 kW

Das ist bei den beiden angebotenen Versionen anders. Die laden mit maximal 100 kW (bei 110 kW Motorleistung) oder 80 kW (bei 90 kW Leistung) Strom. Diese Geschwindigkeit ist genauso wenig berauschend wie beim R5 E-Tech Electric, aber immerhin. Das AC-Laden funktioniert mit maximal 11 kW, was in dieser Klasse durchaus in Ordnung ist. Dass der R4 Electric auch bidirektional laden kann, Vehicle-to-Load (V2L) beherrscht und so als Energiequelle für Haushaltsgeräte dienen kann, ist ein echtes Plus. Zumal mit einer speziellem Mobilize-Wallbox und dem deutschen Parther The Mobility House dann auch ein Laden mit 22 kW-Wechselstrom und ab 2025 auch die zukunftsweisende Vehicle-to-Grid-Funktionalität möglich sein sollen.

Renault R4 / Twingo Legend image bank media Pre-Show, from October 7 to 10th 2024 at Ivey-sur-Seine, France – Photo Clément Choulot / DPPI

Dass der Innenraum des E-Crossovers dem des Stadtflitzers fast auf das Haar genau gleicht, ist ebenso wenig verwunderlich. Zum einen müssen die Synergien der Technik genutzt werden, um die Kosten zu senken. Zum anderen ist das Interieur mit dem digitalen 10,1-Zoll-Instrumenten-Display (sieben Zoll beim Einstiegsmodell) und dem Zehn-Zoll-Infotainment-Touchscreen durchaus zeitgemäß.
Apropos: Der Renault R4 E-Tech Electric wird im Frühjahr nächsten Jahres beim Händler stehen und vermutlich in Top-Ausstattung unter 40.000 Euro kosten, in Basisausführung um die 35.000 Euro. Zum Vergleich: Der 125 kW starke Skoda Elroq mit 52-kWh-Batterie startet bei 33.900 Euro.

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