Einst gab man sich bei Rolls-Royce damit zufrieden, lästige Nachfragen in Bezug auf die Motorleistung mit einem wenig konkreten „ausreichend“ zu beantworten – britische Zurückhaltung gepaart mit automobiler Noblesse. Doch die Zeiten haben sich auch in Goodwood geändert und so trägt der Rolls-Royce Black Badge Spectre im exklusiven violetten Gewand nicht nur die eleganten Designlinien, sondern auch seine Motorleistung zur Schau: 485 kW oder 659 PS nach alter Zählweise.

Die Spirit of Ecstasy ist für Rolls-Royce auch im Zeitalter der Elektromobilität unverzichtbar. Ebenso wie der hochglänzende Kühlergrill.
Einen seidig weichen Zwölfzylinder wie in alten Zeiten sucht man beim Rolls-Royce Spectre allerdings vergeblich, denn an Vorder- wie Hinterachse arbeiten nahezu geräuschlos zwei Elektromotoren. Statt der üblichen 190 kW Leistung vorn und 360 kW hinten mit einer Gesamtleistung von 430 kW bekam der Black Badge Spectre einen stattlichen Nachschlag auf insgesamt 485 kW und ein maximales Drehmoment von 1.075 Newtonmetern.
1075 Newtonmeter Drehmoment im „Spirited Modus“
Erst mit einem Druck auf die Infinity-Taste am Lenkrad wird allerdings die volle Motorleistung freigeschaltet. Im „Spirited Modus“ – inspiriert vom einstigen Rolls-Royce Merlin-Motor – kann der Fahrer hinter dem Steuer bis zu 1.075 Nm Drehmoment und damit die maximale Leistung abrufen. Entsprechend wurde auch das Fahrwerk angepasst. So wurden die Lenkkräfte erhöht und die Wankstabilisierung angepasst, um die Neigung der Karosserie bei Kurvenfahrten zu reduzieren. Verbesserte Stoßdämpfer erhöhen gleichzeitig die Karosseriekontrolle und reduzieren das Eintauchen beim Beschleunigen oder Abbremsen.

Der Rolls-Royce Spectre Black Label ist die kräftigste Variante der elektrischen Baureihe. Der 102 kWh-Akku im Fahrzeugboden ist in der Normalversion für 530 Kilometer gut. Hier dürften es einige Kilometer weniger sein. Aber wen von den Käufern interessiert das schon.
„Black Badge Spectre ist eines der klarsten Statements von Macht und Zielstrebigkeit, das wir je gemacht haben. Unsere Kunden, die den Black Badge Spectre verlangten, forderten uns heraus, ihren furchtlosen Geist zu teilen“, erzählt Rolls-Royce-CEO Chris Brownridge. „Als Reaktion darauf kombinierten unsere Ingenieure Datenwissenschaft, qualitatives Feedback und ihr eigenes tiefes Wissen über das Alter Ego der Marke, um einen intensiven und kompromisslosen Charakter und den leistungsstärksten Rolls-Royce der Geschichte zu erschaffen.“ Was man so sagt, um den besonderen Charakter eines Schmuckstücks hervorzuheben.
Verkaufspreis bleibt vorerst vertraulich
Inspiriert wurden die äußeren Designdetails des Zweitürers aus Goodwood von den Neonlichtern der Clubkultur der 1980er- und 1990er-Jahre. Die interne Modellbezeichnung RR25 ist ganz nebenbei ein dezenter Hinweis auf den cW-Wert des 5,47 Meter langen Luxuscoupés: 0,25. Mit Details unterscheidet sich die Black-Badge-Version von den alles andere als normalen Spectre-Modellen. Vorne strahlt eine illuminierte Fläche hinter dem beleuchteten Pantheon-Kühlergrill. Perfekt ist der auf die Vapour-Violet-Lackierung abgestimmt. Im tiefschwarzen Innenraum bietet der Rolls-Royce Black Badge Spectre den maximalen Luxus – für bis zu vier Insassen, denn auch im Fond lässt es sich überaus kommod reisen. Besonders beliebt: der illuminierte Sternenhimmel.

Schwarz dominiert im Innenraum des violetten Spectre Black Badge. Dazu gibt es einen mit LED-Leuchten durchsetzten Dachhimmel, der einen nächtlichen Sternenhimmel simuliert: Das nennt man wohl Luxus pur. Fotos: Rolls-Royce
Viele nette Details für Liebhaber der Marke. Bei der Frage nach dem Preis des schwarzen Luxus-Stromers bleiben die Briten, die inzwischen zur BMW Group gehören, in klassischer Manier dünnlippig: „No comment“. Der Basispreis des normalen Spectre ist immerhin bekannt: Der Spaß beginnt bei 389.725 Euro – ohne Sternenhimmel und Sonderlackierung, versteht sich.