Im neuen Electromobility-Report des Center of Automotive Management (CAM) nimmt Tesla immer noch die Spitze ein als innovationsstärkster Automobilhersteller weltweit – vor den chinesischen BYD (Built Your Dreams“) und BAIC (Beijing Automotive Industry Holding). Doch Volkswagen holt mächtig auf, hat sich gegenüber dem Vorjahr um acht Plätze verbessert und rangiert nun bereits auf Position vier des Ranking. Wesentlicher Treiber der Entwicklung sind die Investitionen des Autobauers in die neue Elektro-Plattform für den VW ID.3.
„Volkswagen hat eine mächtige Aufholjagd gestartet, nachdem der Konzern die Elektromobilität lange zu verschlafen schien“, kommentierte CAM-Leiter Stefan Bratzel bei einer von EDISON-Chefredakteur Franz W. Rother moderierten Veranstaltung in Hannover ein Ergebnis der Studie. Die anderen deutschen Hersteller BMW und Mercedes rangierten allerdings weiterhin abgeschlagen auf hinteren Rängen.
Bei der Veranstaltung im Hannover Congress Centrum (HCC), die von DMT.events GmbH + Co KG und der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (FNF) in Kooperation mit EDISON stattfand, ging es um die Frage, wie der Stadtverkehr in Zukunft umweltverträglich gestaltet werden kann – und welche Rolle dabei das Auto noch spielt – allgemein und mit Blick auf die wachsende Rolle der Elektromobilität, aber auch aus ganz aktuellem Anlass: Erst wenige Tage zuvor war in Hannover der Grüne Belit Onay in einer Stichwahl zum neuen Oberbürgermeister gewählt worden. Im Wahlkampf hatte dieser angekündigt, bis 2030 die Innenstadt von Hannover autofrei machen zu wollen.
In seinem Einführungsvortrag skizzierte Bratzel auf der Basis des aktuellen Electromobility-Reports, wie sich die Auto-Universen weltweit unter dem Eindruck der Elektromobilität, aber auch durch die Digitalisierung und die wachsende Bereitschaft zum Teilen von Autos und anderen Verkehrsmitteln derzeit verändert. Auch hier, so Bratzel, müsste sich die deutsche Autoindustrie gewaltig strecken, um im Wettkampf mit Uber, Google, Amazon sowie chinesischen Anbietern nicht ins Hintertreffen geraten.
Die Teilnehmer der Diskussionsrunde – die Experten auf der Bühne wie auch die rund 160 Gäste im Saal – waren gleichwohl weniger an der Großwetterlage in der Autoindustrie als an der Lösung der Verkehrsprobleme in der eigenen Stadt interessiert. Bemängelt wurde, dass es nach den großen Investitionen zur Expo 2000 keine weiteren Anstrengungen gab, die ÖPNV-Infrastruktur auszubauen. Bemängelt wurde auch, dass es in der Diskussion nach wie vor das Auto eine zu große Rolle spiele. Notwendig seien massive Investitionen in den Ausbau auch des Radwegenetzes und der Ladeinfrastruktur für Elektroautos. Klar wurde: Hannover und dem neuen Oberbürgermeister stehen wahrlich bewegte Zeiten bevor.