Menschen verbringen ihre Freizeit gerne mit Freunden und Familie. Ob an einem sonnigen Sonntagnachmittag oder an Feiertagen – viele Menschen steigen in ihr Auto und machen einen Kurztrip in die Stadt oder auf das Land. Stellen Sie sich nun vor, dass diese Menschen Elektroautos fahren und die Möglichkeit haben, sie während ihrer Ausflüge kostenlos zu laden. Was nach einem Marketingversprechen klingt, könnte in Zukunft Realität werden und neue Möglichkeiten für E-Autofahrer und Unternehmen eröffnen.

Energieüberschuss an Feiertagen

Der Schlüssel zum „kostenlosen“ Laden ist Energieüberschuss. Ein Energieüberschuss entsteht, wenn mehr Energie produziert und in das Stromnetz eingespeist wird als benötigt. Da immer mehr Energie aus erneuerbaren Quellen wie Sonne und Wind gewonnen wird, entsteht ein Energieüberschuss mit hoher Wahrscheinlichkeit an sonnigen oder windigen Tagen. An sonnigen Tagen wird mehr Solarstrom erzeugt, während bei windigem Wetter mehr Windenergie erzeugt wird. Auch an Sonn- und Feiertagen kommt es regelmäßig zu einem Energieüberschuss, da der Energiebedarf in diesen Tagen geringer ist: Büros sind geschlossen, Fabriken reduzieren ihre Produktion, und die Menschen neigen dazu, diese Tage draußen zu genießen und weniger Energie in ihren Häusern zu verbrauchen. Sonnige und/oder windige Sonntage sind in der Regel die ideale Bedingung, die zu einem Energieüberschuss führen.

Ein Energieüberschuss kann auch zu negativen Energiepreisen führen. Das bedeutet, dass die Energieerzeuger für die Einspeisung von Strom ins Netz bezahlen müssen. Andererseits könnte ein E-Autofahrer sogar Geld zurückbekommen, wenn das Auto mit überschüssiger Energie aufgeladen wird. In Kombination mit neuen Technologien wie Vehicle-to-Anything (V2X) und intelligenten Ladelösungen eröffnet dies eine ganz neue Welt der Möglichkeiten für E-Mobilität.

So gab es beispielsweise am Ostermontag 2019 in Deutschland einen enormen Energieüberschuss. Die prognostizierte Produktion überstieg die Nachfrage, was zu niedrigen und sogar negativen Preisen für insgesamt 300 Gigawattstunden (GWh) führte. Eine solche Menge reicht aus, um beispielsweise 25 Millionen E-Autos aufzuladen oder 1,5 Milliarden Stromkilometer zu fahren – also etwa 37.500mal rund um die Welt. Am gleichen Tag führte die Überproduktion zu negativen Preisen für 100 GWh in Frankreich sowie zu Überschüssen in vielen anderen europäischen Ländern. Da sich immer mehr Länder und Kommunen auf erneuerbare Energiequellen konzentrieren, könnte in vielen europäischen Regionen Überproduktion bald zur Regel werden.

Vorteile für E-Autofahrer

Obwohl kostenloses Laden während eines Energieüberschusses heute noch nicht möglich ist, könnte es in Zukunft Realität werden. NewMotion arbeitet bereits an neuen Diensten und Technologien wie V2X, die es Autofahrern ermöglichen könnten, intelligenter und flexibler denn je zu laden. Welche Vorteile hat nun das Laden während eines Energieüberschusses für E-Autofahrer?

Geld verdienen: In Zukunft könnten E-Autobesitzer Geld verdienen, indem sie ihre Fahrzeuge während eines Energieüberschusses aufladen. Ladesäulenbetreiber und Mobilitätsdienstleister wie NewMotion könnten ein Prämiensystem für das Laden während eines Überschusses anbieten oder sogar Ladegebühren erstatten.

Nachhaltiges Laden: An sonnigen Tagen wird mehr erneuerbare Sonnenenergie erzeugt. So wird mehr Ökostrom ins Netz eingespeist und die Menschen können ihre Elektrofahrzeuge mit der Kraft der Sonne aufladen.

Stromnetz ausbalancieren: Die Aufladung in Spitzenzeiten der Energieerzeugung trägt zum Ausgleich des Netzes bei und reduziert das Risiko von Netzausfällen oder Überlastungen.

Flexibel laden: Die V2X-Technologie ermöglicht es den E-Autofahrern, flexibler zu laden. Nicht nur in Zeiten des Energieüberschusses könnten Menschen Geld verdienen. V2X ermöglicht es ihnen auch, die Autobatterie als Energiespeicher zu nutzen. Wenn sie die Energie in ihren Häusern benötigen, kann das V2X-System sie von der Autobatterie in das Stromnetz ihres Hauses zurückführen. In Zeiten hoher Nachfrage könnten sie es sogar wieder an das öffentliche Netz verkaufen.

Neue Einnahmequellen

Was für Privathaushalte gilt, gilt natürlich auch für Unternehmen. Für Unternehmen, die Elektroflotten betreiben oder für ihre Kunden Abrechnungsdienstleistungen anbieten, werden V2X und negative Preise verschiedene neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen. So könnten Unternehmen beispielsweise Kunden und Mitarbeitern in Spitzenzeiten kostenloses Laden anbieten oder Energie in ihre Bürogebäude einspeisen und somit die Stromkosten senken. Sie könnten sogar die in geparkten Flottenfahrzeugen gespeicherte Energie verkaufen, wenn die Nachfrage hoch ist, und zusätzliches Geld verdienen.

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1 Kommentar

  1. Duesendaniel

    Es wird wirklich langsam Zeit, auch das bidirektionale Laden und Aufladen über Solarzellen in der Karosserie kauf- und erlebbar zu machen, um den Menschen weitere Vorteile der E-mobilität nahe zu bringen und so die Technik endlich auch in die breite Masse zu bringen.
    Das intelligente Netz scheitert wahrscheinlich am Widerstand der Stromkonzerne. Wenn die nicht wollen, geht in diesem Land leider gar nichts.

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