In Deutschland mögen sich Vertreter der Frisörinnung darüber aufregen, dass Fußballstars trotz Corona-Lockdown frisch gescheitelt und gegelt über den Rasen flitzen. Der Blick über den Teich hinüber in die USA und zur Computer Electronic-Show (CES) – die in diesem Jahr wegen der grassierenden Lungenseuche komplett im Internet stattfindet – jedoch zeigt: In Zukunft werden viele Berufszweige wegfallen, weil bestimmte Dienstleistungen von Robotern und Künstlicher Intelligenz ersetzt werden. Und das nicht nur im öffentlichen Raum, sondern auch im privaten Umfeld.

Wer zum Beispiel besucht noch einen Friseursalon, wenn der Haus-Roboter Kamm und Schere wesentlich schneller führen kann und aufgrund seiner ständigen Verbindung mit dem Internet obendrein alle neue Haarmoden parat hat? Zugegeben, der einarmige Bot, den Samsung-Foschungschef Sebatian Seung auf der CES präsentierte, sieht noch etwas zu sehr nach R2D2 aus der Star Wars-Reihe aus und beherrscht wie der Film-Droid auch noch nicht die menschliche Sprache.

Den neuesten Klatsch und Tratsch wird man von ihm also nicht erfahren. Dafür verfügt er über Künstliche Intelligenz, zwei Augen und eine ganze Reihe anderer Sensoren, um sich überall blitzschnell zurechtzufinden. Und seine Hand dreht sich um 360 Grad und das nicht nur blitzschnell. Die Steuerung ist auch hochakkurat und feinsensibel – da würde ganz sicher kein Schnitt mit der Schere daneben gehen.

„Verlängerter Arm des Menschen“

Konzipiert wurde der Prototyp des Bot als „verlängerter Arm des Menschen im Haushalt“, wie Seung erläuterte. Bei Parties – so sie in der Zukunft wieder möglich sein sollten – kann er auf dem Tablett Getränke herumreichen und Wein nachschenken, bei Küchenarbeiten helfen und überall zur Hand gehen, wo man die Hilfe gerade benötigt. Ja, theoretisch könnte er auch Haare schneiden und frisieren.

R2-D2 und C-3PO lassen grüßen
Sebastian Seung präsentierte auf der virtuellen CES drei neue Haushaltsroboter von Samsung. Den kleinen Staubsaub-Roboter (vorne) gibt es schon bald zu kaufen, auf seine Kollegen müssen wir noch eine Weile warten. Foto: Samsung

Und Samsung ist nicht der einzige Elektro- und Elektronikkonzern, der an Haushaltsrobotern arbeitet. Vollautonom arbeitende Staubsauger, Pool-Reiniger und Räsenmäher-Roboter gibt es bereits in Hülle und Fülle. Nach Erhebung von ABI Research sind weltweit bereits über 18 Millionen Haushaltsroboter dieser Art im Einsatz. Bis zum Jahr 2027 wird nach Einschätzung der Unternehmensberatung die Zahl auf über 64 Millionen steigen.

„Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Konsumenten Roboter lieben, die ihnen bestimmte Aufgaben abnehmen, die ihnen selbst keine Freude bereiten“, sagt ABI Research-Manager Rian Whitton. Es werde zwar noch eine Weile brauchen, bis man Roboter auch die Überwachung und Betreuung von Kleinkindern oder Haustieren anvertraue. Aber die Menschen gewöhnten sich allmählich an Smart Home-Technologien. Und damit werde die Bereitschaft wachsen, den Robotern anspruchsvollere Arbeiten zuzuweisen.

Roboter kocht Leibspeisen auf Knopfdruck

Beispielsweise das Kochen. Womit wir bei der nächsten Berufsgruppe wären, die durch die Digitalisierung weiter unter Druck gerät. Auf der CES präsentierte das britische Technologeunternehmen Moley Robotics die weltweit erste Roboter-Küche, die aus frischen Zutaten kulinarische Köstlichkeiten zubereitet. Zusammen mit dem deutschen Weltmarktführer für Greifsysteme und Spanntechnik, der Schunk GmbH und CoKG aus Lauffen am Neckar, hat Moley ein Roboter-System entwickelt, das immerhin schon über zwei Hände verfügt und in der Lage ist, am Herd und auf der Küchenplatte komplexe Arbeiten zu übernehmen.

Das Putzen und Schneiden von Gemüde, das Befüllen von Pfannen und Töpfen. Und anschließend reinigt der Roboter sogar ohne Murren die benutzten Utensilien selbständig in der Spüle und räumt sie in die Schränke zurück. Eine integrierte UV-Lampe reinigt obendrein sämtliche Flächen, so dass die Roboter-Küche keimfrei bleibt.

Hier kocht der Chef mit eiserner Hand
Der Küchen-Roboter von Moley kann aus frischen Zutaten bis zu 5000 Gerichte zubereiten. Die Küche und alle benutzten Utensilien lässt er blitzblank und keimfrei zurück. Foto: Moley

Über 30 Gerichte haben die Ingenieure zusammen mit dem BBC-Fernsehkoch Tim Anderson bereits für den Küchen-Roboter kreiert. Und wöchentlich kämen neue Rezepte hinzu, wirbt der Hersteller. In der Endstufe soll das System über 5000 Gerichte beherrschen. Und mit Hilfe eines Software-Tools können die Besitzer des Systems auch ihre Leibspeisen einprogrammieren.

Im ersten Schritt soll die Robo-Küche noch in diesem Jahr professionellen Anwendern zum Kauf angeboten werden – zu einem Preis von 248.000 Pfund, umgerechnet 278.650 Euro, mit hochwertig gestaltetem Kühlschrank, Schränken und Spülen sowie eisernem Roboterarm. Wie das Unternehmen berichtet, gibt es für das System trotz des hohen Preises bereits 1250 Interessenten. Holey Moley.

Für Privathaushalte mit kleinerem Budget wird eine vergleichsweise Nachrüstkösung für Privathaushalte angeboten – für umgerechnet 112.000 Euro. Restaurant-Besuche kann man sich dann immerhin sparen.

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