Der Fahrersitz ist hinüber, ein Schaumstoffpolster füllt die Kuhle aus, die der Besitzer in fünf Jahren in die Sitzfläche gedrückt hat. Das Tesla Model S 85+ hat obendrein eine komplette Ladeeinheit, drei Elektro­motoren und einen Achsträger verschlissen, bei Kilometerstand 290 000 auch einen neuen Akku bekommen: „Zu viel Langstrecke, auf der das Auto nie zur Ruhe kam“, erklärt sich Hansjörg Freiherr von Gemmingen-Hornberg die Probleme, die er damals hatte. Lang, lang ist’s her. Denn mittlerweile hat der Tesla sageundschreibe eine Million Kilometer und ist damit nunmehr das Elektroauto mit der höchsten Laufleistung weltweit und einer Eintragung im Guiness-Buch der Rekorde.


Vor dem Fasanenhof in Stuttgart ging es heute entsprechend hoch her, als der 55-jährige Rekordhalter mit Frau und seinem roten Tesla vorrollte. Claudia Wörner von der Agentur Yesorno, die selbst ein Tesla Model S besitzt und die Fahrten des adeligen Stromers seit Jahren verfolgt, hatte ein kleines Begrüßungskomitee zusammengetrommelt, es gab eine Torte und andere Backwaren sowie, na klar, Champagner. Elektroautos sind nur etwas für den Stadtverkehr, sind nicht alltagstauglich und halten nicht lange? Denkste, der Edelmann hat längst alles widerlegt.

Und er fährt und fährt und fährt: Eine Million Kilometer hat Hansjörg von Gemmingen-Hornberg inzwischen mit seinem Tesla Model S zurückgelegt. Foto: Rother

Mit einem Roadster fing alles an

Dabei war von Gemmingen lange selbst ein „Petrolhead“, ein Freund schneller und starker Autos mit Verbrennungsmotor. Unterwegs war der Devisenhändler aus Karlsruhe früher vorzugsweise mit einem Mercedes-Benz 500 E, 240 Kilowatt stark und über 250 km/h schnell. Mit dem Achtzylinder legte er jährlich rund 50.000 Kilometer zurück. Als er ihn vor ein paar Jahren verkauftem, hatte der Mercedes über 600.000 Kilometer auf dem Tacho. Da war der umtriebige Adelige aber längst vom Elektrovirus befallen und auf Tesla umgestiegen.

2008 las er in einem Wirtschaftsmagazin von einemkleinen Startup in Kalifornien, das einen britischen Sportwagen zum Elektromobil umbaute – und bestellte wenige Wochen später mehr aus Spaß einen Tesla Roadster. Als der nach langer Wartezeit endlich eintraf, gab es in Karlsruhe noch keine einzige öffentliche Ladesäule. Reichweitenangst war deshalb damals durchaus noch ein Thema. Zumals der kleine Tesla damals nur einphasig Strom laden konnte, Ladevorgänge sich deshalb stundenlang hinzogen.

Keine Frage: Elon Musk polarisiert mit seinem neuen Pick-up, die Kommentare im Netz schwanken zwischen Entsetzen und Begeisterung. Immerhin kann Tesla eine beeindruckende Zahl an Vorbestellungen vermelden. Elektroauto

Reichweitenangst nur ganz am Anfang

Doch langsam wuchs der Mut des Roadster-Piloten und sein Aktionsradius. „Vielleicht war es ein wenig naiv, aber ich wollte wissen, wie der Alltag mit einem Elektroauto aussieht und ob das überhaupt funktioniert.“ Bei einem Treffen von Tesla Roadster-Fahrern in Berlin war er deshalb auch einer der wenigen, die auf eigener Achse in die Hauptstadt rollten. Auf der 680 Kilometer langen Strecke von Karlsruhe nach Berlin lud er seinen Stromer nachts in einem Hotel – indem er ein Kabel durch ein auf Kipp stehendes Fenster im Erdgeschoss zu einer Haushaltssteckdose führte und so mit dem Stromnetz verband.

Den Roadster mit inzwischen über 600.000 Kilometern auf dem Tacho hat von Gemmingen immer noch. Bewegt wird er aber heute überwiegend von einem Bekannten in einer Art privatem Sharingsystem. 2014 war der Viel- und Fernfahrer auf ein gebrauchtes Model S umgestiegen – seiner Frau und der persönlichen Gesundheit zuliebe: „Der ist schon bequemer und sicherer.“ Und zuverlässiger ist er obendrein. Die eine oder andere Reparatur gab es schon, aber vieles davon war durch die Garantie abgedeckt oder kostete nur wenig. Von Gemmingen liebt seinen Stromer innig und behandelt fährt ihn entsprechend vorsichtig, nur selten schneller als Tempo 120. Und den Akku leert er weder komplett, noch füllt er ihn am Supercharger wieder auf mehr als 85 Prozent. Das erhöht die Lebensdauer.

Nächstes Ziel: Eine Million Meilen

Und der rollende Devisenhändler hat mit seinem Elektroauto einiges vor. Nachdem es ihn in Europa zum Kilometer-Millionär gemacht hat, soll es ihn im nächsten Schritt in den Vereinigten Staaten zum Meilen-Millionär krönen. Dazu fehlen dann noch 609 344 Kilometer. Erste Vorbereitungen für die Verschiffung des Autos und eine Unterbringung bei Verwandten in den USA hat er bereits getroffen. Jetzt muss er nur noch seine Frau von der Idee begeistern. Und ja, ein Ersatz für den ramponierten Fahrersitz wäre sicher auch ganz gut.

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2 Kommentare

  1. Günter König

    Der Kilometer Millionär ist wohl ein direkter Nachfahre des Baron Münchhausen. Anders kann ich mir seine Erzählung nicht erklären.
    Der feine Herr hat den Tesla seit fünf Jahren. Bei 300 Fahrtagen im Jahr(er ist ja auch einmal unpässlich, muss zu einer Feier oder es ist gerade ein wichtiger Feiertag) macht das 1500 Tage in 5 Jahren. Teilt man das durch die Million Km kommt man auf 666,666 km pro Fahrtag. Bei einer realistischen Durchschnittsgeschwindigkeit von 70 km/h muss der Baron also täglich 9:30 reine Fahrzeit kalkulieren. Ohne Pausen für Versorgung und Entsorgung, sowie Ladetätigkeit seines Tesla. Wie bitte, soll das gehen?
    Jeder vernünftige Mensch wird wohl einsehen, dass die Geschichte ein Hirngespinst eines vermutlich leicht verwirrten, geltungssüchtigen älteren Herren ist.
    Bitte verschonen Sie die geneigte Leserschaft in Zukunft mit solchen „Räuberpistolen“ . Besten Dank

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