Landstriche, in denen Mobiltelefone keine Verbindung zum Netz finden, gibt es in Deutschland im Jahr 2025 durchaus noch, wie die Funkloch-App der Bundesnetzagentur belegt. Aber die Problemzonen sind meist sehr klein und liegen meist in ländlichen Gebieten. Und weil es hier keinen oder nur einen schlechten Empfang gibt, muss hier niemand um sein Leben fürchten.

In den USA sieht die Situation ganz anders aus, sind die sogenannten „Dead Zones“ wesentlich zahlreicher. In Summe sind sie etwa so groß wie die Flächen von Frankreich und der Türkei, haben Experten ausgerechnet. Viele Amerikaner treibt deshalb die Sorge um, bei Reisen mit dem Auto über Land oder bei Freizeitaktivitäten in einem solchen Funklocher zu landen, dort eine Panne oder einen Unfall zu erleiden – und dann keine Hilfe herbeirufen zu können. Weder mit einem Anruf noch mit einer SMS.

Die ganze Welt im Blick
Vier Ingenieure und Wissenschaftler vom MIT und der Stanford University haben eine Methode entwickelt, um das terrestrische Funknetz kostengünstig mit der Nutzung geostationärer Telekommunikations-Satelliten zu verbinden. Der erst 35-jährige Parthsarthi Trivedi (2.v.r.) ist heute der CEO des Unternehmens. Foto: Skylo
Die ganze Welt im Blick
Vier Ingenieure und Wissenschaftler vom MIT und der Stanford University haben eine Methode entwickelt, um das terrestrische Funknetz kostengünstig mit der Nutzung geostationärer Telekommunikations-Satelliten zu verbinden. Der erst 35-jährige Parthsarthi Trivedi (2.v.r.) ist heute der CEO des Unternehmens. Foto: Skylo

Einen Ausweg bieten da Satellitentelefone oder Messenger-Geräte, über die sich zumindest Textnachrichten und Standortinformationen versenden lassen. Aber Satellitentelefone sind klobig und teuer. Und beim Betrieb der Messenger fallen zusätzliche monatliche Gebühren an, die das Budget zusätzlich belasten.

Eine dritte Möglichkeit – ganz ohne zusätzliche Hardware – bietet neuerdings das kalifornische Start-up Skylo Technologies an. Das in Mountain View beheimatete Unternehmen hat ein Paket entwickelt, das den Versand von kleinen Datenpaketen über die bekannten geostationären Satellitennetzwerke auch mit einem konventionellen Smartphone erlaubt. Und das nicht nur in den USA, sondern ab diesem Jahr auch in Deutschland und vielen anderen Ländern der Welt.

„Nahtlose Konnektivität überall auf der Welt“

Sein sogenanntes „Direct-to-Device“-Satellitennetzwerk hat Parthsarthi Trivedi, 35, einer der vier Gründer und CEO von Skylo Technologies, auf der Tech-Messe CES in Las Vegas offiziell in Betrieb genommen. „2025 ist das Jahr für satellitengestützte Geräte auf globaler Ebene – Verbraucher und Unternehmen werden in ihrem täglichen Leben nahtlose Konnektivität erleben, ganz egal, wo sie sich gerade aufhalten.“ Sein Team habe dazu ein „standardbasiertes Ökosystem von Partnern aufgebaut, von Chipsatzherstellern über Modul- und Gerätehersteller bis hin zu Zertifizierungstestlabors, SIM-Anbietern und Mobilfunkanbietern“. Zu den Partnern des Unternehmens zählen unter anderem Google und Samsung, Qualcomm, Kyocera und Sony Altair.

Auch die Deutsche Telekom ist auf den Zug aufgesprungen: Ende vergangenen Jahres hat das Unternehmen das terrestrische Mobilfunknetz der griechischen Tochterfirma Cosmote in die Infrastruktur des Satellitenanbieters integriert. In den USA ist Skylo eine ähnliche Partnerschaft mit Verizon, dem weltgrößten Mobilfunkanbieter, eingegangen. „Schon bald“, ist Trivedi überzeugt, „werden Kunden nicht mehr über die Netzabdeckung nachdenken müssen, bevor sie eine SMS schreiben. Egal, ob sie sich auf einer abgelegenen Insel in Griechenland befinden oder in Regionen ohne Netzabdeckung – es wird ein Teil ihres Mobilfunkdienstes sein.

In Zukunft auch Videocalls via Satellit

Entwickelt wurde die neue Technologie an der Eliteuniversität Stanford sowie am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge. Nötig dafür ist nur ein zusätzliches kleines Modem im Smartphone, das eine Verbindung zu einem Satelliten aufbaut. Das neue Pixel 9 von Google verfügt bereits darüber. Auch die neueste Generation der Smartphones von Samsung ist dafür gerüstet.

Und wie ein Test während der Präsentation in Las Vegas zeigte, funktioniert das Senden und Empfangen von Textnachrichten samt Positionsdaten auch mit dem aktuellen iPhone von Apple. Da der Weg des Signals rauf zum Satelliten im All und anschließend runter zur Empfangsstation auf der Erde deutlich länger ist als bis zum nächsten Sendemast des terrestrischen Netzes, dauerte es allerdings ein paar Sekunden, ehe das iPhone mit leisem Ping-Ton vom Eintreffen der Nachricht kündete.

In Zukunft sollen über Skylo aber nicht nur Textnachrichten versendet werden können, sondern auch Telefongespräche, ja sogar Videocalls und Social-Media-Aktivitäten möglich sein, versprach Trivedi. Was der zusätzliche Service den Kunden kosten wird, konnte er allerdings nicht sagen: Die Preise legten die Mobilfunkgesellschaften fest.

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