In der Regel gehen die Meinungen zu Teslas Cybertruck von „Wahnsinn!“ bis „Vollkommen bekloppt!“ weit auseinander – oft schon, bevor Elon Musks Version eines Pick-up-Trucks überhaupt gefahren wurde. Vor allem in Deutschland liegt das daran, dass der Cybertruck hier noch nicht erhältlich ist und mit einem B-Klasse-Führerschein wegen seines hohen Gewichts auch nicht gefahren werden dürfte.

In den USA ist vieles bekanntermaßen anders: Nicht nur wurde mittlerweile eine Reihe von Cybertrucks ausgeliefert, auch dürfen Besitzer eines deutschen B-Klasse-Führerscheins hier Fahrzeuge bis knapp zwölf Tonnen Gewicht steuern. Also auch den Cybertruck, der stolze 3,1 Tonnen wiegt und ein zulässiges Gesamtgewicht von über 4,2 Tonnen hat. Ich habe mir also den Cybertruck einen Tag lang ausgeliehen und bin mit ihm durch Austin und das Texas Hill Country gefahren – genug Zeit für einen ersten Eindruck. Teslas eingebaute Fahrfunktionen überzeugen, am Ende lässt mich das Fahrzeug trotzdem etwas ratlos zurück.

Testwagen frei von Roststellen

Das Design und die Verarbeitung des Cybertrucks konnten wir uns bereits in Berlin anschauen, wo Tesla einige Tage lang ein Fahrzeug ausgestellt hat. Die dort gewonnenen Eindrücke bestätigen sich auch bei dem Fahrzeug in den USA, einer „Foundation Edition“ mit Dual-Motor-Allradantrieb, 441 kW oder 600 PS stark und laut Tesla für eine Reichweite von 550 Kilometern gut.

Das Fahrzeug war innen und außen weitestgehend gut verarbeitet. Interessanterweise stand aber auch bei dem von mir gefahrenen Cybertruck an der Verbindung zwischen Kotflügel und A-Säule auf der Fahrerseite das Blech etwas zu weit ab. Und am Heck war das überstehende Blech auf einer Seite etwas länger als auf der anderen. Roststellen, die manche Besitzer bereits nach kurzer Zeit entdeckt haben, gab es bei meinem Testfahrzeug nicht. Dafür schaute die Dichtung des Frunks in geschlossenem Zustand etwas heraus, was bei einem Auto mit einem Preis von über 76.000 US-Dollar plus Steuern nicht passieren sollte.

Abgeholt habe ich den Cybertruck in einem Parkhaus im Zentrum von Austin, Texas. Angesichts einer Länge von fast 5,7 Metern und einer Breite von über zwei Metern wirkte der Cybertruck auch in der recht großzügig dimensionierten Garage riesig. Die Fahrt aus dem Parkhaus war allerdings dank zweier für Tesla neuer Funktionen im Cybertruck überraschend unspektakulär: der Hinterradlenkung und der elektrisch übertragenen Lenkung (Steer by Wire).

Überraschend leicht zu lenken

Dadurch lässt sich der schwere und große Cybertruck auch in engen Kurven sehr gut manövrieren, was mir nicht nur im Parkhaus geholfen hat, sondern auch in kleineren Straßen in Austins Vororten. Zusammen mit der federleichten Steuerung fährt sich der Cybertruck wie ein deutlich kleineres und leichteres Auto. Dank Steer-by-Wire muss man zum vollständigen Einlenken das Lenkrad nur um circa 145 Grad drehen – 360-Grad-Gekurbel wie bei herkömmlichen Autos gibt es beim Cybertruck nicht.

Das ist zunächst ungewohnt, da ich auch beim Abbiegen instinktiv umgreifen will – was allerdings gar nicht notwendig ist. Tesla passt den erforderlichen Lenkumfang je nach Geschwindigkeit an: Auf der Autobahn bei knapp über 100 km/h reagiert die Lenkung entsprechend wesentlich weniger sensibel, was das Fahren sehr angenehm macht.

Weiter geht es hier zum zweiten Teil.

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