Auf den ersten Blick meint man, einen Rolls-Royce Wraith vor sich zu haben. Doch auch wenn Fahrzeugklasse und Proportionen imposante Gemeinsamkeiten haben, werden die Verantwortlichen von Rolls-Royce nicht müde zu betonen, dass der „Spectre“ ein komplett neues Auto sei – natürlich elektrisch, elegant und sündhaft teuer. Genau genommen ersetzt das neue Modell auch nicht den Wraith, sondern das elegante Phantom Coupé.
„Spectre zeigt, wie perfekt die Marke für die Elektrifizierung geeignet ist. Sein vollelektrischer Antriebsstrang wird den anhaltenden Erfolg und die Relevanz der Marke sicherstellen. Gleichzeitig stärkt er alle Merkmale, die einen Rolls-Royce zu einem Rolls-Royce machen“, sagt Torsten Müller-Ötvös, der CEO von Rolls-Royce. Bereits im Jahre 1900 hatte Sir Charles Stewart Rolls, Mitbegründer von Rolls-Royce, von einem Elektromodell geträumt: „Das Elektroauto ist geräuschlos und sauber. Es gibt keinen Geruch oder Vibrationen. Sie sollten sehr nützlich werden, wenn feste Ladestationen eingerichtet werden können.“ Geld verdiente sein Unternehmen dann allerdings mit Autos, die von laufruhigen Benzinmotoren angetrieben wurden. Erst jetzt, über 120 Jahre später und unter BMW-Regie, startet die britische Luxusmarke das Elektro-Zeitalter.
Wie der Wraith ist der neue Spectre ein elegant gezeichneter Fastback mit sanft auslaufendem Heck. Seine Dimensionen sind schlicht gigantisch, denn durch die Länge von 5,45 Metern bietet er üppigen Platz für vier Personen. Der Zustieg erfolgt über zwei mächtige Tore, wie Rolls-Royce-typisch nach hinten aufschwingen. Auf Knopfdruck und mit Unterstützung von Elektromotoren.
„Erst in zweiter Linie ein Elektroauto“
Der Radstand beträgt 3,21 Metern, ist somit ebenso imposant wie das Fahrzeuggewicht, dass durch Allradantrieb und Akkupaket im Unterboden bei knapp unter drei Tonnen liegt. Durch die serienmäßige Allradlenkung reduziert sich der Wendekreis des über 430 kW (585 PS) starken Stromers auf 12,7 Meter. Mit seinem mehr als 100 kWh großen Batteriepaket soll die Reichweite bei 520 Kilometern liegen. Versprochen wird ein Normverbrauch von 21,5 kWh auf 100 Kilometer.
Im Alltagsverkehr dürfte er deutlich höher sein. Vor allem, wenn der Fahrer die Leistung des Elektroantriebs voll auskostet: In knapp 4,5 Sekunden geht es auf Tempo 100 und erst bei 250 km/h wird der Vortrieb elektronisch abgeregelt. Besonders umweltverträglich ist das nicht. Aber die Spectre-Organisation zeichnete sich in der Filmreihe James Bond ja auch nicht gerade durch Philanthropie aus. Müller-Ötvös: „Spectre ist in erster Linie ein Rolls-Royce und erst in zweiter Linie ein Elektrofahrzeug. Er ist der Beginn eines neuen Kapitels für unsere Marke, für unsere außergewöhnlichen Kunden und für die Luxusindustrie. Aus diesem Grund glaube ich, dass der Spectre das perfekteste Produkt ist, das Rolls-Royce je produziert hat.“
Das Design ist markentypisch – imposant, elegant, souverän und zeitlos. Breiter und flacher als man es kennt, präsentiert sich der von LED-Leuchten umrahmte Kühlergrill. Der elektrische Koloss rollt auf mächtigen 23-Zöllern und beeindruckt mit einer nicht enden wollenden Fensterlinie. Für maximalen Fahrkomfort soll das optimierte Planar-Federungssystem sorgen, für einen niedrigen Stromverbrauch ein glatter Unterboden und ein cW-Wert von 0,25.
Ab Herbst 2023 für etwa 400.000 Euro
Der Innenraum präsentiert sich überraschend klassisch – Displays, Applikationen und Bedienelemente kennt man ähnlich bereits aus den aktuellen Rolls-Royce-Modellen. Der bekannte Sternenhimmel wird beim Spectre noch um eine LED-Sternenlandschaft in den Tür- und Seitentafeln ergänzt. Reservierungen werden für den Stromer im XXL-Format ab sofort angenommen, die ersten Fahrzeugen sollen im Herbst kommenden Jahres auf die Straße rollen. Bleibt die Frage nach dem Preis. Genannt wird eine Summe um die 400.000 Euro. Damit würde der erste Elektro-Rolls genau zwischen Cullinan und Phantom einparken.