Meine erste Fahrt war so etwas wie Liebe auf den ersten Kilometer! Der Zoe, in den ich für eine Testfahrt gestiegen war, zeigte mir beim Start eine Reichweite von 110 km an – 40 Kilometer später standen 125 km auf dem Display.
Das war mein Auto!
So ein wunderbares Fahrgefühl! Und noch dazu das gute Gewissen, mit dem ich durch die Natur rollen konnte. So konnte ich etwas meinen ökologischen Fußabdruck, den mein alter Schummelsoftwaredrecksdiesel verursacht hatte, wieder gut machen. Und mein Fahrstil passte wohl auch gut zu „elektro“ – sonst hätte ich nicht nach der Testfahrt mehr Reichweite gehabt als vorher angezeigt waren.
Nicht damit gerechnet hatte ich, dass nun ein wahrer Krimi begann, denn hatte ich bisher gedacht Zoe hieße Leben oder bestenfalls noch Zero Emission, so lernte ich jetzt: ZOE heißt Geduld. Bis das Auto endlich vor meinem Haus stand, sollte einige Zeit vergehen. Aber der Reihe nach:
Eigentlich bin ich begeisterte Bahnfahrerin! Schon seit Jahren nutze ich das Auto bei weiten Reisen nur noch für die Fahrt zum nächsten ICE-Bahnhof, um ab da bequem mit der Bahn weiterzureisen. Das mache ich auch gerne mit meinen drei Kindern. Wir frühstücken dann gemütlich im Zug und eh wir uns versehen, sind wir angekommen.
2009 musste ich beruflich pendeln. Und das an Orte, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht zu erreichen waren. Als ich von der Arbeit erschöpft nach Hause kam, war es oft schon wieder dunkel. Bewegung kam da zu kurz. Ein Bekannter empfahl mir da den Twike, ein umgebautes Elektrofahrrad auf drei Rädern. Ich fing Feuer und fuhr für eine Probefahrt extra nach Leipzig.
Die leise, sanfte Fahrweise begeisterte mich sofort. Aber es gab auch Probleme: Meine Fahrtstrecke war mit ihren 60 km zu weit für das Gefährt und die Spitzengeschwindigkeit von 80 km/h zu langsam für Strecke und Autobahn. Dass man bei der Fahrt demmeln (thüringisch: Pedale treten) kann, gefiel mir wieder sehr. Aber natürlich ist ein Zweisitzer für eine Mutter von drei Kindern und Hund irgendwie echt zu klein. Ich vertagte also meinen Wechsel zur Elektromobilität auf später.
Nach einem Stellenwechsel musste ich 2014 nur noch neun Kilometer fahren, so dass ich den Zeitpunkt für einen erneuten Versuch, zum Elektroauto zu wechseln, näher gerückt sah. Als dann vom Staat die Wechselprämie versprochen wurde, beschloss ich: mein nächstes Auto ist elektrisch.
Die Empfehlungen auf einen Hybrid zu wechseln gefielen mir gar nicht. Vielleicht nicht abenteuerlich genug? Und auch ein Methangas ausstoßendes Auto war nicht meine Vorstellung von Umweltfreundlichkeit.
Einen Autohändler zu finden, der einem so ein Auto auch bestellt, ist gar nicht so leicht! Der Audi e-tron habe nur eine Reichweite von 48 km elektrisch, da würde ich es noch nicht einmal bis auf die Höhe des Thüringer Waldes schaffen, würde ich entmutigt. Also verließ ich das angestammte Autohaus, obwohl ich da als “loyal” in der Kundenkartei geführt wurde, und begab mich zum Renaulthändler bei dem ich online eine Probefahrt mit dem Zoe vereinbart hatte.
Wie bereits geschrieben: Die Fahrt begeisterte mich und mir war klar, dass ich in meinem neuen Auto sitze. Naja, mir war natürlich auch klar, dass die Produktion von Elektroautos keine ganz saubere Sache ist, aber so fürs Gefühl ist es eben schön. Und vielleicht würde ich im Wald ja auch anderes zu sehen bekommen an Tierwelt, wenn ich leiser unterwegs bin.
Zunächst war ich jedoch gar nicht unterwegs. Renault brauchte von August bis Dezember um mir mein Auto zu liefern. Über Gründe hüllte sich das Unternehmen in Schweigen. Inzwischen kam das neue Batterie-Modell mit der größeren Reichweite in den Handel, aber ich durfte jetzt nicht mehr wechseln.
Nun gut, ich hatte auch in der Wartezeit, in der mir mein Autohändler für kleines Geld einen Dacia Sandero zur Verfügung stellte, zu tun… das erdige Fahrgefühl spät kommender Kupplungen wieder erlernen zum Beispiel. Aber eben auch meinen Vermieter darum bitten, mir eine Wallbox mit Mennekessteckdose zu installieren, damit ich zuhause laden kann.
Mennekesstecker heißen offiziell „Typ 2“ und sind europäischer Standard. Das heißt, der Stecker passt sowohl unterwegs als auch in der heimischen Wandladestation – nur dauert das laden dort etwas länger als am Schnelllader. Mein Vermieter hat diese großzügiger Weise eingebaut und gleich einen Zähler dazu, um mir alle Kosten ab Zähler in Rechnung stellen zu können.
Ich habe mich beim Ladesäulendienst PlugSurfing angemeldet und den Ladechip bekommen, mit dem ich die Ladestationen aufschließen kann. Dann habe ich die Deutschlandkarte nach Stationen für meine Standardstrecken untersucht und auch die Strecken selbst auf ihre Überprüfung auf Elektrotauglichkeit.
So jetzt ist aber alles bereit und wo bleibt nun der Zoe? Mein Autohändler hielt mich noch eine Weile mit Chilisalz und einem Miniatur Twizy Modell bei Laune… es war ihm auch unerklärlich, wo der Wagen blieb. Letztendlich kam er dann doch! Am 27.12. als verspätetes Weihnachtsgeschenk konnte ich ihn abholen und jetzt kann das Abenteuer endlich beginnen.