Eine Solaranlage auf dem Eigenheim, in der Garage eine Wallbox samt Heimspeicher, davor ein Elektroauto und dahinter einen Wärmepumpe: So sieht das „Dreamteam“ der Bundesregierung für die Energie- und Antriebswende aus. Das Problem ist nur: Das Paket können sich nur wenige Menschen leisten. PV-Anlage samt Heimspeicher und Wallbox gibt es kaum für unter 30.000 Euro, für das E-Auto wird wenigstens die gleiche Summe fällig. Und um die Heizungsanlage eines Einfamilienhauses zu elektrifizieren, sind je nach Ausgangslage auch fünfstellige Beträge erforderlich.

Immerhin gibt es nun seit dem heutigen Tag (26. September) wieder ein wenig Entlastung vom Staat: Das Förderprogramm „Solarstrom für Elektrofahrzeuge an Wohngebäuden“ der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW 442) stellt Eigentümern von selbstgenutzten Wohnhäusern einen Investitionszuschuss von bis zu 10.200 Euro in Aussicht, wenn sie nach der Anschaffung (oder zumindest Bestellung) eines Elektroautos noch einmal tief in die Haushaltskasse greifen und eine Photovoltaikanlage samt Heimspeicher und Wallbox ordern. Und zwar möglichst schnell. Denn für das neue Förderangebot hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) von Volker Wissing (FDP) zwar bei Parteifreund und Finanzminister Christian Lindner eine halbe Milliarde Euro locker machen können. Doch für die Auszahlung gilt das sogenannte „Windhundverfahren“. Heißt: Gezahlt wird nur solange, wie Geld im Topf ist.

(Aktualisierung) Und die Windhunde waren schnell: Bereits nach einem Tag wurde das Förderprogramm wieder gestoppt, weil die Fördermittel von insgesamt 300 Millionen Euro bereits ausgeschöpft waren.

Dumm gelaufen 
Wer in den zurückliegenden Monaten bereits eine Solaranlage auf dem Dach seines Eigenheims installiert hat, dürfte sich jetzt ärgern: Einen Zuschuss aus dem neuen Förderprogramm gibt es nicht mehr. Foto: RazeSolar/unsplash
Dumm gelaufen
Wer in den zurückliegenden Monaten bereits eine Solaranlage auf dem Dach seines Eigenheims installiert hat, dürfte sich jetzt ärgern: Einen Zuschuss aus dem neuen Förderprogramm gibt es nicht mehr. Foto: RazeSolar/unsplash

Dabei sind die Vergaberichtlinien, vorsichtig formuliert, komplex. Chance auf Auszahlung einer Fördersumme hat nur, wer Photovoltaikanlage, Batteriespeicher und Wallbox bei einem Fachbetrieb im Paket ordert und von diesem montieren lässt – nach der Antragstellung bei der KfW. Eine rückwirkende Förderung bereits begonnener Maßnahmen ist nicht möglich. Geld gäb es beispielsweise nur, wenn eine zweite Wallbox geordert würde, die auch bidirektional laden könnte, also den im Fahrzeugakku gespeicherten Strom zurück in den Heimspeicher oder das Hausnetz leisten könnte. Gleiches gilt für die PV-Anlage auf dem Dach: Einen Zuschuss gibt es nur, wenn die um ein paar Module erweitert würde. Beim Heimspeicher geht das übrigens nicht – da müsste eine komplett neue Batterie her.

Der Teufel steckt im Kleingedruckten

Es kommt also auf das Kleingedruckte an. Zugute kommt es nur Besitzern von bestehenden und selbst genutzten Einfamilienhäusern. Deren Kassen sind derzeit ohnehin gestresst. Das schlägt sich bereits in einem anderen Förderprogramm des von Robert Hacke (Grüne) geführten Bundesministeriums für Klimaschutz und Wirtschaft nieder – dem für die Anschaffung von Elektroautos. Seit dem 1. September gibt es den Umweltbonus hier nur noch für Privatpersonen, Gewerbetreibende wurden von der Förderung ausgeschlossen. Und seit Jahresbeginn beträgt die Maximalförderung hier nur mehr 4.500 Euro. Ab dem Jahreswechsel auch nur noch für Stromer mit einem Netto-Listenpreis von bis zu 45.000 Euro. Seitdem ist der Auftragseingang im Handel eingebrochen.

Der Ansatz, den das neue Förderprogramm ist prinzipiell richtig. Denn nur durch die Nutzung von selbst erzeugtem Solarstrom wird die Elektromobilität auch finanziell nachhaltig. Zudem erhöhen Solarspeicher die Unabhängigkeit der Hausbesitzer von der öffentlichen Stromversorgung. Und sie helfen, das deutsche Stromnetz stressresistenter zu machen. Allerdings kommt das Förderprogramm zu spät und auch zu wenig koordiniert. Das 600 Millionen Euro schwere Förderprogramm KfW 440 – das vor zwei Jahren private Wallboxen in und an Wohngebäuden subventionierte – sorgte zwar für volle Auftragsbücher bei den Herstellern von Ladestationen, hatte aber weder die wachsende Bedeutung des bidirektionalen Ladens auf dem Schirm, noch war es mit dem Hochlauf der Elektromobilität abgestimmt. Die Bundesregierung, der Verdacht drängt sich auf, weiß die linke (grüne) Hand offenbar nicht, was die rechte (liberale) macht oder vorhat. Aber es geht ja auch nur um das Geld der Steuerzahler.

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2 Kommentare

  1. Thomas Stein

    Teure Anlagen aus „PV-Anlage samt Heimspeicher und Wallbox“ kosten derzeit unter 30 k€ statt „gibt es nicht für unter 30.000 Euro“. Und wer etwas Zeit hat oder selbst mit Hand anlegt oder die Module selbst beschafft und nur vom Solateur prüfen und anschließen lässt, kommt auf unter 25.000 € (sogar unter 20 k€ sind für begabte Handwerker möglich). Quelle: Eigene Rechnung meines (teuren) Solateurs, diverse Angebote schlechterer Anlagen und Angebote in Facebook-Gruppen.

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    • Franz W. Rother

      Studieren Sie mal die Ausschreibungbedingungen. Sie werden kann feststellen, dass Eigenleistungen ausdrücklich nicht erlaubt sind, die Gewerke an Fachbetriebe vergeben werden müssen.

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