Verbote sind furchtbar, keine Frage. Denn wer verbieten muss, hat meist keine überzeugenden Argumente. Im Falle des Elektrorollers ist das aber anders: Es gibt keinen Grund mehr für die Herstellung von Rollern mit Verbrennern, außer alter Gewohnheit.

Zunächst: Gerade bei kleinen Maschinen bis 50 km/h, die mit fast jedem Führerschein gefahren werden dürfen, werden immer noch Zweitakter ohne Katalysator verkauft. Das Benzin-Öl-Gemisch sorgt für mehr Abgase, als manches Auto ausstößt, etwa Feinstaub und Benzol. Verbrauchen ja auch gerne mal drei, vier Liter, die kleinen Brummer.

Anders als Dieselkombis mit Schummelsoftware fahren Roller aber nur durch städtisches Gebiet, höchstens mal über eine Landstraße. Und die Abgase sind nicht die einzigen Emissionen, die innerorts nerven, denn die alten Roller sind immer noch: laut. Was wir in Italien romantisch finden mögen, ist in der Kölner Innenstadt, im Münchner Vorort oder entlang der Landstraße Gladbeck morgens um sechs nur noch nervig.

Bessere Luft, weniger Lärm, mehr Fahrspaß

Elektroroller sind deutlich sauberer und leiser. Und haben den großen Vorteil, dass sie an keiner Ladesäule geladen werden müssen. Viele Modelle passen in den Hausflur, lassen sich per Kabel durchs Fenster laden oder haben einen austauschbaren Akku.

Damit einher geht der zweite große Vorteil: Sie lassen sich daheim mit Ökostrom laden. (Unter uns: Wer im Jahre 2017 zuhause noch keinen grünen Strom bezieht, wird im nächsten Leben ohnehin als Pelikan in den Ölteppichen des Golfs von Mexiko wiedergeboren.)

Und es gibt noch einen dritten Vorteil, den E-Roller gegenüber E-Autos haben: Sie sind billiger als Verbrenner. Der deutsche Vorzeige-E-Roller Unu kostet selbst in bester Ausstattung keinen Cent mehr als eine Einstiegs-Vespa.

Strom ist günstiger als Benzin

Und im laufenden Betrieb sind die Scooter deutlich günstiger, je nach Fahrprofil bleibt man bei den Kosten unter 100 Euro im Jahr – inklusive Steuern und Vollkasko. Beim Treibstoffverbrauch eines Zweitakters ist das Geld schon nach 50 Kilometern aufgebraucht. Wer es noch billiger will, kauft sich einen chinesischen Import-E-Roller und kommt von Anfang an günstiger weg.

Sauberer, leiser, billiger, praktischer – warum gibt es in Deutschland also immer noch rund 850.000 klassische Roller im Segment bis zu 125 ccm Hubraum? Im Vergleich zu mageren 15.000 E-Rollern?

Die Grünen hatten schon 2010 vorgeschlagen, ab 2015 nur noch E-Roller zuzulassen und 2020 Zweitakter einzuziehen. Doppelt ungeschickt: Die politische Konkurrenz ritt genüsslich auf dem schlechten Image der Verbotspartei herum, das Thema war zudem verbrannt. Trotzdem gaben sogar FDP-Verkehrspolitiker zu Protokoll: Eigentlich müsse sich der E-Roller durchsetzen. Das hat er bis heute nicht. Auch, weil besagte Politiker untätig geblieben sind.

Halbwegs strenge Abgasgrenzen im Rahmen der Euro-Normen werden nach und nach erst seit 2016 eingeführt. Für ausgewählte Emissionen, CO2 beispielsweise ist ausgenommen. Warum eigentlich? Gerade Rollerfahren dürften an zunehmenden Wetterkapriolen, die der Klimawandel mit sich bringt, kein Interesse haben.

Einstieg in die Mobilität muss auch elektrisch sein

Der Roller ist bequem, für viele junge Menschen der Einstieg in die motorisierte Mobilität und bei gutem Wetter bequem, praktisch und macht Spaß – keine Frage. Gerade für diese Zielgruppe ist die Marke wichtig, vielleicht auch der Sound, ein E-Antrieb ist noch etwas ganz Fremdes und manche Eltern, die den ersten Roller kaufen, trauen sich nicht an Experimente. Sorry, das ist spießig – und nach der ersten Testfahrt auch egal, zu eindrucksvoll ist die flüsterleise Beschleunigung.

Manch Roller-Purist würde eher in den motorisierten Wiederstand gehen als auf die liebgewonnene Lambretta zu verzichten. Auch ok: einfach die Steuer erhöhen, dafür ist sie schließlich da. Ein Aus-dem-Verkehr-ziehen ist dann gar nicht nötig, das eingesammelte Geld reicht.

Denn wenn neben dem ersten Schritt – den Neuverkauf zu verbieten – auch ein Anreiz für den Umstieg kommt, dann dürften viele Rollerkäufer eben doch ins Grübeln kommen. Warum nicht eine Umstiegsprämie für alle? Denn wenn der Staat im Gegenzug 10 Prozent des Kaufpreises bis 2500 Euro dazugibt, dann kostet das magere 250 Euro, insgesamt vielleicht ein paar Millionen Euro – aber viel günstiger lässt sich die Luft in den Städten nicht sauberer machen.

Bei solchen Preisen muss keiner zum gebrauchten Zweitakter greifen. Zudem schafft man so Neugier auf den neuen Antrieb und am Ende profitieren auch Importeure, Händler und Zulieferer wie Bosch, die auch für manchen China-Import den Antrieb liefern. Schrauber dürfen weiter schrauben, der Rest steigt auf den sauberen Antrieb um und spart sogar Geld. Wann hatte ein Verbot schon einmal so viele Gewinner? Eben.

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7 Kommentare

  1. Thomas Nickel

    Viele Vergleiche hinken, die Faktenlage auch, wie schon kommentiert, Vollkasko für unter 100€? Die meisten Versicherer bieten max. Teilkasko an und das oft über 100€. Steuer können sie gerne verdreifachen, 3*0€=0€ Roller bis 125ccm sind steuerbefreit.

    Was sich inzwischen rumgesprochen haben dürfte, Elektroantriebe sind auch nur eine Zwischenlösung, zu wenig Lithium auf dem Erdball und dann noch die Gewinnung unter oftmals katastrophalen Umständen.

    Den Branchenprimus Vespa (wovon man auch noch einige 20-30Jahre alte Roller auf der Straße sieht) mit einem kleinen Startup wie NIU zu vergleichen, oder dann noch der erweiterte Vergleich mit Chinaroller, die Erfahrungsberichten nach 2-3 Jahre halten hinkt gewaltig.

    Roller laden in der Stadt? Da scheiden leider die schöneren E-Roller wie die Elektroschwalbe aus, welche einen fest erbauten Akku haben, und die Chinaspielzeuge und NIUs sind mir zu billig verarbeitet und von den Platzverhältnissen zu klein. (Nicht dick aber lang).
    Der Elektrorollermarkt bzw besser wäre H2-Rollermarkt steckt noch in den Kinderschuhen.

    Laut Autor werden Roller meist in der Stadt verwendet, ich bezweifel es. Denn dafür reicht wirklich das Fahrrad, womit man meist auch schneller ist (wohne in der Innenstadt von Köln). Und zum störenden Lärm in der Stadt, der stammt hauptsächlich von großen Autos und dicken Motorrädern mit Zubehörauspuffanlagen.

    Allerdings halte ich ein Verbot von zumindest neuen Zweitakter für Zeitgemäß. Viertaktroller haben sich seit vielen Jahren bewährt, haben eine etwas geringere Leistung, was aber wieder durch Verbrauch, weniger Betriebsgeräusche(bei unveränderter Abgasanlage) und geringere Abgase ausgeglichen wird.

    Mich beschleicht aber auch der Eindruck, dass der Autor ein Juppie ist, der in seiner kleinen Blase lebt und seine Sichtweisen für maßgeblich hält.
    Er stellt Behauptungen in den Raum die in sein Weltbild passen, ohne Realitätsabgleich. (Bsp: saubere Luft vor der Tür ja Bitte, Herstellungsbedingungen und Qualität der Erzeugnisse auf der anderen Seite des Erdballs sind unbekannt oder dem Autor egal.) Bitte besser recherchieren.

    Sarkastischen Funfakt zu den Karmapunkten und der Wiedergeburt als Pelikan bei einer Ölhaverie. In Deutschland kann man 100% Ökostrom beziehen, unterstützt damit aber die Massentierhaltung sofern man auch Strom aus Biomasse oder Gas bezieht. Einige Mastbetriebe verwenden die Exkremente und „Produktionsabfälle“ zur Vergärung und verkaufen den später daraus hergestellten Strom ist offiziell grün und nachhaltig 😀

    P.S. Ich hoffe der Autor gehört nicht zu denen, die erst in ein Szenebezirk gezogen sind, dort sesshaft geworden sind und die sich jetzt über die Clubs beschweren.

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  2. Max

    Sorry, aber kann es sein, dass der Horizont des Autors am Ende der eigenen Straße endet? Welcher E-Roller fährt denn 270 km am Stück mit Tempo 90? Macht meine 4-getaktete mit geregeltem Kat ausgestattete Vespa GTS 125 problemlos. Wenns sein muss (und wenn ich ins Herkunftsland der Vespa fahre, muss es), dann macht sie mit einem Tankstopp auch die 550 km zur Adria. Dafür habe ich kein Auto, das dreimal soviel Sprit brauchen würde. Für Fahrten in der Stadt brauche ich keinen Motor. Da genügt das Fahrrad.

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  3. Sascha

    Ich habe bisher keinen schönen Elektro Roller gesehen. Dazu ist eine Anschaffung eines Neufahrzeuge weitaus teurer als ein gebrauchter 50ccm 2t Roller.

    Mir muss erstmal eine vernünftige und gut aussehende alternative zu meinem Peugeot Jetforce c-tech geboten werden, bevor ich an einem Umstieg denke.

    Vollkasko beim 50er? Gibt es meines Wissens nach garnicht. Ich wollte eine haben. DEVK, ADAC und die HUK haben nur Teilkasko mit 150€ Selbstbeteiligung.

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  4. Tutnichtszur Sache

    Zeig mir mal die VOLLKASKO
    für 50er Roller unter 100€.

    2Takter haben keinen Katalysator, mhh ja klar…
    Seit Euro 1 Norm Ende der 90er haben sie alle einen.
    Und klar, ich schleppe meinen 120-130kg Roller die Treppe hoch in den Hausflur und lasse ihn da stehen um ihn zu laden.
    Da hat bestimmt die Hausverwaltung nix dagegen wenn man einen Fluchtweg blockiert.

    Aber was soll man dazu sagen, wenn einem die Ideologie das Hirn verbrennt und man nicht neutral denken kann.

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    • Torschtl

      Katalysator hin oder her, diese Verbrenner-Mopeds hinterlassen einfach einen üblen Gestank (mit viel Benzol und andere Schadstoffen) und machen wahnsinnig Lärm, das kann einfach nicht gesund sein.

      Für das Problem mit dem Laden gibt es schon eine Lösung: Herausnehmbare Akkus. Die nimmt aus dem Moped und trägt sie zum Laden in die Wohnung.

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      • Außer Pesen nix gewesen

        Wenn man jetzt auf Gestank und Lärm eingeht muss man jeden Diesel LKW und jede Harley bzw. jedes andere Motorrad einziehen, ebenso so alle Motoren mit mehr als 4 Zylindern, da alle dieser genannten Fahrzeuge eine höhere Dezibel Zahl an den Tag legen. Es ist die Frequenz, durch die sich viele gestört fühlen. Mal drüber nachdenken, wenn wieder Erdbeben-gleich ein 40 Tonner ein Schlagloch mitnimmt. Ja 2 Takter sind unbeliebt, wir haben es verstanden. Aber es gibt wirklich nur urhässliche E-Modelle außer der 7000€ teuren Vespa Elettrica.

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  5. Markus

    Meine volle Unterstützung! Der klassische Roller ist nicht nur vollkommen überflüssig und aus ökologischer Sicht Schwachsinn, er ist selbst auf dem Land einfach nur super nervig. Es gibt kaum einen Spaziergang bei dem nicht einer dieser Stinker den Feldweg als Abkürzung missbraucht. Auch wenn es eigentlich bei den E-Rollern genauso verboten ist da herumzufahren, würde es mich deutlich weniger stören (solang keiner zu Schaden kommt). Eine Verbots-Petition würde ich sofort unterschreiben!

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