Als „Schönheit, die nachhaltig bewegt“ präsentierte Mercedes-Benz auf der IAA im September 2019 sein Showcar „Vision EQS“. Nun wird die Vision allmählich Wirklichkeit: Am Wochenende gab der Autokonzern einen ersten Blick in den Innenraum seiner ersten vollelektrischen Luxuslimousine EQS frei, die im August in Europa auf den Markt kommt. Produziert wird der Edel-Stromer zusammen mit der maximal teilelektrifizierten neuen S-Klasse und der noch luxuriösen, aber rein konventionellen Mercedes-Maybach S-Klasse in der „Factory 56“ im Werk Sindelfingen.

Über die Antriebstechnik des 5,21 Meter langen Luxusliners möchte Mercedes erst zu einem späteren Zeitpunkt reden – bis zu Markteinführung ist ja noch eine ganze Weile Zeit. Immerhin der Stirnwiderstandsbeiwert wurde verraten – das ist der Wert, der maßgeblich die Aerodynamik eines Fahrzeugs bestimmt. Und der ist in der Tat bemerkenswert: Ein cw-Wert von 0,20 ist weltmeisterlich und verspricht eine große Reichweite. Dank einer neuen Lithium-Ionen-Batterie, die dem Vernehmen nach mit einer Speicherkapazität von 108 kWh aufwartet, sollten damit Reichweiten von über 700 Kilometer möglich sein. Das wäre – Stand heute – ebenfalls Weltrekord: Für das Model S in der Long Range-Version verspricht Tesla eine Reichweite von 663 Kilometern.

„Hyperscreen“ informiert auf einen Blick

Stolz sind sie bei Mercedes-Benz aber auch auf den „Hyperscreen“ des neuen EQS, der – ein paar Zahlen mehr – sich über 141 Zentimeter in die Breite erstreckt und den Passagieren eine „erlebbare Fläche“ von 2.432,11 Quadratzentimetern bietet. Das verspricht ganz großes Kino. Und das Schöne daran: Im Unterschied zu Tesla muss sich der Nutzer hier durch 0 Menüebenen scrollen – die Spezialisten in Stuttgart sprechen deshalb auch vom „Zero Layer“-Design.

Da war der Mercedes EQS noch eine Vision 
Wie viel es von dem Konzeptauto in die Serie geschafft hat, werden wir in einigen Wochen sehen, wenn die elektrische Luxuslimousine komplett enthüllt wird. Foto: Mercedes-Benz
Da war der Mercedes EQS noch eine Vision
Wie viel es von dem Konzeptauto in die Serie geschafft hat, werden wir in einigen Wochen sehen, wenn die elektrische Luxuslimousine komplett enthüllt wird. Foto: Mercedes-Benz

Über 40 Erfindungen und 350 Sensoren stecken nach Unternehmesangaben in dem Fahrzeug, der Bordrechner arbeitet mit einem Prozessor, der über acht Kerne und 24 Gigabyte Arbeitsspeicher verfügt. Bis zu sieben unterschiedliche Fahrerprofile lassen sich darauf speichern. Und die Sprachsteuerung des Autos reagiert auf 27 Weltsprachen – ob auch Schwäbisch darunter ist, werden wir erst später erfahren.

Klänge und Düfte machen EQS zum Erlebnisraum

Aber genug der Faktenhuberei, zumal die wichtigeren Zahlen – Motorleistung, Ladegeschwindigkeit, Fahrzeuggewicht und Kaufpreis – noch unter Verschluss gehalten werden. Mercedes-Benz möchte, dass wir uns nun erst einmal auf andere Erlebnisse freuen, die im neuen EQS geboten werden.

Etwa die entspannenden Klangerlebnisse von „Energizing Nature“: Wer mag, kann während der Fahrt mit dem Elektroauto – oder besser während einer Pause am Straßenrand – den Wald säuseln, die Wellen rauschen oder einen Sommerregen auf ein Blätterdach prasseln hören – unverfälscht von den Klangverschmutzungen der Zivilisation wie durch Flugzeuge oder Autos mit Verbrennungsmotoren. Der Akustik-Ökologe Gordon Hempton aus den USA wurde dazu eigens bemüht.

Lichtspieltheater
Der neue EQS wird seine Insassen mit Lichtspiele überraschen. Verschiedene Lichtfarben und Stimmungen lassen sich über den Monitor einstellen. Foto: Mercedes-Benz
Lichtspieltheater
Der neue EQS wird seine Insassen mit Lichtspiele überraschen. Verschiedene Lichtfarben und Stimmungen lassen sich über den Monitor einstellen. Foto: Mercedes-Benz

Passend dazu gibt es eine aktive Beduftung des Innenraums. Für den EQS wurde sogar ein neues Parfüm namens No.6 MOOD Linen kreiert. Vorstellen muss man sich dazu angeblich eine reife Feige, die auf einem Stück Leinen liegt. Wunderbar.

Mercedes EQS misst den Stress-Level

Wem das zu esoterisch oder kitschig ist, kann über den Hyperscreen aber alternativ auch futuristische Fahrgeräusche aus den Klangwelten „Silver Waves“ oder „Vivid Flux“ auswählen und sich dann während der Fahrt wie Captain Kirk auf der Brücke des Raumschiffs „Enterprise“ beim Einschalten des Warp-Antriebs vorkommen. Der Fahrsound reagiert dabei mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz auf die Stellung des Fahrpedals, auf die Fahrgeschwindigkeit oder das Maß an Rekuperation. Stress soll jedenfalls an Bord des EQS zu keinem Zeitpunkt aufkommen. Ein „Energizing Coach“ (Option) misst permanent den Stresslevel und empfiehlt auf der Basis der Daten notfalls kleine Yoga-Übungen.

Bei so viel Wohlfühl-Ambiente wird man das Auto fast nicht mehr verlassen wollen. Zumal sich auch die Innenarchitekten von Mercedes mächtig ins Zeug gelegt haben, um dem EQS eine möglich wohnliche Atmosphäre zu verpassen. Mit luxuriösen Farbenwelten und beleuchtbaren Kedern in den komfortablen Sitzen, die für ein einzigartiges Nachtambiente sorgen sollen, mit hinterleuchteten Sternenmustern und naturnahen, aber völlig veganen Materialien.

Wir sind auf die erste Ausfahrt mit dem neuen Mercedes EQS schon einmal sehr gespannt. Und natürlich auf die erste Übernachtung in diesem außergewöhnlichen Elektroauto.

https://www.youtube.com/watch?v=DxGwzUHZEIY
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