Enthusiasmus ist etwas Wunderbares! Da können sich viele Miesepeter eine Scheibe von Maria Grazia Davino abschneiden. „Wir arbeiten ständig ständig, ständig an uns selbst, um uns zu verbessern“, strahlt die deutsche BYD-Managerin und fügt hinzu: „Was uns wirklich wichtig ist, dass wir erfolgreich sind und unseren Werten treu bleiben.“

Dieser Duktus kommt in der Unternehmenszentrale in Shenzhen sicher gut an. Vor allem, wenn der BYD Dolphin Surf endlich Geld in die Kassen spült. Denn bislang war die Operation „Eroberung des deutschen Marktes“ für den chinesischen Autobauer nur von überschaubarem Erfolg gekrönt: Im vergangenen Jahr konnte der aktuelle Weltmarktführer in der Disziplin E-Mobil bei uns lediglich rund 5000 Fahrzeuge absetzen.

Grüne Welle 
BYD will mit dem Dolphin Surf auf einer größeren Welle surfen und die Stückzahlen steigern: Angepeilt ist ein Volumen von 50.000 Autos in diesem Jahr. Das Gros davon soll auf den elektrischen City-Flitzer entfallen, der unter anderem gegen den Fiat 500e antritt.
Grüne Welle
BYD will mit dem Dolphin Surf auf einer größeren Welle surfen und die Stückzahlen steigern: Angepeilt ist ein Volumen von 50.000 Autos in diesem Jahr. Das Gros davon soll auf den elektrischen City-Flitzer entfallen, der unter anderem gegen den Fiat 500e antritt.

Damit sich das schleunigst ändert, bringt BYD mit dem Dolphin Surf nun einen Stadtflitzer zum Kampfpreis von 19.990 Euro nach Deutschland, der in China schon unter der Modellbezeichnung Seagull seine Runden dreht und dort bereits viele Abnehmer gefunden hat – zu Preisen von umgerechnet etwas mehr als 10.000 Euro. Der Kampfpreis in Deutschland gilt allerdings nur kurze Zeit: Ab dem 30. Juni werden hierzulande mindestens 22.990 Euro fällig. Und bei der Top-Version „Comfort“, die wir gefahren sind, sind es aktuell 24.990 Euro – ab Juli dann 30.990 Euro.

Basisversion nur mit 30 kWh-Akku

Spätestens dann schwimmt der „Delfin” wieder mit den anderen Stadtstromern wie dem Citroën ë-C3 (ab 23.300 Euro), einem Hyundai Inster (ab 24.200 Euro) und dem Renault 5 (ab 27.077 Euro) mit. Zum Beispiel hat nur die Comfort-Variante des Dolphin Surf LED-Scheinwerfer. Bei den Versionen “Active“ und „Boost“ sind klassische Halogen-Lichter verbaut. 

Schnell sein lohnt sich also. Zumal der rollende Meeressäuger vor allem in der Comfort-Variante mit jeder Menge Ausstattung punktet. Bei der Basisversion „Active“ bietet BYD lediglich eine Batterie mit einer Kapazität von 30 Kilowattstunden und einer daraus resultierenden WLTP-Reichweite von 220 Kilometern an. Und der Motor leistet hier nur 65 kW oder 88 PS Leistung. Es ist also eher ein Auto für urbane Lieferdienste als für Berufspendler.

Ganz ansehnlich 
Der um 90 Grad drehbare Zentralmonitor, Markenzeichen von BYD, ist in allen Versionen des Dolphin Surf serienmäßig an Bord.
Ganz ansehnlich
Der um 90 Grad drehbare Zentralmonitor, Markenzeichen von BYD, ist in allen Versionen des Dolphin Surf serienmäßig an Bord.

Das BYD-Markenzeichen, der drehbare Monitor, ist bei allen Versionen Serienausstattung. Beim Dolphin ist der Touchscreen 10,1 Zoll groß, was völlig ausreicht. Genauso wie das Fahrer-Display hinter dem Lenkrad, das alle nötigen Informationen bereitstellt. BYD bietet im Dolphin sogar eine Sprachbedienung an. Wer möchte, kann sein Smartphone mit Apple CarPlay oder Android Auto einbinden. Die V2L-Funktion (Vehicle to Load) ist klasse, da man auch Haushaltsgeräte anschließen kann.

Ordentlich Platz für vier Personen

Passt also. Das gilt auch für das Schöner-Wohnen-Kapitel. Neben dem unvermeidlichen Hartplastik, das auch bei deutschen Premiumherstellern zu finden ist, bietet das Interieur auch unterschäumte Flächen und vor allem jede Menge Platz. In dem 3,99 Meter langen Stromer finden vier Erwachsene problemlos Platz. Das liegt auch an dem Radstand von 2,50 Metern.

Mehr als nur ein Handschuhfach 
Bis zu 388 Liter fasst der Kofferraum des BYD Dolphin Surf bei voller Bestuhlung. Bei umgeklappter Rücksitzbank wächst das Stauvolumen auf 1037 Liter. Die Ladeluke ist allerdings klein und die Landekante relativ hoch. Das können andere besser.
Mehr als nur ein Handschuhfach
Bis zu 388 Liter fasst der Kofferraum des BYD Dolphin Surf bei voller Bestuhlung. Bei umgeklappter Rücksitzbank wächst das Stauvolumen auf 1037 Liter. Die Ladeluke ist allerdings klein und die Landekante relativ hoch. Das können andere besser.

Selbst der Kofferraum mutiert mit einem Fassungsvermögen von 388 Litern nicht zu einem besseren Handschuhfach. Legt man die Lehnen der Rücksitze um, wächst das Volumen auf 1.037 Liter. Allerdings entsteht dann eine Stufe, die Ladekante bleibt unverändert hoch und die Ladeluke immer noch ziemlich klein. Apropos: Aufgrund der steil ansteigenden Schulterlinie ist die Übersicht nach seitlich hinten alles andere als gut. Beim Spurwechsel und Abbiegen hilft der gute alte Schulterblick.

Schnell laden mit maximal 85 kW

Manchmal will man auch mit einem Stadtstromer auch längere Strecken zurücklegen. Vor allem, wenn er derart geräumig ist. Nur bei der Comfort-Variante ist die 43,2 Kilowattstunden-Batterie mit dem 115 kW (156 PS) starken Motor kombiniert. Das reicht immer noch für 310 Kilometer mit einer Akku-Ladung gemäß dem WLTP-Zyklus. Bei uns meldete der Bordcomputer nach einer entspannten Fahrt durch Berlin bei einem Ladestand von 90 Prozent noch eine Reichweite von 280 Kilometern. Der Verbrauch pendelte sich bei guten 12,6 kWh/100 km ein.

CCS-Stecker an Bord 
Serienmäßig verfügen alle Versionen des Dolphin Surf über einen Schnellladeanschluss. Die Ladeleistung ist mit 85 kW allerdings bescheiden, Der 30 kWh fassende LFP-Akku ist darüber in einer halben Stunde geladen. Fotos: BYD
CCS-Stecker an Bord
Serienmäßig verfügen alle Versionen des Dolphin Surf über einen Schnellladeanschluss. Die Ladeleistung ist mit 85 kW allerdings bescheiden, Der 30 kWh fassende LFP-Akku ist darüber in einer halben Stunde geladen. Fotos: BYD

Beim Stromtanken gibt der Dolphin Surf ein zwiespältiges Bild ab. Das verwundert etwas, da der Stromer auf der e-Plattform 3.0 basiert und mit den BYD-Blade-Akkus bestückt ist. Also gelten auch im Reich der Mitte die Gesetze der Marktwirtschaft und man kann nicht wahllos teure Top-Bauteile in ein Auto stecken. Schon gar nicht, wenn es in einem preissensitiven Segment positioniert ist.  Während die AC-Ladeleistung von 11 kW absolut in Ordnung ist, sind die maximal 85 kW an einer DC-Schnellladesäule doch eher mäßig. Immerhin sind nach 30 Minuten die Energiespeicher von zehn auf 80 Prozent gefüllt. Und der BYD Dolphin Surf verfügt auch in der Basisversion über einen CCS-Schnellladeanschluss. Anders als etwa beim vielgepriesenen Renault R5.

150 km/h müssen reichen

Beim Dolphin Surf stehen drei Fahrmodi zur Auswahl: Eco, Normal und Sport. Wir haben alle durchgetestet und uns im Stadtverkehr meistens mit Eco begnügt. Was völlig ausreichend ist. Kitzelt man mit der Sport-Einstellung alles aus dem Antriebsstrang heraus, sprintet der 1.390 Kilogramm schwere BYD-Stadtfloh in 9,1 Sekunden von null auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h. Mehr Power braucht kein Mensch. Zumal die Sitze den Fahrer ohnehin nicht besonders entschlossen fixieren. Was aber ok ist, denn der Dolphin Surf ist schließlich kein Sportwagen.

Im Eco-Modus durch die Stadt
Bei uns meldete der Bordcomputer nach einer entspannten Fahrt durch Berlin bei einem Ladestand von 90 Prozent noch eine Reichweite von 280 Kilometern. Der Verbrauch pendelte sich bei guten 12,6 kWh/100 km ein.
Im Eco-Modus durch die Stadt
Bei uns meldete der Bordcomputer nach einer entspannten Fahrt durch Berlin bei einem Ladestand von 90 Prozent noch eine Reichweite von 280 Kilometern. Der Verbrauch pendelte sich bei guten 12,6 kWh/100 km ein.

Was dagegen schon etwas mehr auffällt, ist das Gripniveau der 16-Zoll-Vorderreifen. Wenn man im Sport-Fahrprogramm an der Ampel ambitioniert beschleunigt, suchen die Gummis nach Traktion. Selbst bei trockenem Asphalt und sonnigen 22 Grad. Der BYD-Dolphin ist chinesisch typisch komfortabel abgestimmt. Allerdings reagiert das Fahrwerk bei kurzen Schlägen etwas unwirsch und hölzern. Solche Abstimmungsdetails könnten bald der Vergangenheit angehören, denn BYD plant die Eröffnung eines Entwicklungszentrums für Europa in Ungarn. Auch die Produktion des Dolphin Surf soll bald von China nach Ungarn verlegt werden. Dann kann sich Deutschland-Chefin Maria Grazia Davino sicher bald über weitere Verbesserungen freuen.

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