Während Deutschland noch erbittert über eine Tempolimit auf der Autobahn streitet, schafft der schwedische Autohersteller Volvo unter der Überschrift „Schneller sicher“ Fakten: Alle Fahrzeuge des Modelljahrs 2020/2021, die schon in den kommenden Monaten auf den Markt kommen, können nur noch mit maximal 180 km/h bewegt werden. Egal, wie viele Kräfte der Motor unter der Haube mobilisieren kann. Über einen Spezialschlüssel, den in rotes Leder gekleideten „Red Key“, kann der Besitzer des Autos die Höchstgeschwindigkeit sogar noch weiter drosseln, um die Unfallgefahr und auch die Schadstoffemissionen bei laufendem Verbrennungsmotor weiter zu verringern.
Elektromobilisten fahren rücksichtsvoller
Welche Auswirkungen die Maßnahme auf das Weltklima hat, konnte Volvo zwar noch nicht ermitteln. Mess- und nachweisbar seien jedoch die Auswirkungen auf die Fahrzeugsicherheit, hieß es dieser Tage bei der Präsentation der neuen Fahrzeugflotte in den bayerischen Alpen. Die Erkenntnis zog der Hersteller aus dem anonymen Monitoring von Fahrzeugen im Alltagsbetrieb über die permanente Datenverbindung, die seit der europaweiten Einführung der SOS-Notruftaste inzwischen besteht. Fahrzeuge mit einem Hybridantrieb werden demnach mit deutlich niedrigerem Tempo bewegt als rein benzin- oder dieselgetriebene Autos.
Die Generali-Versicherung, die Volvo als Exklusivpartner für das Full-Service-Leasing von Fahrzeugen gewinnen konnte, honoriert dies nun sogar mit einem Spezial-Rabatt von 35 Prozent auf alle „Stecker“-Fahrzeuge von Volvo, also Autos, die zumindest teilelektrisch fahren und ihre Antriebsenergie an einer Ladestation auffrischen können. „Es ist eine ziemlich gesicherte Erkenntnis, dass Plug-in-Hybride und Elektroautos sorgsamer bewegt werden“, begründete David Stachon, Vorstand von Generali Deutschland, das Entgegenkommen bei den Versicherungsprämien.
Volvo übernimmt die Stromkosten
Ein wenig half dabei allerdings auch Volvo mit eigenen Mitteln nach. Denn günstige Versicherungskosten sind für Finanzvorstand Thomas Mengelkoch eine ebenso wichtige „flankierende Maßnahme“ wie niedrige Energiekosten, um die Nachfrage nach Plug-in-Hybriden und Elektroautos zu steigern. Bis Ende des Jahres sollen immerhin 30 Prozent aller neu zugelassenen Volvos in Deutschland einen alternativen Antrieb an Bord haben – da muss sich der Vertrieb etwas einfallen lassen. Denn die Stromer und Teilzeitstromer sind immer noch deutlich teuer in der Anschaffung. Der Kompakt-SUV XC40 beispielsweise kostet in der nagelneuen Version T5 Twin Engine (192 Kilowatt/262 PS Systemleistung) als Plug-in-Hybrid wenigstens 49.000 Euro. Eine ähnlich starke Dieselvariante ist über 2000 Euro günstiger.
Die Rechnung sieht allerdings anders aus, wenn man das Fahrzeug least statt kauft. Man ist dann nicht nur die Sorge los, was das Auto beim Wiederverkauf noch wert sein wird. Volvo spendiert dann auch noch eine smarte Wallbox mit 22 Kilowatt Ladeleistung – und übernimmt in den ersten 12 Monaten nach der Zulassung obendrein sämtliche Stromkosten. Kalkulationsbasis ist dabei ein Preis von 30 Cent pro Kilowattstunde (kWh).
Der Lithium-Ionen-Akku des Volvo XC40 Twin Engine fasst immerhin 10,7 kWh – da klingeln bei jedem Ladevorgang rund drei Euro in der Kasse. Und mit einer Reichweite von bis zu 56 Kilometern dürfte der Dreizylinder-Benziner an Bord nur selten zum Einsatz kommen, wenn man das Auto überwiegend im Stadtverkehr bewegt. Bei Fahrten über Landstraßen oder die Autobahn (mit maximal 125 km/h im Elektro-Modus) ist der Verbrenner natürlich wesentlich früher gefordert. Da nützen auch die zahlreichen Möglichkeiten nichts, die das Fahrzeug bietet, um Bremsenergie zurückzugewinnen oder die im Akku gespeicherte Energie möglichst effizient einzusetzen.
Trotzdem und auch wegen der kräftigen Förderung durch den Finanzminister sind die Volvo-Manager guter Dinge, mit Hilfe der „Stecker-Autos“ die Nachfrage kräftig ankurbeln und erstmals in der Geschichte von Volvo Deutschland 2020 mehr als 60.000 Autos absetzen zu können. Denn nach und nach werden in diesem Jahr sämtliche Modellreihe elektrifiziert. Und ab der zweiten Jahreshälfte wird es den XC40 auch als reines Batterieauto geben, mit einer Reichweite, so wird gemunkelt, von über 400 Kilometern.
Generali verbannt Diesel aus dem Fuhrpark
Bei der Generali-Versicherung hat die Geschäftsführung jedenfalls bereits reagiert: Vergangene Woche wurde eine neue Car Policy beschlossen, nach der ab sofort nur noch Elektroautos und Plug-in-Hybride als Dienstwagen bestellt werden dürfen. Dafür wurde die Aussperrung von SUVs aus dem Fuhrpark aufgehoben. Vorstand Stachon hat schnell reagiert: Sein neues Auto wird der Plug-in Volvo XC90 T8 Twin Engine. Mit Haken für einen Pferdeanhänger.
Guter Plan! Aber ist nicht für die Langstrecke, Anhängerbetrieb und Transportfahrzeuge ein Plugin-Hybrid mit Diesel die bessere Wahl? Wegen des höheren Wirkungsgrades liegen das Drehzahlniveau und der Spritverbrauch um gut 25% unter dem eines vergleichbar motorisierten Benziners und die Reichweite ist um den gleichen Betrag höher. Die Wahl des Antriebs hängt von der Einsatzart ab und sollte nicht moralisch kommentiert werden.
Im Prinzip haben Sie recht. Allerdings sind die Kosten für einen Dieselmotor samt Abgasreinigung deutlich höher. Und: Volvo baut seit vergangenem Jahr keine Dieselmotoren mehr, müsste diese also zukaufen.
Schöne neue, ökologische Welt! Man gibt also künftig mehr Geld für ein Auto aus, welches dann künstlich verlangsamt wird und eine geringere Reichweite hat als ein herkömmliches Fahrzeug. Hauptsache es hat einen Stecker.
Richtig erkannt! Die Ellbogengesellschaft wird ausgebremst, lernt entspanntes Fahren und zahlt mal für die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft statt nur den starken Mann zu mimen. Schnell von der Stelle kommen ohne durchdrehende Reifen oder anderen den Vortritt lassen. Beides möglich.