Seit dem 1. Februar nehmen die Renault-Händler Bestellungen für den neuen Megané E-Tech entgegen, inzwischen ist im Internet auch der Konfigurator für das Elektroauto „scharf“ gestellt und kann die komplette Preisliste heruntergeladen werden. Und seitdem brummen die Köpfe bei all denjenigen, die seit der Weltpremiere im September letzten Jahres mit der Anschaffung des vollelektrischen Crossover und der „neuen Generation E-Mobilität“ geliebäugelt hatten. In den einschlägigen Foren wird die ambitionierte Preisgestaltung der Franzosen heftig diskutiert.

Denn Renault-Chef Luca di Meo und seine Marketingstrategen haben das neue Elektroauto preislich sehr ambitioniert im Markt positioniert. Hatten im Herbst selbst Fachjournalisten noch über einen Basispreis um die 30.000 Euro spekuliert, so steht inzwischen fest: Unter 40.000 Euro geht das nicht viel. Jedenfalls sofern der Wagen nicht im Pizza- oder Pflegedienst eingesetzt und ausschließlich im Stadtverkehr eingesetzt werden soll. Denn die günstigste Version mit der Bezeichnung „EV 40 130 hp Standard Range Equilibre“ kostet bereits 35.200 Euro.

Alle Linien nach oben gezogen
Das avantgardistische Design des Renault Megané sieht chic aus, erschwert aber den Rundumblick. Rückfahrkamera und digitaler Rückspiegel sollen helfen, die Übersicht zu bewahren. Letzteres gibt es, na klar, aber nur gegen Aufpreis. Foto: Renault

Und wie der Namen schon sagt, hat das Modell sowohl den kleinen, lediglich 96 kW (130 PS) starken Elektromotor an Bord, sondern auch den kleinen Lithium-Ionen-Akku mit einer Brutto-Kapazität von 40 kWh. Und geladen werden kann der Megané in der Konstellation nur an der Wallbox und öffentlichen Gleichstrom-Ladern mit bis zu 22 kW. Trotz einer nominellen Reichweite von 300 Kilometern (unter idealen Bedingungen) sind Fernfahrten nur mit langen Ladepausen möglich.

Wärmepumpe kostet immer extra

Wer längere Ausflüge plant, muss den Megané gegen 1900 Euro Aufpreis in der Version „Boost Charge“ ordern. Es gibt dann wenigstens einen CCS-Anschluss, über den an Schnellladesäulen Gleichstrom mit bis zu 85 kW Leistung aufgenommen werden kann. Höhere Ladeleistungen von bis zu 130 kW gibt es nach Protesten speziell aus Deutschland nunmehr auch – aber lediglich in Kombination mit einem größeren Akku mit 60 kWh Kapazität. „Evolution ER“ heißt diese Variante, für die 42.700 Euro veranschlagt werden. Und eine Wärmepumpe ist da noch nicht einmal an Bord. Die kostet für alle Fahrzeuge noch einmal 1100 Euro extra.

Renault Megané E-TechVW ID.3 ProTesla Model 3 Standard
Antriebsleistung160 kW (218 PS)150 kW (204 PS)239 kW (325)
Akkukapazität (brutto)60 kWh58 kWh60 kWh
Verbrauch (WLTP)16,1 kWh/100 km13,7 kWh/100 km14,4 kWh/100 km
Reichweite450 km419 km495 km
Radstand2685 mm2770 mm2880 mm
Wendekreis10,4 m10,1 m12,1 m
Leergewicht1781 kg1812 kg1825 kg
Höchstgeschwindigkeit160 km/h160 km/h225 km/h
Ladeleistung AC22 kW11 kW22 kW
Ladeleistung DC130 kW120 kW170 kW
Basispreis44.700 Euro40.600 Euro42.990 Euro

Da greift man doch lieber gleich zu einem Megané E-Tech mit dem 60 kWh großen Akku und 160 kW (218 PS) Leistung. In der Renault-Nomenklatur wird der als „EV60 220hp Optimium Charge“ geführt. Und in der eher mager ausgestatteten Equilibre-Ausführung sind dann „lediglich“ 41.700 Euro fällig.

Renault Mégane E-Tech Electric Mit dem neuen Mégane E-Tech Electric verschärft Renault den Wettbewerb in der elektromobilen Kompaktklasse. Elektroauto

Ohne Wärmepumpe, aber auch nur mit manueller Klimaanlage und einer Einparkhilfe hinten. Wer mehr Komfort möchte, kann das Auto zwar mit aufpreispflichtigen Komfort- und Winterpaketen pimpen. Zusätzliche Sicherheits-Features – wie etwa ein Totwinkel-Warner oder einen Abstandsradar – gibt es für den Megané Equilibre hingegen nicht einmal gegen Aufpreis. Die sind in Optionspaketen lediglich für die höherpreisigen Versionen Evolution Techno oder Iconic verfügbar – gegen Aufpreis von 1100 bis 2000 Euro, je nach Umfang des Pakets und Ausgangsbasis.

„Da bin ich komplett raus“

Entsprechend heftig fallen in den deutschen Foren die Kommentare aus: „Bei den Preisen ist der Megané für mich komplett raus. Bei der für mich minimalen Ausstattung mit großem Akku (40 kWh ist heute einfach lächerlich) mindestens 41.700 Euro. Puh“, heißt es dort. Vergleiche werden vor allem mit dem ID.3 von Volkswagen gezogen und dem Tesla Model 3, die in ähnlichen Konfigurationen zum Teil nicht nur mehr bieten, sondern auch preisgünstiger sind als der Renault.

Geschockt von den Preisen des Megané E-Tech zeigen sich vor allem viele, die heute noch die Renault Zoe fahren und mit einem Aufstieg in die nächsthöhere Größenklasse geliebäugelt hatten: In der günstigsten Ausführung mit einem 40 kWh-Akku kostet die Zoe weniger als 30.000 Euro – da ist der Abstand zum Megané E-Tech schon gewaltig. Aber Renault-Chef Luca de Meo blieb auch wohl keine andere Wahl: Er muss den Autokonzern zurück in die Gewinnzone führen und hat dazu ein rigoroses Sparprogramm gestartet. Statt auf Masse will er in Zukunft auf Rendite setzen. Und die neuen Elektroautos sollen dabei kräftig helfen. Am 18. Februar werden wir mehr erfahren – dann präsentiert de Meo die Bilanz des zurückliegenden Geschäftsjahres und gibt einen Ausblick auf die Erwartungen an 2022.

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