Mein Bruder hält mich für verrückt, weil ich mir gerade jetzt einen Tesla zugelegt habe. Er hat seine Firma unter vielen Entbehrungen ohne Fremdkapital aufgebaut. Und kann nicht verstehen, wie ein Unternehmen aus dem Silicon Valley seit nunmehr anderthalb Jahrzehnten ohne Profite überleben kann.
Zwei Jahre ist es jetzt her, seit ich bei der Premiere in Los Angeles im Prototypen des Tesla Model 3 saß, mit Chefingenieur Doug Field am Steuer. Und danach wie 400.000 andere Interessenten mir ein Exemplar gegen 1000 Dollar Anzahlung reservierte. 12 Jahre sind vergangen, seit Tesla-Gründer Martin Eberhard mir den ersten Prototyp des Tesla Roadsters zeigte und über die Schwierigkeiten berichtete, im Silicon Valley dafür Wagniskapital einzuwerben. Nur Elon Musk war bereit, eine größere Summe zu investieren. Musk und Eberhard sind schon lange schwer über Kreuz. Nach einem Gastspiel bei Volkswagen baut Eberhard mit SF Motors gerade einen neuen Elektroauto-Hersteller auf.
Seit dem Treffen mit ihm liebäugele ich damit, mir einen Tesla zuzulegen. Doch die bisherigen Modelle waren mir schlicht zu teuer. Auch das Model 3 ist trotz großzügiger Förderung in den USA – hier in Kalifornien je nach Wohnort mit bis zu 12.500 Dollar – kein günstiges Auto, zumindest in der Startversion.
Was wird aus Tesla?
Aber nun steht es in meiner Garage. Über die Erfahrungen beim Abholen und die ersten Eindrücke berichten wir in der neuesten Ausgabe von Edison. Hier auf der Website von Edison will ich regelmässig meine Alltagserfahrungen mit dem Wagen schildern und generell wie in Kalifornien das Auto geprägt wird. Im nächsten Jahr soll das Model 3 auch nach Deutschland kommen.
Wie und in welcher Form dann sein Anbieter dastehen wird, weiß ich nicht. Wie rote Fäden wirken sich Gerüchte über den baldigen Bankrott durch die Geschichte von Tesla. Einmal hat sogar Daimler-Chef Dieter Zetsche das Unternehmen durch seinen Einstieg gerettet. Daimler ist eins der wenigen Unternehmen, die durch Tesla kräftig verdient haben – durch den Verkauf der Firmen-Anteile .
Momentan kommt es durch die Milliarden-Ausgaben für das Hochfahren der Fertigung des Model 3, die Verzögerungen dabei, Rückrufe beim Model S wegen rostiger Schrauben, geliefert vom deutschen Zulieferer Bosch, einen spektakulären Autounfall im Silicon Valley und Streitigkeiten über die Solarsparte besonders dick.
Ein befreundeter Unternehmensberater, eigentlich Optimist, wettet auf einen baldigen Tesla-Bankrott. Man könnte dagegenhalten, dass auch Apple Mitte der neunziger Jahre der Untergang prophezeit wurde, bevor es zum wertvollsten Unternehmen der Welt aufstieg. Andererseits hat Apple seine Produktion im Gegensatz zu Tesla völlig ausgelagert.
Den Platz in der Geschichte kann Tesla niemand nehmen. Aber das gilt auch für John DeLorean, der in den siebziger Jahren erfolglos einen neuen amerikanischen Autohersteller etablierte wollte. DeLorean ist eine Ikone, allerdings eine glücklose.