Ein Parkhaus mit über 70 Ladepunkten für Elektroautos weist eine durchschnittliche Auslastung von nur ein bis zwei Kilowattstunden (kWh) pro Ladepunkt und Tag auf. Trotz des hohen Investitionsaufwands für die Installation der Ladepunkte erwirtschaftet der Betreiber bei einem Ladestrompreis von 65 Cent pro kWh und einem Einkaufspreis von 30 Cent pro kWh lediglich einen täglichen Rohertrag von 70 Cent pro Ladepunkt. So wird kein Geschäftsmodell daraus.
Zumal es in Deutschland Jahre dauern kann, bis die Netzanschlüsse für das Ladenetz hergestellt sind, wie die schwedische Möbelhauskette Ikea schmerzlich feststellen muss. Das Unternehmen wollte zusammen mit dem Technik-Partner Mer in diesem Jahr sämtliche Filialen mit Schnellladepunkten für E-Autos ausrüsten und muss die Pläne trotz Geld und gutem Willen nun aufschieben, weil vielerorts die Netzkapazitäten dafür nicht ausreichen.
Sebastian Heinz schlägt vor dem Hintergrund eine andere Strategie vor – die Kombination von Ladestationen mit stationären Pufferspeichern. In einem Gastbeitrag für EDISON schildert er die Vorteile, die sich daraus ergeben.
Was wäre, wenn Tankstellen kein Benzin lagern dürften? Dann müsste jede Zapfsäule direkt mit der Erdölraffinerie verbunden sein. Klingt abwegig? Ist es auch. Ähnlich absurd ist der aktuelle Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland. Anstatt – wie bei Tankstellen üblich – auf Pufferspeicher zu setzen, werden Ladepunkte „netzzentrisch“ direkt ans Stromnetz angeschlossen, quasi direkt an die „Strom-Raffinerie“.
Speicher schaffen neue Einnahmequellen
Der netzzentrische Ausbau ist wie ein ökonomisches Kartenhaus: Die gesamte Stabilität ruht für Ladeinfrastruktur-Betreiber auf der einzigen Karte des Ladestromverkaufs. Wackelt diese Karte, stürzt das ganze Konstrukt zusammen. Ein wirtschaftliches Hochrisikospiel, bei dem sich Preisrisiken, Auslastungsrisiken und Lademengenrisiken addieren. Hohe Ladestrompreise für die E-Auto-Fahrer sind die unweigerliche Konsequenz.
Was wäre, wenn wir die Vorteile von Pufferspeichern an der herkömmlichen Tankstelle auf die Ladeinfrastruktur übertragen?
Der Einsatz von Speichertechnologien bietet eine Reihe von Vorteilen für die Ladeinfrastruktur und das Stromnetz:
- Effizientere Nutzung der Infrastruktur: Durch die Integration von Speichern kann die vorhandene Netzinfrastruktur optimal genutzt werden. Lastspitzen werden abgefangen und die Netzstabilität erhöht, wodurch der Netzausbaubedarf sinkt und der Ladeinfrastrukturausbau beschleunigt werden kann. Dies führt zu erheblichen Kosteneinsparungen beim Netzausbau und letztendlich zu niedrigeren Netzentgelten.
- Neue Erlösquellen für Betreiber: Speicher eröffnen Betreibern von Ladeinfrastruktur neue Geschäftsmöglichkeiten. Sie können durch Lastspitzkappung, Eigenverbrauchsoptimierung, Arbitragegeschäfte und die Bereitstellung von Regelleistung zusätzliche Einnahmen generieren. Diese Ausweitung der Einnahmequellen reduziert die Abhängigkeit vom Ladestromverkauf und verbessert die Wirtschaftlichkeit für den Betreiber.
- Verbesserter Ladekomfort und günstigere Preise: Auch die Nutzer der Ladeinfrastruktur profitieren von der Integration von Speichern. Ein höherer Ladekomfort durch die dauerhafte Verfügbarkeit von Ladeleistung, mehr Ladesäulen und attraktivere Ladestrompreise sind die Folge.
Die Integration von Pufferspeichern in die Ladeinfrastruktur ermöglicht also den schnelleren und kostengünstigeren Ausbau. Sie reduziert die wirtschaftlichen Risiken für die Betreiber und bietet den Verbrauchern günstigere Preise, mehr Ladesäulen und einen höheren Ladekomfort. Darüber hinaus trägt sie maßgeblich zu einer besseren Integration erneuerbarer Energien bei. Eine Ladeinfrastruktur mit Pufferspeichern wird also nicht nur die Elektromobilität vorantreiben, sondern auch unser Energiesystem nachhaltig stärken.