Alle zwei Jahre trifft sich meine Schulklasse zum Klassentreffen in London. Das ist eine schöne Gewohnheit geworden und ich bin nächstes Jahr das dritte Mal dabei. Wir nehmen uns alle ein Wochenende Zeit, fliegen nach London und verbringen dann die Zeit entspannt miteinander. Dabei kommen ehemalige Mitschüler aus Spanien, Neuseeland, Schottland oder eben Deutschland angereist.
Ich habe nun meinen Flug gebucht. Und obwohl ich das erste Mal von Erfurt fliegen konnte und das zweite Mal ab Frankfurt, fliege ich diesmal ab Berlin. Warum? Ganz einfach: Ich fahre ein Elektroauto.
Der Direktflug von Erfurt wurde leider eingestellt, den Ersatz mit Zwischenstopp in Antalya lasse ich doch lieber. Und die Strecke nach Frankfurt ist viel zu weit mit dem E-Auto, inklusive Ladezeiten. Und der Zug braucht auch drei Stunden. Da gewinnt Berlin! In Berlin bin ich mit dem ICE Sprinter von Erfurt in 1,5 Stunden, der Flug dauert nochmal so lang. Nur die Strecke zwischen Hauptbahnhof und Flughafen Tegel macht mir noch etwas Kopfzerbrechen. Aber es gibt jeweils einen Bus vom Alexanderplatz oder vom Bahnhof Zoo. Klingt trotzdem kompliziert. Meinen Zoe kann ich an der Ladestation am Erfurter Hauptbahnhof lassen. Und in London bin ich dann dank Tube ja ohnehin überall im Nu. So bringt mich der Zoe dazu, dauernd Neues auszuprobieren.
114 Kilometer am Stück? Immer noch ein Abenteuer!
Einen neuen Ladeschlüssel, diesmal von NewMotion, habe ich mir auch gerade kostenlos bestellt. Damit wird meine Lademöglichkeit wieder erweitert. Für meine nächste Überlandfahrt habe ich Friedewald als Ladepunkt avisiert. Ich will testen, ob ich die 114 Kilometer dorthin in einem Stück schaffe. Meine Option für den Notfall ist Eisenach, die dortige Ladestation kennt mich schon. Ich plane solche Fahrten 14 Tage im Voraus. Und dann wappne ich mich innerlich, um das neuerliche Wagnis zu bestehen. Es bleibt ein Abenteuer.
In der Woche entwickle ich aber entspannte Routine: Das Ladekabel von der Trommel wickeln, die Ladedauer anpassen, die Zwischenzeit nutzen, all das geht inzwischen erstaunlich flüssig. Ich fahre flotter als zu Beginn und achte nur nach Geschwindigkeitsbegrenzung auf mein Tempo. Die Reichweite in der Homezone habe ich sicher im Griff, da merke ich nur an der geringen Lautstärke und den praktischen Lademöglichkeiten zu Hause, dass mein Auto einen alternativen Antrieb hat.
Tankstellen lasse ich rechts liegen
Ach ja – ich genieße das Vorbeifahren an überfüllten Tankstellen außerordentlich! Dieser Tankstellengeruch ist wirklich nichts, was ich irgendwie vermisse. Und die Tankstelle sieht mich nur gelegentlich, wenn ich mein Auto wasche, sauge oder die Luft im Reifen kontrolliere.
Was noch neu ist: Ich würde gerne mal Elektroautos anderer Marken und Hersteller ausprobieren. Ich wäre gespannt, Gemeinsamkeiten und Unterschiede festzustellen. Und so ein Auto mit Brennstoffzelle, wie sich das wohl fährt?
Und noch etwas: Ich finde die Idee, einen Urlaub mit Elektrofahrrad zu machen, ziemlich spannend. Die Möglichkeit, Natur und Kultur an der frischen Luft zu erleben, sich dabei aber nicht erst körperlich in Hochform bringen zu müssen und nachts völlig erledigt in der Koje zu liegen, ist attraktiv. Ich habe schon mal die Fühler ausgestreckt. Meine Tante hat damit schon reichlich gute Erfahrungen gesammelt.