Der Name der vollelektrischen VW-Limousine gehörte wohl zu den am schlechtesten gehüteten Geheimnissen des letzten Jahres in der Automobilindustrie. Auch wenn es die Spatzen schon von den Wolfsburger Dächern pfiffen, dass der neue Stromer ID.7 heißen würde, bestanden die VW-Verantwortlichen darauf, das Fahrzeug als „Aero B“ zu bezeichnen. Das ist jetzt Geschichte. Denn auf der Tech-Messe CES in LAs Vegas wurde der ID.7 offiziell vorgestellt. Noch als „Studie“ und aufwändig foliert -ein wenig Spannung soll bis zur Markteinführung noch bleiben.

Das Besondere an dem Chamäleon-Auto ist, dass die Tarnung aus 40 Schichten besteht, die abwechselnd Strom leiten oder isolieren. Damit die Elektrolumineszenz auch funktioniert, werden 22 einzeln ansteuerbare Bereiche unterhalb der obersten Lackschicht unter Strom gesetzt und beginnen dann zu leuchten. Passend zu dem Auftritt in der Spielerstadt gehört noch ein weiterer Showeffekt: Koppelt man die Bestromung mit einer Soundanlage, verwandelt sich der ID.7 in eine Lichtorgel auf Rädern.

700 Kilometer Reichweite sind Pflicht

So unterhaltsam die Farbenspiele auch sein mögen, beim ID.7 lohnt ein Blick unter die Hülle. Dabei hilft der ursprüngliche Name der Studie Aero B. Unter der Tarnfolie zeichnen sich windschlüpfrige runde Formen ab, die an den neuen Hyundai Ioniq 6 erinnern. Wie dort, optimiert auch hier ein Heckspoiler die Luft-Strömung. Noch verrät VW den cW-Wert nicht. Nimmt man den des Ioniq 6 von 0,21 als Maßstab, dürfte sich auch der Luftwiderstandsbeiwert des ID.7 in dieser Region bewegen. Das ist auch nötig, denn VW gibt eine Maximal-Reichweite von rund 700 Kilometern an. Für ein Elektroauto mit einer 77 kWh-Batterie wäre das ein rekordverdächtiger Wert. Aber wahrscheinlich spendiert VW dem ID.7 ja auch ein paar Kilowattstunden mehr Speicherkapazität als dem ID.Buzz oder dem ID.4/5.

Lichtorgel auf Rädern
VW hat dem ID.7 auf des CES in Las Vegas 40 Schichten einer neuartigen Folie auf die Karosserie geklebt, die mithilfe von Stromstößen ihre Farbe ändern kann - und auch auf Musik reagiert. Fotos: Volkswagen
Lichtorgel auf Rädern
VW hat dem ID.7 auf des CES in Las Vegas 40 Schichten einer neuartigen Folie auf die Karosserie geklebt, die mithilfe von Stromstößen ihre Farbe ändern kann – und auch auf Musik reagiert. Fotos: Volkswagen

Da die aktuelle Version der VW-Elektroarchitektur MEB nicht in der Lage ist, solch große Reichweiten zu generieren, basiert der ID.7 auf der verbesserten E-Plattform MEB+. Diese schließt die Lücke, bis VW im Jahr 2026 die neue Scalable Systems Platform (SSP) einführt. Damit die Stromer aus Wolfsburg bis dahin wettbewerbsfähig bleiben, steht eine Reichweite von rund 700 Kilometern ganz oben im Lastenheft. Außerdem soll trotz der 400-Volt-Architektur die Ladeleistung auf mehr als 200 kW steigen. zudem schaltet VW auch bei den Elektromotoren mehr Leistung frei – exakte Daten werden allerdings noch nicht genannt. Mit Allradantrieb soll der ID.7 in etwa 5,5 Sekunden von null auf 100 km/h sprinten. Im Power-Wettlauf der Stromer ist das zwar kein Spitzenwert, aber immerhin bemerkenswert.

Zweites Weltauto von VW mit Elektroantrieb

Der VW ID.7 ist nach dem ID.4 das nächste „Weltauto“ des niedersächsischen Autobauers. Ab Mitte dieses Jahres soll es in den USA, Europa und China angeboten werden. Die E-Limousine reizt die Dimensionen des MEB voll aus, ist rund fünf Meter lang und kommt auf einen Radstand von 2,97 Metern. Auch beim Infotainment und dem Cockpit tut sich einiges. Dass die Plastiklandschaft des ID.3 kein Maßstab ist, haben die VW-Manager ohnehin schon erkannt und bei der Modellpflege nachgebessert.

Klimaanlage mit Luftfächer 
Wie die Karosserie ist auch der Innenraum des ID.7 recht schlicht gehalten. Allerdings spendierte VW der Elektro-Limousine ein paar interessante neue Features. Und der Slider unter dem Zentraldisplay ist nun beleuchtet.
Klimaanlage mit Luftfächer
Wie die Karosserie ist auch der Innenraum des ID.7 recht schlicht gehalten. Allerdings spendierte VW der Elektro-Limousine ein paar interessante neue Features. Und der Slider unter dem Zentraldisplay ist nun beleuchtet.

Der ID.7 legt nochmal eine Schippe drauf: Das Head-up-Display mit Augmented-Reality-Darstellung wird durch einen 15 Zoll (38 Zentimeter) zentralen Touchscreen ergänzt. Was aber noch wichtiger ist, ist, dass VW auf die Beschwerden von Kunden reagiert und die Bedienung vereinfacht. Die Klimaanlage kann nun wieder über Tasten direkt eingestellt werden, ohne dass man sich durch Menüs hangeln muss. Außerdem ist die Klimaautomatik intelligenter geworden: Erkennt das System anhand des Schlüssels, dass sich der Fahrer dem Auto nähert, beginnt es an heißen Tagen bereits proaktiv mit der Kühlung des Innenraums. In der kalten Jahreszeit wird die Heizung angeschmissen. Spezielle Luftauslässe steuern den Luftstrom, um möglichst schnell alle Bereiche des Innenraums zu bestreichen.

Und beim VW ID.7 spielt die Sprachbedienung eine größere Rolle als bisher. Aber warum man beim niedersächsischen Autobauer an den Touch-Slidern festhält, bleibt weiterhin ein Geheimnis. Dass diese jetzt beleuchtet werden, erhöht den Bedienkomfort während der Fahrt nur unwesentlich.

Artikel teilen

1 Kommentar

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert