In den Zulassungsstatistiken ist der Trend klar erkennbar: Der Anteil der Elektroautos am Fahrzeugbestand wächst. Ende Mai machten in Deutschland Fahrzeuge mit emissionsfreien Antrieben bereits ein Fünftel der Neuzulassungen aus, bei den Batterieautos betrug das Zulassungs-Plus im Vergleich zum Vorjahr fast 24 Prozent. Trotzdem glauben nach einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für das Magazin „Spiegel“ die Mehrheit der Deutschen immer noch nicht, dass batteriebetriebene Pkw in den kommenden Jahren Autos mit Verbrennungsmotor vollständig ersetzen können. 66 Prozent der Befragten bezweifelten, dass Elektroautos bis zum Jahr 2035 – wenn in der EU Neuzulassungen von Autos mit Verbrennungskraftmaschinen verboten werden sollen – technisch mit Benzinern und Diesel-Pkw gleichgezogen haben werden. Nur 29 Prozent trauten den kommenden Stromern das zu.

Was muss passieren, damit die Akzeptanz der Antriebsform wächst? Der Frage geht Rahmyn Kress in einem Gastbeitrag für EDISON nach. Der Brite ist ein ausgewiesener Experte für Veränderungsmanagement und Gründer des Cleantech-Unternehmens WeVee Technologies, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Antriebswende mit intelligenten Lösungen und Angeboten speziell für Gewerbekunden zu beschleunigen.

Rahmyn Kress
Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler aus Großbritannien ist ein Experte für Veränderungsmanagement. Der 52-Jährige war unter anderem Medienmanager bei der Universal Music Group und Chief Digital Officer bei Henkel. Anfang 2021 gründete Kress die WeVee Technologies Ltd, ein Cleantech-Unternehmen, das sich der Entwicklung, dem Betrieb und der Lizenzierung von Technologieplattformen widmet, die den Umstieg auf Elektromobilität und nachhaltigen Konsum beschleunigen.

Dass die Zukunft der Mobilität in der Elektromobilität liegt, ist ohne Zweifel. Die Vorteile für Umwelt und Gesellschaft sind unbestreitbar, dennoch stehen wir noch vor einigen Herausforderungen auf dem Weg zu einer breiteren Akzeptanz und auch Nutzung von Elektroautos. Einige große Hindernisse stehen in Deutschland der Massenakzeptanz aktuell noch entgegen. Dabei können Elektroautos unter den richtigen Umständen auch heute schon eine attraktive Lösung sein. Dafür sollten aber dringend die Maßnahmen diskutiert werden, die ergriffen werden müssen, um Barrieren zu überwinden und um Elektroautos endlich für alle zugänglich zu machen.

Hohe Anschaffungskosten sind die größte Hürde

Die Einführung von Elektromobilität wird in Deutschland durch verschiedene Faktoren erschwert. Aktuelle Strompreise und die geringere Subventionierung seitens der Regierung spielen hierbei eine große Rolle. Ab September gibt es den Umweltbonus, die staatliche Kaufprämie für Elektroautos in Höhe von über 6.000 Euro nur noch für Privatpersonen und nicht mehr für Unternehmen. Auf den ersten Blick ist das ein echter Rückschlag für Dienstwagenfahrer und Unternehmen, die ihre Flotte elektrifizieren möchten. Allerdings ist es auch ein Zeichen dafür, dass die Branche reift: Langfristig muss die E-Mobilität ohne Subventionierung auskommen und stattdessen von sich aus genügend Vorteile bieten. Nur so kann eine marktorientierte Balance geschaffen werden. Außerdem müssen Subventionierungen sich nach dem aktuellen Marktgeschehen und Bedürfnissen richten. 

Trotzdem sind die hohen Anschaffungs- und Haltungskosten von Elektrofahrzeugen aktuell für viele Konsumenten abschreckend. Zusätzlich gibt es Bedenken hinsichtlich der begrenzten Reichweite der Fahrzeuge sowie wegen der nicht flächendeckend ausgebauten Ladeinfrastruktur. Viele Deutsche plagt nach wie vor die Sorge, auf Langstreckenreisen keine geeignete, funktionstüchtige Ladestation zu finden, die ihr Zahlungsmittel akzeptiert. 

Klimaziele sind nur mit dem Elektroauto erreichbar  

Trotz der genannten Hindernisse sind Elektrofahrzeuge an sich die attraktivste Möglichkeit für individuelle Mobilität. Wollen wir unsere Klimaziele erreichen und die CO2-Emissionen im Verkehr radikal reduzieren, führt kein Weg an der stärkeren Förderung und Adaption von Elektrofahrzeugen vorbei. Viele Entwicklungen tragen aktuell bereits dazu bei, diesen Wechsel so angenehm wie möglich zu gestalten. Die technologischen Fortschritte ermöglichen mittlerweile Elektroautos mit immer größerer Reichweite und kürzeren Ladezeiten. Unterwegs lässt sich dadurch der Stress reduzieren.

Außerdem steigt die Anzahl von Ladestationen stetig und immer mehr Unternehmen widmen sich der Herausforderung, die Ladeinfrastruktur zu optimieren, um die Nutzung von Elektrofahrzeugen komfortabler zu machen. Vermehrt laden E-Autofahrer zu Hause oder bei der Arbeit, statt an öffentlichen Ladestationen und Tankstellen. Im EV Driver Survey 2021 von NewMotion gaben 46 Prozent der Befragten an, dass sie kaum noch Tankstellen aufsuchen. Tankstellen verkaufen daher vermehrt ihre Lizenzen, da sich das Geschäft nicht mehr lohnt. Zu attraktiv ist das Laden am Eigenheim oder die Unterstützung vom Arbeitgeber. 

Umweltbonus muss bleiben – und wieder steigen

Um die E-Mobilität für alle zugänglich zu machen, müssen wir mehrere Maßnahmen ergreifen. Erstens sollten die staatlichen Subventionen und finanziellen Anreize wieder erhöht werden, um die Anschaffungskosten von Elektrofahrzeugen zu senken. An einer so essenziellen Maßnahme bei der Reduzierung von CO2-Emissionen in Deutschland sollte nicht gespart werden.

Zweitens ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur von entscheidender Bedeutung. Die Schaffung eines flächendeckenden Netzes von Ladestationen an Autobahnen, in Wohngebieten und an öffentlichen Plätzen ist unerlässlich. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, dass die Zahlung an den Ladestationen vereinheitlicht wird, Ladestationen leicht zu finden sind und der Ladevorgang für die Nutzern so angenehm wie möglich gestaltet ist. Egal ob das bedeutet, dass Schnellladestationen vorhanden sind oder dass Fahrer zu Ladestationen in der Nähe ihres Lieblingsrestaurants oder eines Supermarktes navigiert werden.

Komfortabel laden 
Ladestationen für Elektroautos vor Supermärkten wie hier können helfen, die Akzeptanz der neuen Antriebstechnik in der Bevölkerung zu steigern. Foto: Aldi Süd
Komfortabel laden
Ladestationen für Elektroautos vor Supermärkten wie hier können helfen, die Akzeptanz der neuen Antriebstechnik in der Bevölkerung zu steigern. Foto: Aldi Süd

Drittens müssen die Akkutechnologie und die Reichweite weiter verbessert werden, um die Bedenken vieler Menschen hinsichtlich begrenzter Reichweite auszuräumen. Hierbei hilft es aber auch schon, sich bewusst zu machen, dass die Deutschen wegen der starken traditionellen Autoindustrie und Skepsis gegenüber neuen Technologien ängstlicher sind als sie sein müssten. 

Spezielle Leasingprogramme für Mitarbeiter

Für die Zukunft sind jedoch weitere Maßnahmen notwendig, um die Elektromobilität weiter voranzutreiben. Darunter zum Beispiel eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Behörden und Verbrauchern. Eine  wichtige Maßnahme, die Unternehmen ergreifen können, um Barrieren abzubauen und E-Mobilität zu fördern, ist die Zusammenarbeit mit Anbietern von E-Auto-Leasing-Programmen wie dem Marketplace von WeVee Technologies. Durch die Zusammenarbeit mit solchen Anbietern können Unternehmen ihren Mitarbeitenden ermöglichen, E-Autos zu günstigen Konditionen zu leasen, da sie von Gehaltsumwandlungen profitieren. Im Vergleich zum Privat-Leasing um bis zu 40 Prozent gesenkt werden.

Dadurch ergeben sich mehrere Vorteile. Zum einen trägt es zur Verringerung der Scope-3-Emissionen bei, die unter anderem beim Pendeln entstehen. Indem Mitarbeiter auf E-Autos umsteigen, reduzieren sie ihre individuellen CO2-Emissionen erheblich und Unternehmen können die verringerten CO2-Emissionen in ihre CSR-Berichterstattung aufnehmen. Darüber hinaus entstehen für das Unternehmen in der Regel keine Kosten, da die Leasingvereinbarungen direkt zwischen den Mitarbeiter und den Leasinganbietern getroffen werden.

Trotz der aktuellen Umstände ist der Umstieg auf ein Elektroauto ein Schritt in die richtige Richtung. Indem wir gemeinsam Maßnahmen ergreifen, um Barrieren zu überwinden, staatliche Subventionen nutzen und innovative Mobilitätsunternehmen fördern, können wir den Umstieg auf die Elektromobilität beschleunigen und für alle zugänglich machen. Lasst uns diese Chance ergreifen und gemeinsam in eine emissionsfreie Zukunft fahren!

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