Dass der Porsche Taycan aktuell zu den agilsten Elektroautos gehört, wird wohl niemand ernsthaft bezweifeln. So will es die Zuffenhausener Tradition, so steht es im Lastenheft auf Seite eins ganz oben. Diesen Punkt kann man ganz getrost abhaken. Schließlich ist das der Grund, weshalb bereits über 100.000 Exemplare des Porsche E-Renners verkauft wurden. Doch wie schaut es mit der Reichweite aus? Nehmen wir zum Beispiel den Taycan 4S, der in Deutschland bei den agilitätsaffinen Elektromobilisten. Schließlich bietet der 4S aus Sicht der Fans den besten Kompromiss zwischen Preis, Leistung und Reichweite.

Bei allen Agilitätsvorzügen, die der Porsche-Stromer hat, der König der Kilometerfresser war er nie. Zum Beispiel schaffte der Taycan 4S mit der 93,4 Kilowattstunden großen Performance-Plus-Batterie bisher maximal 464 Kilometer ohne nachzuladen. Nach einem weiteren Software-Update schafft er künftig 512 Kilometer – dank fünf Prozent mehr Effizienz. Das bekommen alle Autos umsonst, sie müssen dafür allerdings in die Werkstatt.

Neue Motoren- und Ladestrategie

Und das ist nicht alles. Auch die Ladeleistung verbessert sich, unter anderem aufgrund eines optimierten Thermomanagements. Dieses sorgt dafür, dass das Wohlfühlfenster der Batterie wächst und länger als bisher am High Power-Charger mit hoher Leistung Strom getankt werden kann. „Die absolute Ladezeit auf 80 Prozent in 22,5 Minuten hat sich nicht verändert“, heißt es bei Porsche. Allerdings komme man jetzt viel häufiger in den Genuss der maximalen Ladeleistung von 270 kW. „Sowohl die Fenster für die Batterietemperatur als auch den SOC wurden weiter geöffnet. Deshalb lädt der Taycan lädt auch dann schnell auf 80 Prozent SoC, wenn die Batterie nicht die perfekten 35 Grad oder nur zu fünf Prozent geladen ist. Auf Wunsch kann jetzt zudem ein 22 kW Onboard-Lader für das schnelle Stromtanken an der Wallbox oder an öffentlichen Ladesäulen im Stadtgebiet nachgerüstet werden.

Beim Motoreneinsatz findet zudem ein grundlegender Paradigmenwechsel statt. Als der Taycan 2019 auf den Markt kam, war man in Zuffenhausen der Meinung, dass es energetisch sinnvoller wäre, die stärkere E-Maschine an der Hinterachse zeitweilig stillzulegen und dem schwächeren Triebwerk vorne allein die Antriebsaufgabe zu überlassen. Jetzt dreht man die Sache um – und die Kraft wandert nach hinten. Bei der Sichtung der Erfahrungswerte hat man festgestellt, dass E-Maschinen ähnlich mühen wie Verbrennungsmotoren, wo ein Vierzylinder höher dreht als ein Sechszylinder, um ein schweres Auto zu bewegen. Und beim Taycan sitzt der stärkere von zwei Elektromotoren bekanntlich immer an der Hinterachse.

Ganz entspannt 
Bei einer kurzen Testfahrt mit einem Taycan 4S zeigte sich die Wirkung des Software-Updates in niedrigen Energieverbräuchen.
Ganz entspannt
Bei einer kurzen Testfahrt mit einem Taycan 4S zeigte sich die Wirkung des Software-Updates in niedrigen Energieverbräuchen.

So viel zur Theorie. Wir wollen natürlich wissen, wie sich die ganzen Änderungen im Alltagsverkehr auswirken. Wir haben dafür einen Taycan 4S mit der erwähnten 93,4 Kilowattstundenbatterie für eine kleine Testfahrt ausgewählt. Die Batterie ist zu 88 Prozent gefüllt und der Bordcomputer zeigt uns eine Reichweite von lediglich 322 Kilometern an. Allerdings errechnet die Software dies aufgrund des bisherigen Fahrstils. Den können wir nicht mehr beeinflussen, also setzen wir die Tages-Trip-Aufzeichnen zurück, wählen den energiesparenden Range-Modus und verabschieden uns in das hügelige Hinterland von Brescia zum Iseosee (Lago d’Iseo). Nach ein paar Kilometern auf der Autostrada geht es auf Land- und kleineren Straßen mit vielen Kehren bergauf und wieder runter.

Normverbrauch kommt in Reichweite

Nach 65,4 Kilometern haben wir unsere Fahrt beendet, die wir entspannt ohne Vollgas-Sprints absolviert haben. Die Akkus haben immer noch 71 Prozent Ladung, was uns noch nach Berechnungen des Computers 270 Kilometer weit bringen würde. Der Verbrauch pendelte sich auf 22,4 kWh/100 km ein. Das sind 3,8 kWh/100 km weniger als auf dem Datenblatt des Vorgängers angegeben. Zumal bei uns 21-Zoll-Reifen aufgezogen waren. Porsche selbst gibt beim Update-Taycan 4S in dieser Konfiguration einen Strom-Durst von 22,4 kWh/100 km an. Das nennen wir mal eine Punktlandung. Wir sind gespannt, was als Nächstes kommt.

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